werbebetriebe waren ausschließlich Kleinbetriebe. Wo ein Handwerk infolge des großen Umfangs seines Produktions- gebietes größeres Kapital erforderlich machte, da griff man nicht zum Großbetrieb mit Arbeitszerlegung, sondern zur Berufsteilung, durch welche das Kapitalerfordernis be- schränkt, der Betrieb klein erhalten wurde.
Wie man sieht ist jeder Schritt, den die mittelalterliche Arbeitsteilung im Gewerbe machte, vom Vermögensbesitz abhängig. Und nicht anders ist es mit dem Handel. Der mittelalterliche Handelsstand entsteht aus dem Stande der städtischen Grundeigentümer, die durch Einführung der Häuserleihe und des Rentkaufs zu Besitzern mobilen Kapitals geworden waren. Aus diesem Stande von städti- schen Rentnern und Handelsherren geht seit dem XVII. Jahr- hundert der heutige Fabrikantenstand hervor. Dadurch, daß dieselben den Gewerbebetrieb mit ihren Kapitalien befruchten, entstehen die beiden neuen Formen der Arbeitsteilung: Arbeitszerlegung und Arbeitsverschiebung und die Produk- tionsteilung gelangt erst jetzt zu ihrer vollen Wirksamkeit. Jetzt erst wandern halbfertige Produkte in Massen von Werkstatt zu Werkstatt; in jedem Betriebe werden sie Kapital, in jedem wird an ihnen verdient; von Produktionsabschnitt zu Produktionsabschnitt werden neue Zinsen und Spesen hinzugeschlagen, werden Kapitalprofite an ihnen gemacht 1).
1) Den Zusammenhang des Kapitals mit der Arbeitsteilung hat Rodbertus ("Aus dem litter. Nachlaß" II, S. 255 ff.) in meister- hafter Weise dargelegt; aber er hat dabei die verschiedenen Arten der Arbeitsteilung nicht genügend unterschieden.
werbebetriebe waren ausſchließlich Kleinbetriebe. Wo ein Handwerk infolge des großen Umfangs ſeines Produktions- gebietes größeres Kapital erforderlich machte, da griff man nicht zum Großbetrieb mit Arbeitszerlegung, ſondern zur Berufsteilung, durch welche das Kapitalerfordernis be- ſchränkt, der Betrieb klein erhalten wurde.
Wie man ſieht iſt jeder Schritt, den die mittelalterliche Arbeitsteilung im Gewerbe machte, vom Vermögensbeſitz abhängig. Und nicht anders iſt es mit dem Handel. Der mittelalterliche Handelsſtand entſteht aus dem Stande der ſtädtiſchen Grundeigentümer, die durch Einführung der Häuſerleihe und des Rentkaufs zu Beſitzern mobilen Kapitals geworden waren. Aus dieſem Stande von ſtädti- ſchen Rentnern und Handelsherren geht ſeit dem XVII. Jahr- hundert der heutige Fabrikantenſtand hervor. Dadurch, daß dieſelben den Gewerbebetrieb mit ihren Kapitalien befruchten, entſtehen die beiden neuen Formen der Arbeitsteilung: Arbeitszerlegung und Arbeitsverſchiebung und die Produk- tionsteilung gelangt erſt jetzt zu ihrer vollen Wirkſamkeit. Jetzt erſt wandern halbfertige Produkte in Maſſen von Werkſtatt zu Werkſtatt; in jedem Betriebe werden ſie Kapital, in jedem wird an ihnen verdient; von Produktionsabſchnitt zu Produktionsabſchnitt werden neue Zinſen und Speſen hinzugeſchlagen, werden Kapitalprofite an ihnen gemacht 1).
1) Den Zuſammenhang des Kapitals mit der Arbeitsteilung hat Rodbertus („Aus dem litter. Nachlaß“ II, S. 255 ff.) in meiſter- hafter Weiſe dargelegt; aber er hat dabei die verſchiedenen Arten der Arbeitsteilung nicht genügend unterſchieden.
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werbebetriebe waren ausſchließlich Kleinbetriebe. Wo ein
Handwerk infolge des großen Umfangs ſeines Produktions-
gebietes größeres Kapital erforderlich machte, da griff man
nicht zum Großbetrieb mit Arbeitszerlegung, ſondern zur
Berufsteilung, durch welche das Kapitalerfordernis be-
ſchränkt, der Betrieb klein erhalten wurde.
Wie man ſieht iſt jeder Schritt, den die mittelalterliche
Arbeitsteilung im Gewerbe machte, vom Vermögensbeſitz
abhängig. Und nicht anders iſt es mit dem Handel. Der
mittelalterliche Handelsſtand entſteht aus dem Stande der
ſtädtiſchen Grundeigentümer, die durch Einführung der
Häuſerleihe und des Rentkaufs zu Beſitzern mobilen
Kapitals geworden waren. Aus dieſem Stande von ſtädti-
ſchen Rentnern und Handelsherren geht ſeit dem XVII. Jahr-
hundert der heutige Fabrikantenſtand hervor. Dadurch, daß
dieſelben den Gewerbebetrieb mit ihren Kapitalien befruchten,
entſtehen die beiden neuen Formen der Arbeitsteilung:
Arbeitszerlegung und Arbeitsverſchiebung und die Produk-
tionsteilung gelangt erſt jetzt zu ihrer vollen Wirkſamkeit.
Jetzt erſt wandern halbfertige Produkte in Maſſen von
Werkſtatt zu Werkſtatt; in jedem Betriebe werden ſie Kapital,
in jedem wird an ihnen verdient; von Produktionsabſchnitt
zu Produktionsabſchnitt werden neue Zinſen und Speſen
hinzugeſchlagen, werden Kapitalprofite an ihnen gemacht 1).
1) Den Zuſammenhang des Kapitals mit der Arbeitsteilung hat
Rodbertus („Aus dem litter. Nachlaß“ II, S. 255 ff.) in meiſter-
hafter Weiſe dargelegt; aber er hat dabei die verſchiedenen Arten der
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/176>, abgerufen am 16.02.2025.
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