breitetsten Gemeinplätze erhebt. Mustert man dann aber die amtlichen Publikationen der neuesten Zeit, so begegnet man zwar nicht selten ausführlichen Frageschematen über die "Ursachen" oder "Gründe" der Auswanderung, bei denen auch die Armen am Geiste unter den zur Beant- wortung aufgerufenen Gemeindebeamten nicht in Verlegen- heit geraten können; aber man sagt sich sofort, daß mit derartigen Suggestivfragen eine Reihe subjektiver Voraus- setzungen die Stelle objektiver Forschungsresultate okkupiert.
Bevor man aber zu einem solchen Auskunftsmittel greift, das nur in die Zahlen hineininterpretiert, was nicht von selbst aus ihnen hervorgeht, wäre doch wohl die Auf- gabe gewesen, die Wanderungserscheinungen selbst in ihren verschiedenen Arten nach ihrer numerischen Gesetzmäßigkeit festzustellen, sie mit andern der Statistik zugänglichen ört- lichen und zeitlichen Massenerscheinungen (z. B. der Dichtig- keit der Bevölkerung, ihrer Berufsgliederung, der Vertei- lung des Grundeigentums, der Höhe des Arbeitslohnes, der Preisbewegung der Lebensmittel) in Beziehung zu setzen -- also das statistische Experiment der Parallelisierung isolierter Zahlenreihen vorzunehmen.
Von diesen ersten Schritten auf dem Wege eines exakten Verfahrens sind wir aber noch weit entfernt. Das gesamte Gebiet der Wanderungen ist noch nirgends plan- mäßig der statistischen Beobachtungsarbeit unterworfen wor- den; immer waren es nur auffallende einzelne Erscheinungen derselben, denen ausschließliche Aufmerksamkeit zugewendet
breitetſten Gemeinplätze erhebt. Muſtert man dann aber die amtlichen Publikationen der neueſten Zeit, ſo begegnet man zwar nicht ſelten ausführlichen Frageſchematen über die „Urſachen“ oder „Gründe“ der Auswanderung, bei denen auch die Armen am Geiſte unter den zur Beant- wortung aufgerufenen Gemeindebeamten nicht in Verlegen- heit geraten können; aber man ſagt ſich ſofort, daß mit derartigen Suggeſtivfragen eine Reihe ſubjektiver Voraus- ſetzungen die Stelle objektiver Forſchungsreſultate okkupiert.
Bevor man aber zu einem ſolchen Auskunftsmittel greift, das nur in die Zahlen hineininterpretiert, was nicht von ſelbſt aus ihnen hervorgeht, wäre doch wohl die Auf- gabe geweſen, die Wanderungserſcheinungen ſelbſt in ihren verſchiedenen Arten nach ihrer numeriſchen Geſetzmäßigkeit feſtzuſtellen, ſie mit andern der Statiſtik zugänglichen ört- lichen und zeitlichen Maſſenerſcheinungen (z. B. der Dichtig- keit der Bevölkerung, ihrer Berufsgliederung, der Vertei- lung des Grundeigentums, der Höhe des Arbeitslohnes, der Preisbewegung der Lebensmittel) in Beziehung zu ſetzen — alſo das ſtatiſtiſche Experiment der Paralleliſierung iſolierter Zahlenreihen vorzunehmen.
Von dieſen erſten Schritten auf dem Wege eines exakten Verfahrens ſind wir aber noch weit entfernt. Das geſamte Gebiet der Wanderungen iſt noch nirgends plan- mäßig der ſtatiſtiſchen Beobachtungsarbeit unterworfen wor- den; immer waren es nur auffallende einzelne Erſcheinungen derſelben, denen ausſchließliche Aufmerkſamkeit zugewendet
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breitetſten Gemeinplätze erhebt. Muſtert man dann aber
die amtlichen Publikationen der neueſten Zeit, ſo begegnet
man zwar nicht ſelten ausführlichen Frageſchematen über
die „Urſachen“ oder „Gründe“ der Auswanderung, bei
denen auch die Armen am Geiſte unter den zur Beant-
wortung aufgerufenen Gemeindebeamten nicht in Verlegen-
heit geraten können; aber man ſagt ſich ſofort, daß mit
derartigen Suggeſtivfragen eine Reihe ſubjektiver Voraus-
ſetzungen die Stelle objektiver Forſchungsreſultate okkupiert.
Bevor man aber zu einem ſolchen Auskunftsmittel
greift, das nur in die Zahlen hineininterpretiert, was nicht
von ſelbſt aus ihnen hervorgeht, wäre doch wohl die Auf-
gabe geweſen, die Wanderungserſcheinungen ſelbſt in ihren
verſchiedenen Arten nach ihrer numeriſchen Geſetzmäßigkeit
feſtzuſtellen, ſie mit andern der Statiſtik zugänglichen ört-
lichen und zeitlichen Maſſenerſcheinungen (z. B. der Dichtig-
keit der Bevölkerung, ihrer Berufsgliederung, der Vertei-
lung des Grundeigentums, der Höhe des Arbeitslohnes,
der Preisbewegung der Lebensmittel) in Beziehung zu
ſetzen — alſo das ſtatiſtiſche Experiment der Paralleliſierung
iſolierter Zahlenreihen vorzunehmen.
Von dieſen erſten Schritten auf dem Wege eines
exakten Verfahrens ſind wir aber noch weit entfernt. Das
geſamte Gebiet der Wanderungen iſt noch nirgends plan-
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den; immer waren es nur auffallende einzelne Erſcheinungen
derſelben, denen ausſchließliche Aufmerkſamkeit zugewendet
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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