Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
nicht einmal consequent zu gebrauchen weiß oder wagt, ist ein Stümper. Mercier. Ich frage dagegen, kann eine vollkommene Ur- sache eine vollkommene Wirkung haben, d. h. kann etwas Vollkommenes was Vollkommenes schaffen? -- -- Ist das nicht unmöglich, weil das Geschaffene doch nie seinen Grund in sich haben kann, was doch, wie Sie sagten, zur Vollkommenheit gehört. Chaumette. Schweigen Sie! Schweigen Sie! Payne. Beruhige dich, Philosoph. Sie haben Recht; aber, muß denn Gott einmal schaffen, kann er nur was Unvollkommenes schaffen, so läßt er es gescheidter ganz bleiben. Ist's nicht sehr menschlich, uns Gott nur als schaffend denken zu können? Weil wir uns immer rühren und schütteln müssen, um uns nur immer sagen zu können: wir sind! müssen wir Gott auch dies elende Bedürfniß andichten? -- Müssen wir, wenn sich unser Geist in das Wesen einer harmonisch in sich ruhenden, ewigen Seligkeit versenkt, gleich annehmen, sie müsse den Finger ausstrecken und über Tisch Brodmännchen kneten, --
nicht einmal conſequent zu gebrauchen weiß oder wagt, iſt ein Stümper. Mercier. Ich frage dagegen, kann eine vollkommene Ur- ſache eine vollkommene Wirkung haben, d. h. kann etwas Vollkommenes was Vollkommenes ſchaffen? — — Iſt das nicht unmöglich, weil das Geſchaffene doch nie ſeinen Grund in ſich haben kann, was doch, wie Sie ſagten, zur Vollkommenheit gehört. Chaumette. Schweigen Sie! Schweigen Sie! Payne. Beruhige dich, Philoſoph. Sie haben Recht; aber, muß denn Gott einmal ſchaffen, kann er nur was Unvollkommenes ſchaffen, ſo läßt er es geſcheidter ganz bleiben. Iſt’s nicht ſehr menſchlich, uns Gott nur als ſchaffend denken zu können? Weil wir uns immer rühren und ſchütteln müſſen, um uns nur immer ſagen zu können: wir ſind! müſſen wir Gott auch dies elende Bedürfniß andichten? — Müſſen wir, wenn ſich unſer Geiſt in das Weſen einer harmoniſch in ſich ruhenden, ewigen Seligkeit verſenkt, gleich annehmen, ſie müſſe den Finger ausſtrecken und über Tiſch Brodmännchen kneten, — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#PAY"> <p><pb facs="#f0096" n="92"/> nicht einmal conſequent zu gebrauchen weiß oder<lb/> wagt, iſt ein Stümper.</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Mercier</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich frage dagegen, kann eine vollkommene Ur-<lb/> ſache eine vollkommene Wirkung haben, d. h. kann<lb/> etwas Vollkommenes was Vollkommenes ſchaffen? —<lb/> — Iſt das nicht unmöglich, weil das Geſchaffene<lb/> doch nie ſeinen Grund in ſich haben kann, was<lb/> doch, wie Sie ſagten, zur Vollkommenheit gehört.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Chaumette</hi>.</speaker><lb/> <p>Schweigen Sie! Schweigen Sie!</p> </sp><lb/> <sp who="#PAY"> <speaker><hi rendition="#g">Payne</hi>.</speaker><lb/> <p>Beruhige dich, Philoſoph. Sie haben Recht;<lb/> aber, muß denn Gott einmal ſchaffen, kann er nur<lb/> was Unvollkommenes ſchaffen, ſo läßt er es geſcheidter<lb/> ganz bleiben. Iſt’s nicht ſehr menſchlich, uns Gott<lb/> nur als ſchaffend denken zu können? Weil wir<lb/> uns immer rühren und ſchütteln müſſen, um uns<lb/> nur immer ſagen zu können: wir ſind! müſſen wir<lb/> Gott auch dies elende Bedürfniß andichten? —<lb/> Müſſen wir, wenn ſich unſer Geiſt in das Weſen<lb/> einer harmoniſch in ſich ruhenden, ewigen Seligkeit<lb/> verſenkt, gleich annehmen, ſie müſſe den Finger<lb/> ausſtrecken und über Tiſch Brodmännchen kneten, —<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0096]
nicht einmal conſequent zu gebrauchen weiß oder
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Mercier.
Ich frage dagegen, kann eine vollkommene Ur-
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etwas Vollkommenes was Vollkommenes ſchaffen? —
— Iſt das nicht unmöglich, weil das Geſchaffene
doch nie ſeinen Grund in ſich haben kann, was
doch, wie Sie ſagten, zur Vollkommenheit gehört.
Chaumette.
Schweigen Sie! Schweigen Sie!
Payne.
Beruhige dich, Philoſoph. Sie haben Recht;
aber, muß denn Gott einmal ſchaffen, kann er nur
was Unvollkommenes ſchaffen, ſo läßt er es geſcheidter
ganz bleiben. Iſt’s nicht ſehr menſchlich, uns Gott
nur als ſchaffend denken zu können? Weil wir
uns immer rühren und ſchütteln müſſen, um uns
nur immer ſagen zu können: wir ſind! müſſen wir
Gott auch dies elende Bedürfniß andichten? —
Müſſen wir, wenn ſich unſer Geiſt in das Weſen
einer harmoniſch in ſich ruhenden, ewigen Seligkeit
verſenkt, gleich annehmen, ſie müſſe den Finger
ausſtrecken und über Tiſch Brodmännchen kneten, —
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