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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
hatten sie ein Kälbichen/ welches unter eines Baums Schatten lag/ mit dieser schrifftlichen
Andeutung: Im Schatten nähert sichs wol. Sechs Parther und vier Meden kahmen in ei-
ner Geselschafft mit Feur-rohten Harnischen voller silbernen Vögel/ die sich mit einander
bissen. Im Schilde stund ein Baum/ welcher zuoberst eine güldene Kron hatte/ und unten
umb denselben etliche Männer mit Axten/ welche ihn umhieben/ mit dieser Umschrifft:
Ruinam metuo fortis. Ich starker fürchte mich vor dem Fal. Auff dem Helme hieb ein Reuter
ein Bündlein Pfeile mit dem Säbel in stücken/ dabey diese Worte stunden: Acinaces Sa-
gittas domat.
Der Medische Säbel zähmet die Pfeile. Endlich fprengete die zehnde Gesel-
schafft/ von 8 Wenden versamlet/ auch herzu/ mit schwarzgelbichten Harnischen voller
leibfarben Rosen. Im Schilde lag ein blutiger abgehauener Büffels Kopff/ mit dieser
Umschrifft: Zu hefftig machet rasend. Den Helm zierete ein geflügelter Drache/ auff dessen
Brust diese Worte stunden: Schleunigkeit machet den Eifer glüklich. Diese zehn Geselschaff-
ten stelleten sich kurz eine nach der andern vor die annoch verschlossene Schranken/ und
macheten ingesamt 86 Ritter/ deren etliche wol 30 Feldschlachten und Scharmützeln bey-
gewohnet hatten/ und ob sich gleich dazumahl etliche tausend Ritter in der Gegend auff-
hielten/ wolte doch dißmahl sich keiner mehr stellen/ weil sie mehrenteils argwohneten/ die
Königliche Helden würden mit stechen. Nun wolte kein Häuflein vor dem andern in die
Schranken reiten/ da sie geöffnet wurden/ damit sie nicht vor hochmühtig angesehen wür-
den/ deßwegen ihnen von den Richtern gebohten ward in der Ordnung einzuziehen/ wie sie
nach einander ankommen wahren/ und hatten demnach die Teutschen den Vorzug/ die sich
gleich gegen ihren König Henrich über stelleten/ und daselbst Stand fasseten. Ihnen fol-
geten die Pannonier/ und setzeten sich diesen gerade entgegen. Die Franken stelleten sich hin
zu den Sachsen Teutschen/ und nahmen die Römer nähest denen ihren Stand. Die Däh-
nen geselleten sich zu den Pannoniern/ und blieben die Friesen auch bey denselben; aber die
Böhmen stelleten sich den Römern an die Seite; da hingegen die Schweden sich zu den
Friesen tahten. Die Parther und Meden blieben bey den Böhmen/ und die Wenden lies-
sen sich gefallen/ die andere Seite nebest den Schweden zuschliessen. Nun wahr nicht al-
lein die Gleicheit der Waffen in jeder absonderlicher Geselschaft lustig anzusehen/ sondern
es stund sehr artig/ daß ein jeder Ritter eine Feldbinde sonderlicher art/ und teils einfälti-
ger/ teils gemengeter Farben führete/ dabey er kunte vor andern erkennet werden. Weil
dann niemand mehr zu den Schranken hinein begehrete/ ward drey mahl auffgeklopffet/
und folgende Gesetze abgelesen:

I. So jemand unter den Stechern gefunden würde/ der nicht entweder Herrn Standes/ oder
auffs minste gutes gebohrnen oder gemacheten Adels (der gleichwol in vier Feldschlachten gewest wäh-
re) solte er Harnisch/ Gewehr und Pferd verlohren haben/ und zu Fusse aus den Schranken gehen/
wiewol ohn Verletzung seiner Ehren.
II. Wer eines Ehebruchs/ Mordes/ Diebstahls/ Meinäides/ Verleumdung/ Verrähterey
oder Jungfern-Schändung könte überzeuget werden/ und bey diesem Ritterspiel sich finden liesse/
solte des Ritterordens als Ehrloß entsetzet seyn/ und sechs Streiche leiden.
III. Wer hinterlistig stechen/ oder verbohtene Zäubersachen bey sich haben/ oder seines Gege-
ners Pferd vorsezlich treffen und beschädigen würde/ solte wilkührlich/ und nach Befindung/ sehr hart
gestraffet werden.
IV. Ein

Achtes Buch.
hatten ſie ein Kaͤlbichen/ welches unter eines Baums Schatten lag/ mit dieſer ſchrifftlichẽ
Andeutung: Im Schatten naͤhert ſichs wol. Sechs Parther und vier Meden kahmen in ei-
ner Geſelſchafft mit Feur-rohten Harniſchen voller ſilbernen Voͤgel/ die ſich mit einander
biſſen. Im Schilde ſtund ein Baum/ welcher zuoberſt eine guͤldene Kron hatte/ und unten
umb denſelben etliche Maͤnner mit Axten/ welche ihn umhieben/ mit dieſer Umſchrifft:
Ruinam metuo fortis. Ich ſtarker fuͤrchte mich vor dem Fal. Auff dem Helme hieb ein Reuter
ein Buͤndlein Pfeile mit dem Saͤbel in ſtuͤcken/ dabey dieſe Worte ſtunden: Acinaces Sa-
gittas domat.
Der Mediſche Saͤbel zaͤhmet die Pfeile. Endlich fprengete die zehnde Geſel-
ſchafft/ von 8 Wenden verſamlet/ auch herzu/ mit ſchwarzgelbichten Harniſchen voller
leibfarben Roſen. Im Schilde lag ein blutiger abgehauener Buͤffels Kopff/ mit dieſer
Umſchrifft: Zu hefftig machet raſend. Den Helm zierete ein gefluͤgelter Drache/ auff deſſen
Bruſt dieſe Worte ſtunden: Schleunigkeit machet den Eifer gluͤklich. Dieſe zehn Geſelſchaff-
ten ſtelleten ſich kurz eine nach der andern vor die annoch verſchloſſene Schranken/ und
macheten ingeſamt 86 Ritter/ deren etliche wol 30 Feldſchlachten und Scharmuͤtzeln bey-
gewohnet hatten/ und ob ſich gleich dazumahl etliche tauſend Ritter in der Gegend auff-
hielten/ wolte doch dißmahl ſich keiner mehr ſtellen/ weil ſie mehrenteils argwohneten/ die
Koͤnigliche Helden wuͤrden mit ſtechen. Nun wolte kein Haͤuflein vor dem andern in die
Schranken reiten/ da ſie geoͤffnet wurden/ damit ſie nicht vor hochmuͤhtig angeſehen wür-
den/ deßwegen ihnen von den Richtern gebohten ward in der Ordnung einzuziehen/ wie ſie
nach einander ankommen wahren/ und hatten demnach die Teutſchen den Vorzug/ die ſich
gleich gegen ihren Koͤnig Henrich uͤber ſtelleten/ und daſelbſt Stand faſſeten. Ihnen fol-
geten die Pannonier/ und ſetzeten ſich dieſen gerade entgegen. Die Franken ſtelleten ſich hin
zu den Sachſen Teutſchen/ und nahmen die Roͤmer naͤheſt denen ihren Stand. Die Daͤh-
nen geſelleten ſich zu den Pannoniern/ und blieben die Frieſen auch bey denſelben; aber die
Boͤhmen ſtelleten ſich den Roͤmern an die Seite; da hingegen die Schweden ſich zu den
Frieſen tahten. Die Parther und Meden blieben bey den Boͤhmen/ und die Wenden lieſ-
ſen ſich gefallen/ die andere Seite nebeſt den Schweden zuſchlieſſen. Nun wahr nicht al-
lein die Gleicheit der Waffen in jeder abſonderlicher Geſelſchaft luſtig anzuſehen/ ſondern
es ſtund ſehr artig/ daß ein jeder Ritter eine Feldbinde ſonderlicher art/ und teils einfaͤlti-
ger/ teils gemengeter Farben fuͤhrete/ dabey er kunte vor andern erkennet werden. Weil
dann niemand mehr zu den Schranken hinein begehrete/ ward drey mahl auffgeklopffet/
und folgende Geſetze abgeleſen:

I. So jemand unter den Stechern gefunden wuͤrde/ der nicht entweder Herrn Standes/ oder
auffs minſte gutes gebohrnen oder gemacheten Adels (der gleichwol in vier Feldſchlachten geweſt waͤh-
re) ſolte er Harniſch/ Gewehr und Pferd verlohren haben/ und zu Fuſſe aus den Schranken gehen/
wiewol ohn Verletzung ſeiner Ehren.
II. Wer eines Ehebruchs/ Mordes/ Diebſtahls/ Meinaͤides/ Verleumdung/ Verraͤhterey
oder Jungfern-Schaͤndung koͤnte uͤberzeuget werden/ und bey dieſem Ritterſpiel ſich finden lieſſe/
ſolte des Ritterordens als Ehrloß entſetzet ſeyn/ und ſechs Streiche leiden.
III. Wer hinterliſtig ſtechen/ oder verbohtene Zaͤuberſachen bey ſich haben/ oder ſeines Gege-
ners Pferd vorſezlich treffen und beſchaͤdigen wuͤrde/ ſolte wilkuͤhrlich/ und nach Befindung/ ſehr hart
geſtraffet werden.
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[910/0916] Achtes Buch. hatten ſie ein Kaͤlbichen/ welches unter eines Baums Schatten lag/ mit dieſer ſchrifftlichẽ Andeutung: Im Schatten naͤhert ſichs wol. Sechs Parther und vier Meden kahmen in ei- ner Geſelſchafft mit Feur-rohten Harniſchen voller ſilbernen Voͤgel/ die ſich mit einander biſſen. Im Schilde ſtund ein Baum/ welcher zuoberſt eine guͤldene Kron hatte/ und unten umb denſelben etliche Maͤnner mit Axten/ welche ihn umhieben/ mit dieſer Umſchrifft: Ruinam metuo fortis. Ich ſtarker fuͤrchte mich vor dem Fal. Auff dem Helme hieb ein Reuter ein Buͤndlein Pfeile mit dem Saͤbel in ſtuͤcken/ dabey dieſe Worte ſtunden: Acinaces Sa- gittas domat. Der Mediſche Saͤbel zaͤhmet die Pfeile. Endlich fprengete die zehnde Geſel- ſchafft/ von 8 Wenden verſamlet/ auch herzu/ mit ſchwarzgelbichten Harniſchen voller leibfarben Roſen. Im Schilde lag ein blutiger abgehauener Buͤffels Kopff/ mit dieſer Umſchrifft: Zu hefftig machet raſend. Den Helm zierete ein gefluͤgelter Drache/ auff deſſen Bruſt dieſe Worte ſtunden: Schleunigkeit machet den Eifer gluͤklich. Dieſe zehn Geſelſchaff- ten ſtelleten ſich kurz eine nach der andern vor die annoch verſchloſſene Schranken/ und macheten ingeſamt 86 Ritter/ deren etliche wol 30 Feldſchlachten und Scharmuͤtzeln bey- gewohnet hatten/ und ob ſich gleich dazumahl etliche tauſend Ritter in der Gegend auff- hielten/ wolte doch dißmahl ſich keiner mehr ſtellen/ weil ſie mehrenteils argwohneten/ die Koͤnigliche Helden wuͤrden mit ſtechen. Nun wolte kein Haͤuflein vor dem andern in die Schranken reiten/ da ſie geoͤffnet wurden/ damit ſie nicht vor hochmuͤhtig angeſehen wür- den/ deßwegen ihnen von den Richtern gebohten ward in der Ordnung einzuziehen/ wie ſie nach einander ankommen wahren/ und hatten demnach die Teutſchen den Vorzug/ die ſich gleich gegen ihren Koͤnig Henrich uͤber ſtelleten/ und daſelbſt Stand faſſeten. Ihnen fol- geten die Pannonier/ und ſetzeten ſich dieſen gerade entgegen. Die Franken ſtelleten ſich hin zu den Sachſen Teutſchen/ und nahmen die Roͤmer naͤheſt denen ihren Stand. Die Daͤh- nen geſelleten ſich zu den Pannoniern/ und blieben die Frieſen auch bey denſelben; aber die Boͤhmen ſtelleten ſich den Roͤmern an die Seite; da hingegen die Schweden ſich zu den Frieſen tahten. Die Parther und Meden blieben bey den Boͤhmen/ und die Wenden lieſ- ſen ſich gefallen/ die andere Seite nebeſt den Schweden zuſchlieſſen. Nun wahr nicht al- lein die Gleicheit der Waffen in jeder abſonderlicher Geſelſchaft luſtig anzuſehen/ ſondern es ſtund ſehr artig/ daß ein jeder Ritter eine Feldbinde ſonderlicher art/ und teils einfaͤlti- ger/ teils gemengeter Farben fuͤhrete/ dabey er kunte vor andern erkennet werden. Weil dann niemand mehr zu den Schranken hinein begehrete/ ward drey mahl auffgeklopffet/ und folgende Geſetze abgeleſen: I. So jemand unter den Stechern gefunden wuͤrde/ der nicht entweder Herrn Standes/ oder auffs minſte gutes gebohrnen oder gemacheten Adels (der gleichwol in vier Feldſchlachten geweſt waͤh- re) ſolte er Harniſch/ Gewehr und Pferd verlohren haben/ und zu Fuſſe aus den Schranken gehen/ wiewol ohn Verletzung ſeiner Ehren. II. Wer eines Ehebruchs/ Mordes/ Diebſtahls/ Meinaͤides/ Verleumdung/ Verraͤhterey oder Jungfern-Schaͤndung koͤnte uͤberzeuget werden/ und bey dieſem Ritterſpiel ſich finden lieſſe/ ſolte des Ritterordens als Ehrloß entſetzet ſeyn/ und ſechs Streiche leiden. III. Wer hinterliſtig ſtechen/ oder verbohtene Zaͤuberſachen bey ſich haben/ oder ſeines Gege- ners Pferd vorſezlich treffen und beſchaͤdigen wuͤrde/ ſolte wilkuͤhrlich/ und nach Befindung/ ſehr hart geſtraffet werden. IV. Ein

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 910. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/916>, abgerufen am 22.11.2024.