Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
und die Augen nur von einigen großen, göttlichen
Linien erfüllt zu haben. Es gibt ein Ohr, für
welches das Ineinanderschreien und der Zeter, die
uns betäuben, ein Strom von Harmonien sind.
Danton.
Aber wir sind die armen Musikanten und unsere
Körper die Instrumente. Sind denn die häßlichen
Töne, welche auf ihnen herausgepfuscht werden, nur
da, um höher und höher dringend und endlich leise
verhallend wie ein wollüstiger Hauch in himmlischen
Ohren zu sterben?
Herault.
Sind wir wie Ferkel, die man für fürstliche Tafeln
mit Ruthen todt peitscht, damit ihr Fleisch schmack-
hafter werde?
Danton.
Sind wir Kinder, die in den glühenden Molochs-
armen dieser Welt gebraten und mit Lichtstrahlen
gekitzelt werden, damit die Götter sich über ihr
Lachen freuen?
Camille.
Ist denn der Äther mit seinen Goldaugen eine
Schüssel mit Goldkarpfen, die am Tisch der seligen
Götter steht, und die seligen Götter lachen ewig
und die Augen nur von einigen großen, göttlichen
Linien erfüllt zu haben. Es gibt ein Ohr, für
welches das Ineinanderſchreien und der Zeter, die
uns betäuben, ein Strom von Harmonien ſind.
Danton.
Aber wir ſind die armen Muſikanten und unſere
Körper die Inſtrumente. Sind denn die häßlichen
Töne, welche auf ihnen herausgepfuſcht werden, nur
da, um höher und höher dringend und endlich leiſe
verhallend wie ein wollüſtiger Hauch in himmliſchen
Ohren zu ſterben?
Hérault.
Sind wir wie Ferkel, die man für fürſtliche Tafeln
mit Ruthen todt peitſcht, damit ihr Fleiſch ſchmack-
hafter werde?
Danton.
Sind wir Kinder, die in den glühenden Molochs-
armen dieſer Welt gebraten und mit Lichtſtrahlen
gekitzelt werden, damit die Götter ſich über ihr
Lachen freuen?
Camille.
Iſt denn der Äther mit ſeinen Goldaugen eine
Schüſſel mit Goldkarpfen, die am Tiſch der ſeligen
Götter ſteht, und die ſeligen Götter lachen ewig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#PHI">
            <p><pb facs="#f0148" n="144"/>
und die Augen nur von einigen großen, göttlichen<lb/>
Linien erfüllt zu haben. Es gibt ein Ohr, für<lb/>
welches das Ineinander&#x017F;chreien und der Zeter, die<lb/>
uns betäuben, ein Strom von Harmonien &#x017F;ind.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAN">
            <speaker> <hi rendition="#g">Danton.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Aber wir &#x017F;ind die armen Mu&#x017F;ikanten und un&#x017F;ere<lb/>
Körper die In&#x017F;trumente. Sind denn die häßlichen<lb/>
Töne, welche auf ihnen herausgepfu&#x017F;cht werden, nur<lb/>
da, um höher und höher dringend und endlich lei&#x017F;e<lb/>
verhallend wie ein wollü&#x017F;tiger Hauch in himmli&#x017F;chen<lb/>
Ohren zu &#x017F;terben?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERA">
            <speaker> <hi rendition="#g">H<hi rendition="#aq">é</hi>rault.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Sind wir wie Ferkel, die man für für&#x017F;tliche Tafeln<lb/>
mit Ruthen todt peit&#x017F;cht, damit ihr Flei&#x017F;ch &#x017F;chmack-<lb/>
hafter werde?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAN">
            <speaker> <hi rendition="#g">Danton.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Sind wir Kinder, die in den glühenden Molochs-<lb/>
armen die&#x017F;er Welt gebraten und mit Licht&#x017F;trahlen<lb/>
gekitzelt werden, damit die Götter &#x017F;ich über ihr<lb/>
Lachen freuen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAM">
            <speaker> <hi rendition="#g">Camille.</hi> </speaker><lb/>
            <p>I&#x017F;t denn der Äther mit &#x017F;einen Goldaugen eine<lb/>
Schü&#x017F;&#x017F;el mit Goldkarpfen, die am Ti&#x017F;ch der &#x017F;eligen<lb/>
Götter &#x017F;teht, und die &#x017F;eligen Götter lachen ewig<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0148] und die Augen nur von einigen großen, göttlichen Linien erfüllt zu haben. Es gibt ein Ohr, für welches das Ineinanderſchreien und der Zeter, die uns betäuben, ein Strom von Harmonien ſind. Danton. Aber wir ſind die armen Muſikanten und unſere Körper die Inſtrumente. Sind denn die häßlichen Töne, welche auf ihnen herausgepfuſcht werden, nur da, um höher und höher dringend und endlich leiſe verhallend wie ein wollüſtiger Hauch in himmliſchen Ohren zu ſterben? Hérault. Sind wir wie Ferkel, die man für fürſtliche Tafeln mit Ruthen todt peitſcht, damit ihr Fleiſch ſchmack- hafter werde? Danton. Sind wir Kinder, die in den glühenden Molochs- armen dieſer Welt gebraten und mit Lichtſtrahlen gekitzelt werden, damit die Götter ſich über ihr Lachen freuen? Camille. Iſt denn der Äther mit ſeinen Goldaugen eine Schüſſel mit Goldkarpfen, die am Tiſch der ſeligen Götter ſteht, und die ſeligen Götter lachen ewig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/148
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/148>, abgerufen am 16.02.2025.