Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
Sünderin Frankreich den Nonnenschleier werfen wol- len, auf die Finger schlagen. -- Wir wollen nackte Götter, Bachantinnen, olympische Spiele, und me- lodische Lippen; ach, die gliederlösende, böse Liebe! Wir wollen den Römern nicht verwehren, sich in die Ecke zu setzen und Rüben zu kochen, aber sie sollen uns keine Gladiatorspiele mehr geben wollen. -- Der göttliche Epicur und Venus müssen statt der Heiligen, Marat und Chalier die Thürsteher der Republik werden. -- Danton! du wirst den Angriff im Convent machen. Danton. Ich werde, du wirst, er wird. Wenn wir bis dahin noch leben, sagen die alten Weiber. Nach einer Stunde werden sechzig Minuten verflossen sein. Nicht wahr, mein Junge? Camille. Was soll das hier? das versteht sich von selbst. Danton. O, es versteht sich Alles von selbst. Wer soll denn aber alle die schönen Dinge in's Werk setzen? Philippeau. Wir und die ehrlichen Leute.
Sünderin Frankreich den Nonnenſchleier werfen wol- len, auf die Finger ſchlagen. — Wir wollen nackte Götter, Bachantinnen, olympiſche Spiele, und me- lodiſche Lippen; ach, die gliederlöſende, böſe Liebe! Wir wollen den Römern nicht verwehren, ſich in die Ecke zu ſetzen und Rüben zu kochen, aber ſie ſollen uns keine Gladiatorſpiele mehr geben wollen. — Der göttliche Epicur und Venus müſſen ſtatt der Heiligen, Marat und Chalier die Thürſteher der Republik werden. — Danton! du wirſt den Angriff im Convent machen. Danton. Ich werde, du wirſt, er wird. Wenn wir bis dahin noch leben, ſagen die alten Weiber. Nach einer Stunde werden ſechzig Minuten verfloſſen ſein. Nicht wahr, mein Junge? Camille. Was ſoll das hier? das verſteht ſich von ſelbſt. Danton. O, es verſteht ſich Alles von ſelbſt. Wer ſoll denn aber alle die ſchönen Dinge in’s Werk ſetzen? Philippeau. Wir und die ehrlichen Leute. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#CAM"> <p><pb facs="#f0015" n="11"/> Sünderin Frankreich den Nonnenſchleier werfen wol-<lb/> len, auf die Finger ſchlagen. — Wir wollen nackte<lb/> Götter, Bachantinnen, olympiſche Spiele, und me-<lb/> lodiſche Lippen; ach, die gliederlöſende, böſe Liebe!<lb/> Wir wollen den Römern nicht verwehren, ſich in<lb/> die Ecke zu ſetzen und Rüben zu kochen, aber ſie<lb/> ſollen uns keine Gladiatorſpiele mehr geben wollen.<lb/> — Der göttliche Epicur und Venus müſſen ſtatt<lb/> der Heiligen, Marat und Chalier die Thürſteher<lb/> der Republik werden. — Danton! du wirſt den<lb/> Angriff im Convent machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich werde, du wirſt, er wird. Wenn wir bis<lb/> dahin noch leben, ſagen die alten Weiber. Nach<lb/> einer Stunde werden ſechzig Minuten verfloſſen ſein.<lb/> Nicht wahr, mein Junge?</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker><hi rendition="#g">Camille</hi>.</speaker><lb/> <p>Was ſoll das hier? das verſteht ſich von ſelbſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>O, es verſteht ſich Alles von ſelbſt. Wer ſoll<lb/> denn aber alle die ſchönen Dinge in’s Werk ſetzen?</p> </sp><lb/> <sp who="#PHI"> <speaker><hi rendition="#g">Philippeau</hi>.</speaker><lb/> <p>Wir und die ehrlichen Leute.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [11/0015]
Sünderin Frankreich den Nonnenſchleier werfen wol-
len, auf die Finger ſchlagen. — Wir wollen nackte
Götter, Bachantinnen, olympiſche Spiele, und me-
lodiſche Lippen; ach, die gliederlöſende, böſe Liebe!
Wir wollen den Römern nicht verwehren, ſich in
die Ecke zu ſetzen und Rüben zu kochen, aber ſie
ſollen uns keine Gladiatorſpiele mehr geben wollen.
— Der göttliche Epicur und Venus müſſen ſtatt
der Heiligen, Marat und Chalier die Thürſteher
der Republik werden. — Danton! du wirſt den
Angriff im Convent machen.
Danton.
Ich werde, du wirſt, er wird. Wenn wir bis
dahin noch leben, ſagen die alten Weiber. Nach
einer Stunde werden ſechzig Minuten verfloſſen ſein.
Nicht wahr, mein Junge?
Camille.
Was ſoll das hier? das verſteht ſich von ſelbſt.
Danton.
O, es verſteht ſich Alles von ſelbſt. Wer ſoll
denn aber alle die ſchönen Dinge in’s Werk ſetzen?
Philippeau.
Wir und die ehrlichen Leute.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |