Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
scheidung aussprechen; die Guillotine wird uns von Tisch und Bette trennen. Bürger. Du bist ein Ungeheuer! Dumas. Schwachkopf! du bewunderst Brutus. Bürger. Von ganzer Seele. Dumas. Muß man denn gerade römischer Consul sein und sein Haupt mit der Toga verhüllen können, um sein Liebstes dem Vaterlande zu opfern? Ich werde mir die Augen mit dem Ärmel meines rothen Fracks abwischen; das ist der ganze Unterschied. -- Geh, du begreifst mich nicht. (Sie gehen ab.) Ein Zimmer. Julie, ein Knabe. Julie. Es ist aus. Sie zitterten vor ihm. Sie tödten ihn aus Furcht. Geh! ich habe ihn zum Letztenmal gesehen; sag' ihm, ich könne ihn nicht so sehen. (Sie gibt ihm eine Locke.) Da, bring' ihm das -- und sag' ihm, er würde nicht allein gehn. Er ver- 9
ſcheidung ausſprechen; die Guillotine wird uns von Tiſch und Bette trennen. Bürger. Du biſt ein Ungeheuer! Dumas. Schwachkopf! du bewunderſt Brutus. Bürger. Von ganzer Seele. Dumas. Muß man denn gerade römiſcher Conſul ſein und ſein Haupt mit der Toga verhüllen können, um ſein Liebſtes dem Vaterlande zu opfern? Ich werde mir die Augen mit dem Ärmel meines rothen Fracks abwiſchen; das iſt der ganze Unterſchied. — Geh, du begreifſt mich nicht. (Sie gehen ab.) Ein Zimmer. Julie, ein Knabe. Julie. Es iſt aus. Sie zitterten vor ihm. Sie tödten ihn aus Furcht. Geh! ich habe ihn zum Letztenmal geſehen; ſag’ ihm, ich könne ihn nicht ſo ſehen. (Sie gibt ihm eine Locke.) Da, bring’ ihm das — und ſag’ ihm, er würde nicht allein gehn. Er ver- 9
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Tiſch und Bette trennen.
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Du biſt ein Ungeheuer!
Dumas.
Schwachkopf! du bewunderſt Brutus.
Bürger.
Von ganzer Seele.
Dumas.
Muß man denn gerade römiſcher Conſul ſein
und ſein Haupt mit der Toga verhüllen können,
um ſein Liebſtes dem Vaterlande zu opfern? Ich
werde mir die Augen mit dem Ärmel meines rothen
Fracks abwiſchen; das iſt der ganze Unterſchied. —
Geh, du begreifſt mich nicht.(Sie gehen ab.)
Ein Zimmer.
Julie, ein Knabe.
Julie.
Es iſt aus. Sie zitterten vor ihm. Sie tödten
ihn aus Furcht. Geh! ich habe ihn zum Letztenmal
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und ſag’ ihm, er würde nicht allein gehn. Er ver-
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/133>, abgerufen am 16.02.2025. |