großen Formenreichtum, den gerade dieses Betriebssystem aufweist.
Das Wesentliche ist und bleibt bei demselben immer, daß das gewerbliche Produkt, ehe es in den Konsum ge- langt, Warenkapital, d. h. Erwerbsmittel für eine oder mehrere kaufmännische Zwischenpersonen wird. Mag der Verleger das Produkt auf den Weltmarkt bringen, mag er in der Stadt ein Verkaufsmagazin halten, mag er die Ware fertig zum Verschleiß vom Hausarbeiter empfangen, mag er sie einer letzten Appretur unterwerfen; mag der Arbeiter sich Meister nennen und Gesellen halten, mag er nebenbei Landwirtschaft treiben -- immer wird der Hausindustrielle von dem eigentlichen Markte seines Produkts und von der Kenntnis der Marktverhältnisse weit entfernt sein, und darin liegt die Hauptursache seiner trostlosen Schwäche.
Hat beim Verlag das Kapital sich bloß des Vertriebs der Produkte bemächtigt, so ergreift dasselbe bei der Fab- rik den ganzen Produktionsprozeß. Der Verlag rafft, um die ihm vorliegende Produktionsaufgabe zu bewältigen, eine große Zahl gleichartiger Arbeitskräfte lose zusammen, bestimmt die Richtung ihrer Produktion, die für jede an- nähernd die gleiche ist und läßt ihr Arbeitsprodukt wie in ein großes Reservoir zusammenfließen, ehe er es in alle Welt verschickt. Die Fabrik organisiert den ganzen Pro- duktionsprozeß; sie faßt verschiedenartige Arbeiter in gegen- seitiger Ueber- und Unterordnung zu einer einheitlichen wohldisziplinierten Körperschaft zusammen, vereinigt sie in
großen Formenreichtum, den gerade dieſes Betriebsſyſtem aufweiſt.
Das Weſentliche iſt und bleibt bei demſelben immer, daß das gewerbliche Produkt, ehe es in den Konſum ge- langt, Warenkapital, d. h. Erwerbsmittel für eine oder mehrere kaufmänniſche Zwiſchenperſonen wird. Mag der Verleger das Produkt auf den Weltmarkt bringen, mag er in der Stadt ein Verkaufsmagazin halten, mag er die Ware fertig zum Verſchleiß vom Hausarbeiter empfangen, mag er ſie einer letzten Appretur unterwerfen; mag der Arbeiter ſich Meiſter nennen und Geſellen halten, mag er nebenbei Landwirtſchaft treiben — immer wird der Hausinduſtrielle von dem eigentlichen Markte ſeines Produkts und von der Kenntnis der Marktverhältniſſe weit entfernt ſein, und darin liegt die Haupturſache ſeiner troſtloſen Schwäche.
Hat beim Verlag das Kapital ſich bloß des Vertriebs der Produkte bemächtigt, ſo ergreift dasſelbe bei der Fab- rik den ganzen Produktionsprozeß. Der Verlag rafft, um die ihm vorliegende Produktionsaufgabe zu bewältigen, eine große Zahl gleichartiger Arbeitskräfte loſe zuſammen, beſtimmt die Richtung ihrer Produktion, die für jede an- nähernd die gleiche iſt und läßt ihr Arbeitsprodukt wie in ein großes Reſervoir zuſammenfließen, ehe er es in alle Welt verſchickt. Die Fabrik organiſiert den ganzen Pro- duktionsprozeß; ſie faßt verſchiedenartige Arbeiter in gegen- ſeitiger Ueber- und Unterordnung zu einer einheitlichen wohldisziplinierten Körperſchaft zuſammen, vereinigt ſie in
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großen Formenreichtum, den gerade dieſes Betriebsſyſtem
aufweiſt.
Das Weſentliche iſt und bleibt bei demſelben immer,
daß das gewerbliche Produkt, ehe es in den Konſum ge-
langt, Warenkapital, d. h. Erwerbsmittel für eine oder
mehrere kaufmänniſche Zwiſchenperſonen wird. Mag der
Verleger das Produkt auf den Weltmarkt bringen, mag er
in der Stadt ein Verkaufsmagazin halten, mag er die Ware
fertig zum Verſchleiß vom Hausarbeiter empfangen, mag
er ſie einer letzten Appretur unterwerfen; mag der Arbeiter
ſich Meiſter nennen und Geſellen halten, mag er nebenbei
Landwirtſchaft treiben — immer wird der Hausinduſtrielle
von dem eigentlichen Markte ſeines Produkts und von der
Kenntnis der Marktverhältniſſe weit entfernt ſein, und
darin liegt die Haupturſache ſeiner troſtloſen Schwäche.
Hat beim Verlag das Kapital ſich bloß des Vertriebs
der Produkte bemächtigt, ſo ergreift dasſelbe bei der Fab-
rik den ganzen Produktionsprozeß. Der Verlag rafft,
um die ihm vorliegende Produktionsaufgabe zu bewältigen,
eine große Zahl gleichartiger Arbeitskräfte loſe zuſammen,
beſtimmt die Richtung ihrer Produktion, die für jede an-
nähernd die gleiche iſt und läßt ihr Arbeitsprodukt wie in
ein großes Reſervoir zuſammenfließen, ehe er es in alle
Welt verſchickt. Die Fabrik organiſiert den ganzen Pro-
duktionsprozeß; ſie faßt verſchiedenartige Arbeiter in gegen-
ſeitiger Ueber- und Unterordnung zu einer einheitlichen
wohldisziplinierten Körperſchaft zuſammen, vereinigt ſie in
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/129>, abgerufen am 16.02.2025.
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