Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Weib.
Der Berg ist auf Euch oder Ihr seid ihn viel-
mehr hinunter gefallen.
Danton (zu Camille.)
Ruhig, mein Junge, du hast dich heiser geschrien.
Camille (gibt dem Fuhrmann Geld).
Da, alter Charon, dein Karren ist ein guter
Präsentirteller. -- Meine Herren, ich will mich zuerst
serviren. Das ist ein klassisches Gastmahl, wir
liegen auf unsern Plätzen und verschütten etwas
Blut als Libation. Adieu, Danton.
(Er besteigt
das Blutgerüst, die Gefangenen folgen ihm, einer nach
dem andern. Danton steigt zuletzt hinauf.)
Lacroix (zu dem Volke).
Ihr tödtet uns an dem Tage, wo ihr den Ver-
stand verloren habt; ihr werdet sie an dem tödten,
wo ihr ihn wiederbekommt.
Einige Stimmen.
Das war schon einmal da; wie langweilig.
Lacroix.
Die Tyrannen werden über unsern Gräbern den
Hals brechen.
Herault (zu Danton).
Er hält seine Leiche für ein Mistbeet der Freiheit.
Ein Weib.
Der Berg iſt auf Euch oder Ihr ſeid ihn viel-
mehr hinunter gefallen.
Danton (zu Camille.)
Ruhig, mein Junge, du haſt dich heiſer geſchrien.
Camille (gibt dem Fuhrmann Geld).
Da, alter Charon, dein Karren iſt ein guter
Präſentirteller. — Meine Herren, ich will mich zuerſt
ſerviren. Das iſt ein klaſſiſches Gaſtmahl, wir
liegen auf unſern Plätzen und verſchütten etwas
Blut als Libation. Adieu, Danton.
(Er beſteigt
das Blutgerüſt, die Gefangenen folgen ihm, einer nach
dem andern. Danton ſteigt zuletzt hinauf.)
Lacroix (zu dem Volke).
Ihr tödtet uns an dem Tage, wo ihr den Ver-
ſtand verloren habt; ihr werdet ſie an dem tödten,
wo ihr ihn wiederbekommt.
Einige Stimmen.
Das war ſchon einmal da; wie langweilig.
Lacroix.
Die Tyrannen werden über unſern Gräbern den
Hals brechen.
Hérault (zu Danton).
Er hält ſeine Leiche für ein Miſtbeet der Freiheit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0152" n="148"/>
          <sp who="#WEIB">
            <speaker><hi rendition="#g">Ein Weib</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Der Berg i&#x017F;t auf Euch oder Ihr &#x017F;eid ihn viel-<lb/>
mehr hinunter gefallen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAN">
            <speaker> <hi rendition="#g">Danton</hi> </speaker>
            <stage>(zu Camille.)</stage><lb/>
            <p>Ruhig, mein Junge, du ha&#x017F;t dich hei&#x017F;er ge&#x017F;chrien.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAM">
            <speaker> <hi rendition="#g">Camille</hi> </speaker>
            <stage>(gibt dem Fuhrmann Geld).</stage><lb/>
            <p>Da, alter Charon, dein Karren i&#x017F;t ein guter<lb/>
Prä&#x017F;entirteller. &#x2014; Meine Herren, ich will mich zuer&#x017F;t<lb/>
&#x017F;erviren. Das i&#x017F;t ein kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ches Ga&#x017F;tmahl, wir<lb/>
liegen auf un&#x017F;ern Plätzen und ver&#x017F;chütten etwas<lb/>
Blut als Libation. Adieu, Danton.</p>
            <stage>(Er be&#x017F;teigt<lb/>
das Blutgerü&#x017F;t, die Gefangenen folgen ihm, einer nach<lb/>
dem andern. Danton &#x017F;teigt zuletzt hinauf.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAC">
            <speaker> <hi rendition="#g">Lacroix</hi> </speaker>
            <stage>(zu dem Volke).</stage><lb/>
            <p>Ihr tödtet uns an dem Tage, wo ihr den Ver-<lb/>
&#x017F;tand verloren habt; ihr werdet &#x017F;ie an dem tödten,<lb/>
wo ihr ihn wiederbekommt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STIM">
            <speaker><hi rendition="#g">Einige Stimmen</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Das war &#x017F;chon einmal da; wie langweilig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAC">
            <speaker><hi rendition="#g">Lacroix</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Die Tyrannen werden über un&#x017F;ern Gräbern den<lb/>
Hals brechen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HERA">
            <speaker> <hi rendition="#g">H<hi rendition="#aq">é</hi>rault</hi> </speaker>
            <stage>(zu Danton).</stage><lb/>
            <p>Er hält &#x017F;eine Leiche für ein Mi&#x017F;tbeet der Freiheit.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0152] Ein Weib. Der Berg iſt auf Euch oder Ihr ſeid ihn viel- mehr hinunter gefallen. Danton (zu Camille.) Ruhig, mein Junge, du haſt dich heiſer geſchrien. Camille (gibt dem Fuhrmann Geld). Da, alter Charon, dein Karren iſt ein guter Präſentirteller. — Meine Herren, ich will mich zuerſt ſerviren. Das iſt ein klaſſiſches Gaſtmahl, wir liegen auf unſern Plätzen und verſchütten etwas Blut als Libation. Adieu, Danton.(Er beſteigt das Blutgerüſt, die Gefangenen folgen ihm, einer nach dem andern. Danton ſteigt zuletzt hinauf.) Lacroix (zu dem Volke). Ihr tödtet uns an dem Tage, wo ihr den Ver- ſtand verloren habt; ihr werdet ſie an dem tödten, wo ihr ihn wiederbekommt. Einige Stimmen. Das war ſchon einmal da; wie langweilig. Lacroix. Die Tyrannen werden über unſern Gräbern den Hals brechen. Hérault (zu Danton). Er hält ſeine Leiche für ein Miſtbeet der Freiheit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/152
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/152>, abgerufen am 21.11.2024.