Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.Verhältnis wird sich in allen größeren Staaten wiederholen. Allein nicht darin liegt das Bedeutsame, daß die länd- Nennen wir die gesamte Bevölkerung, welche an einem 1) Mayr, a. a. O. S. 53 f. der Einleitung. 2) Vgl. Statistische Nachrichten über das Großh. Oldenburg,
Heft XIX, S. 64. Verhältnis wird ſich in allen größeren Staaten wiederholen. Allein nicht darin liegt das Bedeutſame, daß die länd- Nennen wir die geſamte Bevölkerung, welche an einem 1) Mayr, a. a. O. S. 53 f. der Einleitung. 2) Vgl. Statiſtiſche Nachrichten über das Großh. Oldenburg,
Heft XIX, S. 64. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0293" n="271"/> Verhältnis wird ſich in allen größeren Staaten wiederholen.</p><lb/> <p>Allein nicht darin liegt das Bedeutſame, daß die länd-<lb/> lichen Wohnplätze ſich in Bezug auf den Bevölkerungsaus-<lb/> tauſch ebenſowohl nehmend als gebend verhalten, ſondern<lb/> in zwei anderen Momenten. Das Eine drückt ſich darin<lb/> aus, daß dieſelben mehr Bevölkerung abgeben, als ſie em-<lb/> pfangen, das Andere darin, daß ihr Zuzug ſich vorzugs-<lb/> weiſe aus den nächſten ländlichen Gemeinden rekrutiert,<lb/> während ihr Abzug ſich zum Teil nach den entfernteren<lb/> Städten wendet. Der Ueberſchuß des Abzugs über den<lb/> Zuzug kommt alſo örtlichen Gemeinſchaften höherer Ord-<lb/> nung zu Gute; er rückt in eine andere wirtſchaftlich-ſoziale<lb/> Lebensſphäre ein.</p><lb/> <p>Nennen wir die geſamte Bevölkerung, welche an einem<lb/> Orte geboren iſt und ſich innerhalb des Landes irgendwo<lb/> aufhält, ſeine <hi rendition="#g">Geburtsbevölkerung</hi>, ſo wird nach<lb/> den eben angegebenen Austauſchverhältniſſen der Bevölke-<lb/> rung die Geburtsbevölkerung der Landorte größer ſein als<lb/> ihre Zählbevölkerung (ortsanweſende Bev.), in den Städten<lb/> kleiner. So betrug nach der Zählung von 1871 in den<lb/> bayeriſchen Bezirksämtern (Landdiſtrikten) die Geburtsbe-<lb/> völkerung 103,5 Prozent der Zählbevölkerung, in den un-<lb/> mittelbaren Städten nur 61 Prozent <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Mayr</hi>, a. a. O. S. 53 f. der Einleitung.</note>. Im Großherzogtum<lb/> Oldenburg <note place="foot" n="2)">Vgl. Statiſtiſche Nachrichten über das Großh. Oldenburg,<lb/> Heft <hi rendition="#aq">XIX,</hi> S. 64.</note> erreichte nach der Zählung vom 1. Dez. 1880</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0293]
Verhältnis wird ſich in allen größeren Staaten wiederholen.
Allein nicht darin liegt das Bedeutſame, daß die länd-
lichen Wohnplätze ſich in Bezug auf den Bevölkerungsaus-
tauſch ebenſowohl nehmend als gebend verhalten, ſondern
in zwei anderen Momenten. Das Eine drückt ſich darin
aus, daß dieſelben mehr Bevölkerung abgeben, als ſie em-
pfangen, das Andere darin, daß ihr Zuzug ſich vorzugs-
weiſe aus den nächſten ländlichen Gemeinden rekrutiert,
während ihr Abzug ſich zum Teil nach den entfernteren
Städten wendet. Der Ueberſchuß des Abzugs über den
Zuzug kommt alſo örtlichen Gemeinſchaften höherer Ord-
nung zu Gute; er rückt in eine andere wirtſchaftlich-ſoziale
Lebensſphäre ein.
Nennen wir die geſamte Bevölkerung, welche an einem
Orte geboren iſt und ſich innerhalb des Landes irgendwo
aufhält, ſeine Geburtsbevölkerung, ſo wird nach
den eben angegebenen Austauſchverhältniſſen der Bevölke-
rung die Geburtsbevölkerung der Landorte größer ſein als
ihre Zählbevölkerung (ortsanweſende Bev.), in den Städten
kleiner. So betrug nach der Zählung von 1871 in den
bayeriſchen Bezirksämtern (Landdiſtrikten) die Geburtsbe-
völkerung 103,5 Prozent der Zählbevölkerung, in den un-
mittelbaren Städten nur 61 Prozent 1). Im Großherzogtum
Oldenburg 2) erreichte nach der Zählung vom 1. Dez. 1880
1) Mayr, a. a. O. S. 53 f. der Einleitung.
2) Vgl. Statiſtiſche Nachrichten über das Großh. Oldenburg,
Heft XIX, S. 64.
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