Zum drittenmal offenbart sich uns das Gesetz des all- mähligen Uebergangs in der s. g. Entwicklungs- geschichte der einzelnen thierischen Jndividuen. Noch heute sind alle thierischen Formen in der ersten Zeit ihrer individuellen Entstehung einander so gleich oder ähnlich, daß man, um ihre s. g. Grundtypen wieder zu erkennen, nur auf diese ihre Entstehungsgeschichte zurück- zugehen braucht. Es ist eine höchst interessante und belehrende Thatsache, daß alle Embryonen einander glei- chen und daß es oft geradezu unmöglich ist, ein ent- stehendes Schaaf von einem entstehenden Menschen, dessen künftiges Genie vielleicht die Welt bewegen wird, zu unterscheiden. So getrennt die beiden Geschlechter des Menschen in ihrer letzten Ausbildung erscheinen, so ist es doch in den ersten Monaten des menschlichen Embryonallebens geradezu unmöglich, zu sagen, ob das betreffende Jndividuum männlich oder weiblich werden wird, und welches von beiden in der That geschieht, mag vielleicht von ganz zufälligen äußerlichen Bedingungen abhängig sein. "Es ist ein allgemeines Gesetz," sagt Vogt, "welches sich durch die ganze Thierwelt bestätigt, daß die Aehnlichkeiten des gemeinsamen Planes der Struktur, welcher einzelne Thiere mit einander verbindet, um so klarer hervortreten, je näher dasselbe dem Punkte seiner Entstehung sich befindet, und daß diese Aehnlich- keiten sich um so mehr verwischen, je weiter die Thiere
Zum drittenmal offenbart ſich uns das Geſetz des all- mähligen Uebergangs in der ſ. g. Entwicklungs- geſchichte der einzelnen thieriſchen Jndividuen. Noch heute ſind alle thieriſchen Formen in der erſten Zeit ihrer individuellen Entſtehung einander ſo gleich oder ähnlich, daß man, um ihre ſ. g. Grundtypen wieder zu erkennen, nur auf dieſe ihre Entſtehungsgeſchichte zurück- zugehen braucht. Es iſt eine höchſt intereſſante und belehrende Thatſache, daß alle Embryonen einander glei- chen und daß es oft geradezu unmöglich iſt, ein ent- ſtehendes Schaaf von einem entſtehenden Menſchen, deſſen künftiges Genie vielleicht die Welt bewegen wird, zu unterſcheiden. So getrennt die beiden Geſchlechter des Menſchen in ihrer letzten Ausbildung erſcheinen, ſo iſt es doch in den erſten Monaten des menſchlichen Embryonallebens geradezu unmöglich, zu ſagen, ob das betreffende Jndividuum männlich oder weiblich werden wird, und welches von beiden in der That geſchieht, mag vielleicht von ganz zufälligen äußerlichen Bedingungen abhängig ſein. „Es iſt ein allgemeines Geſetz,‟ ſagt Vogt, „welches ſich durch die ganze Thierwelt beſtätigt, daß die Aehnlichkeiten des gemeinſamen Planes der Struktur, welcher einzelne Thiere mit einander verbindet, um ſo klarer hervortreten, je näher daſſelbe dem Punkte ſeiner Entſtehung ſich befindet, und daß dieſe Aehnlich- keiten ſich um ſo mehr verwiſchen, je weiter die Thiere
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Zum drittenmal offenbart ſich uns das Geſetz des all-
mähligen Uebergangs in der ſ. g. Entwicklungs-
geſchichte der einzelnen thieriſchen Jndividuen. Noch
heute ſind alle thieriſchen Formen in der erſten Zeit
ihrer individuellen Entſtehung einander ſo gleich oder
ähnlich, daß man, um ihre ſ. g. Grundtypen wieder zu
erkennen, nur auf dieſe ihre Entſtehungsgeſchichte zurück-
zugehen braucht. Es iſt eine höchſt intereſſante und
belehrende Thatſache, daß alle Embryonen einander glei-
chen und daß es oft geradezu unmöglich iſt, ein ent-
ſtehendes Schaaf von einem entſtehenden Menſchen,
deſſen künftiges Genie vielleicht die Welt bewegen wird,
zu unterſcheiden. So getrennt die beiden Geſchlechter
des Menſchen in ihrer letzten Ausbildung erſcheinen, ſo
iſt es doch in den erſten Monaten des menſchlichen
Embryonallebens geradezu unmöglich, zu ſagen, ob das
betreffende Jndividuum männlich oder weiblich werden
wird, und welches von beiden in der That geſchieht,
mag vielleicht von ganz zufälligen äußerlichen Bedingungen
abhängig ſein. „Es iſt ein allgemeines Geſetz,‟ ſagt
Vogt, „welches ſich durch die ganze Thierwelt beſtätigt,
daß die Aehnlichkeiten des gemeinſamen Planes der
Struktur, welcher einzelne Thiere mit einander verbindet,
um ſo klarer hervortreten, je näher daſſelbe dem Punkte
ſeiner Entſtehung ſich befindet, und daß dieſe Aehnlich-
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/100>, abgerufen am 23.11.2024.
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