heit Vertretung finden oder doch finden sollten, treiben Käufer und Verkäufer in niedriger Gewinnsucht ihr Wesen, und für den Uneingeweihten ist es oft schwer genug zu unterscheiden, wo das öffentliche Interesse aufhört und wo das private anfängt.
Das ist um so gefährlicher, als sich im Laufe dieses Jahrhunderts der Inhalt des redaktionellen Teiles der Zeitungen fast über das ganze Gebiet allgemein menschlicher Interessen ausgedehnt hat. Die hohe Politik, die staatliche und kommunale Verwaltung, die Rechtspflege, die Kunst in allen ihren Aeußerungen, die Technik, das wirtschaft- liche, das soziale Leben in seinen mannigfachen Ausstrah- lungen spiegeln sich in der Tagespresse ab; auch ein guter Teil der schöngeistigen und selbst der wissenschaftlichen Produktion mündet seit der Ausbildung des Feuilletons in diesen großen Strom des sozialen Geisteslebens der Gegen- wart aus. Die Publikationsform des Buches -- darüber dürfen wir uns am wenigsten täuschen -- verliert von Jahr zu Jahr an Boden.
Ich kann und darf auf diese Dinge heute nicht weiter eingehen. Was ich mit diesem flüchtigen Ausblick auf die moderne Gestaltung des Zeitungswesens allein beabsichtigt habe, war, die Anfänge des Zeitungswesens entwicklungs- geschichtlich in den rechten Zusammenhang zu rücken, und Ihnen zu zeigen, wie die Organisation der Nachrichten- vermittlung zu jeder Zeit bedingt ist durch die gesamte Wirtschaftsweise.
heit Vertretung finden oder doch finden ſollten, treiben Käufer und Verkäufer in niedriger Gewinnſucht ihr Weſen, und für den Uneingeweihten iſt es oft ſchwer genug zu unterſcheiden, wo das öffentliche Intereſſe aufhört und wo das private anfängt.
Das iſt um ſo gefährlicher, als ſich im Laufe dieſes Jahrhunderts der Inhalt des redaktionellen Teiles der Zeitungen faſt über das ganze Gebiet allgemein menſchlicher Intereſſen ausgedehnt hat. Die hohe Politik, die ſtaatliche und kommunale Verwaltung, die Rechtspflege, die Kunſt in allen ihren Aeußerungen, die Technik, das wirtſchaft- liche, das ſoziale Leben in ſeinen mannigfachen Ausſtrah- lungen ſpiegeln ſich in der Tagespreſſe ab; auch ein guter Teil der ſchöngeiſtigen und ſelbſt der wiſſenſchaftlichen Produktion mündet ſeit der Ausbildung des Feuilletons in dieſen großen Strom des ſozialen Geiſteslebens der Gegen- wart aus. Die Publikationsform des Buches — darüber dürfen wir uns am wenigſten täuſchen — verliert von Jahr zu Jahr an Boden.
Ich kann und darf auf dieſe Dinge heute nicht weiter eingehen. Was ich mit dieſem flüchtigen Ausblick auf die moderne Geſtaltung des Zeitungsweſens allein beabſichtigt habe, war, die Anfänge des Zeitungsweſens entwicklungs- geſchichtlich in den rechten Zuſammenhang zu rücken, und Ihnen zu zeigen, wie die Organiſation der Nachrichten- vermittlung zu jeder Zeit bedingt iſt durch die geſamte Wirtſchaftsweiſe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0228"n="206"/>
heit Vertretung finden oder doch finden ſollten, treiben<lb/>
Käufer und Verkäufer in niedriger Gewinnſucht ihr Weſen,<lb/>
und für den Uneingeweihten iſt es oft ſchwer genug zu<lb/>
unterſcheiden, wo das öffentliche Intereſſe aufhört und wo<lb/>
das private anfängt.</p><lb/><p>Das iſt um ſo gefährlicher, als ſich im Laufe dieſes<lb/>
Jahrhunderts der Inhalt des redaktionellen Teiles der<lb/>
Zeitungen faſt über das ganze Gebiet allgemein menſchlicher<lb/>
Intereſſen ausgedehnt hat. Die hohe Politik, die ſtaatliche<lb/>
und kommunale Verwaltung, die Rechtspflege, die Kunſt<lb/>
in allen ihren Aeußerungen, die Technik, das wirtſchaft-<lb/>
liche, das ſoziale Leben in ſeinen mannigfachen Ausſtrah-<lb/>
lungen ſpiegeln ſich in der Tagespreſſe ab; auch ein guter<lb/>
Teil der ſchöngeiſtigen und ſelbſt der wiſſenſchaftlichen<lb/>
Produktion mündet ſeit der Ausbildung des Feuilletons in<lb/>
dieſen großen Strom des ſozialen Geiſteslebens der Gegen-<lb/>
wart aus. Die Publikationsform des Buches — darüber<lb/>
dürfen <hirendition="#g">wir</hi> uns am wenigſten täuſchen — verliert von<lb/>
Jahr zu Jahr an Boden.</p><lb/><p>Ich kann und darf auf dieſe Dinge heute nicht weiter<lb/>
eingehen. Was ich mit dieſem flüchtigen Ausblick auf die<lb/>
moderne Geſtaltung des Zeitungsweſens allein beabſichtigt<lb/>
habe, war, die Anfänge des Zeitungsweſens entwicklungs-<lb/>
geſchichtlich in den rechten Zuſammenhang zu rücken, und<lb/>
Ihnen zu zeigen, wie die Organiſation der Nachrichten-<lb/>
vermittlung zu jeder Zeit bedingt iſt durch die geſamte<lb/>
Wirtſchaftsweiſe.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[206/0228]
heit Vertretung finden oder doch finden ſollten, treiben
Käufer und Verkäufer in niedriger Gewinnſucht ihr Weſen,
und für den Uneingeweihten iſt es oft ſchwer genug zu
unterſcheiden, wo das öffentliche Intereſſe aufhört und wo
das private anfängt.
Das iſt um ſo gefährlicher, als ſich im Laufe dieſes
Jahrhunderts der Inhalt des redaktionellen Teiles der
Zeitungen faſt über das ganze Gebiet allgemein menſchlicher
Intereſſen ausgedehnt hat. Die hohe Politik, die ſtaatliche
und kommunale Verwaltung, die Rechtspflege, die Kunſt
in allen ihren Aeußerungen, die Technik, das wirtſchaft-
liche, das ſoziale Leben in ſeinen mannigfachen Ausſtrah-
lungen ſpiegeln ſich in der Tagespreſſe ab; auch ein guter
Teil der ſchöngeiſtigen und ſelbſt der wiſſenſchaftlichen
Produktion mündet ſeit der Ausbildung des Feuilletons in
dieſen großen Strom des ſozialen Geiſteslebens der Gegen-
wart aus. Die Publikationsform des Buches — darüber
dürfen wir uns am wenigſten täuſchen — verliert von
Jahr zu Jahr an Boden.
Ich kann und darf auf dieſe Dinge heute nicht weiter
eingehen. Was ich mit dieſem flüchtigen Ausblick auf die
moderne Geſtaltung des Zeitungsweſens allein beabſichtigt
habe, war, die Anfänge des Zeitungsweſens entwicklungs-
geſchichtlich in den rechten Zuſammenhang zu rücken, und
Ihnen zu zeigen, wie die Organiſation der Nachrichten-
vermittlung zu jeder Zeit bedingt iſt durch die geſamte
Wirtſchaftsweiſe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/228>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.