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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.

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zierung in allzu engem Sinne aufzufassen. Daß der Sohn
des Schusters vermöge ererbter Anpassung besser im Stande
sein solle, Schuhe zu produzieren, als etwa Bilderrahmen,
daß der Sohn des Pfarrers, auch wenn sein Vater ihm
am Tage seiner Geburt entrissen worden wäre, unter allen
Berufsarten wieder für den geistlichen Beruf die größte
natürliche Anlage aufweisen werde, kann jene Theorie un-
möglich besagen wollen, selbst wenn in dem letzterwähnten
Falle die Ahnen des Pfarrers von Generation zu Gene-
ration seit zwei Jahrhunderten das geistliche Amt einander
übertragen hätten. Denn wenn wir den biologischen Verer-
bungsbegriff festhalten, so würde von Geschlecht zu Geschlecht
die berufliche Anpassung sich steigern, es würden immer voll-
kommenere berufliche Leistungen zu Tage treten müssen.
Es wird aber im Ernste schwerlich jemand behaupten wollen,
daß die zahlreichen Pfarrersfamilien des evangelischen
Deutschland, welche in der eben erwähnten Lage sich befinden,
heute relativ bessere Kanzelredner und wirksamere Seelsorger
lieferten als im XVII. Jahrhundert.

Auf dem Gebiete des zünftigen Handwerks unserer
Städte haben sich infolge der engherzigen Abschließung der
einzelnen Gewerbe vom XVI. bis zum XVIII. Jahrhundert
die Meisterstellen thatsächlich mit verschwindenden Ausnahmen
vom Vater auf den Sohn vererbt. Die Technik hat sich
dabei nicht nur nicht vervollkommnet, sondern sie ist kläglich
zurückgegangen und verkümmert, wie Schmoller in einer

zierung in allzu engem Sinne aufzufaſſen. Daß der Sohn
des Schuſters vermöge ererbter Anpaſſung beſſer im Stande
ſein ſolle, Schuhe zu produzieren, als etwa Bilderrahmen,
daß der Sohn des Pfarrers, auch wenn ſein Vater ihm
am Tage ſeiner Geburt entriſſen worden wäre, unter allen
Berufsarten wieder für den geiſtlichen Beruf die größte
natürliche Anlage aufweiſen werde, kann jene Theorie un-
möglich beſagen wollen, ſelbſt wenn in dem letzterwähnten
Falle die Ahnen des Pfarrers von Generation zu Gene-
ration ſeit zwei Jahrhunderten das geiſtliche Amt einander
übertragen hätten. Denn wenn wir den biologiſchen Verer-
bungsbegriff feſthalten, ſo würde von Geſchlecht zu Geſchlecht
die berufliche Anpaſſung ſich ſteigern, es würden immer voll-
kommenere berufliche Leiſtungen zu Tage treten müſſen.
Es wird aber im Ernſte ſchwerlich jemand behaupten wollen,
daß die zahlreichen Pfarrersfamilien des evangeliſchen
Deutſchland, welche in der eben erwähnten Lage ſich befinden,
heute relativ beſſere Kanzelredner und wirkſamere Seelſorger
lieferten als im XVII. Jahrhundert.

Auf dem Gebiete des zünftigen Handwerks unſerer
Städte haben ſich infolge der engherzigen Abſchließung der
einzelnen Gewerbe vom XVI. bis zum XVIII. Jahrhundert
die Meiſterſtellen thatſächlich mit verſchwindenden Ausnahmen
vom Vater auf den Sohn vererbt. Die Technik hat ſich
dabei nicht nur nicht vervollkommnet, ſondern ſie iſt kläglich
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[159/0181] zierung in allzu engem Sinne aufzufaſſen. Daß der Sohn des Schuſters vermöge ererbter Anpaſſung beſſer im Stande ſein ſolle, Schuhe zu produzieren, als etwa Bilderrahmen, daß der Sohn des Pfarrers, auch wenn ſein Vater ihm am Tage ſeiner Geburt entriſſen worden wäre, unter allen Berufsarten wieder für den geiſtlichen Beruf die größte natürliche Anlage aufweiſen werde, kann jene Theorie un- möglich beſagen wollen, ſelbſt wenn in dem letzterwähnten Falle die Ahnen des Pfarrers von Generation zu Gene- ration ſeit zwei Jahrhunderten das geiſtliche Amt einander übertragen hätten. Denn wenn wir den biologiſchen Verer- bungsbegriff feſthalten, ſo würde von Geſchlecht zu Geſchlecht die berufliche Anpaſſung ſich ſteigern, es würden immer voll- kommenere berufliche Leiſtungen zu Tage treten müſſen. Es wird aber im Ernſte ſchwerlich jemand behaupten wollen, daß die zahlreichen Pfarrersfamilien des evangeliſchen Deutſchland, welche in der eben erwähnten Lage ſich befinden, heute relativ beſſere Kanzelredner und wirkſamere Seelſorger lieferten als im XVII. Jahrhundert. Auf dem Gebiete des zünftigen Handwerks unſerer Städte haben ſich infolge der engherzigen Abſchließung der einzelnen Gewerbe vom XVI. bis zum XVIII. Jahrhundert die Meiſterſtellen thatſächlich mit verſchwindenden Ausnahmen vom Vater auf den Sohn vererbt. Die Technik hat ſich dabei nicht nur nicht vervollkommnet, ſondern ſie iſt kläglich zurückgegangen und verkümmert, wie Schmoller in einer

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Zitationshilfe: Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/181>, abgerufen am 24.11.2024.