sind und daher keine chemischen Aktionen entfalten können, müssen als gänzlich wirkungslos angesehen werden.
Diese Thatsachen ließen sich in's Unendliche vermeh- ren. "Diese Beobachtungen," sagt Mialhe, machen begreiflich, daß alle organischen Functionen mit Hülfe chemischer Processe vor sich gehen und daß ein lebendes Wesen als ein chemisches Laboratorium betrachtet werden kann, in dem diejenigen Verrichtungen zu Stande kom- men, die zusammen das Leben ausmachen." Nicht min- der deutlich reden die mechanischen, nach physikalischen Gesetzen bestimmten Vorgänge des lebenden Organismus. Die Blutbewegung ist eine so vollkommen mechanische, wie sie nur gedacht werden kann, und die sie bezweckende anatomische Einrichtung hat die vollkommenste Aehnlich- keit mit den mechanischen Werken der menschlichen Hand. Das Herz ist in derselben Weise mit Klappen und Ven- tilen versehen, wie eine Dampfmaschine, und das Zu- schlagen dieser Klappen erzeugt laute hörbare Töne. Die Luft reibt sich beim Einströmen in die Lungen an den Wänden der Luftröhrenäste und erzeugt das s. g. Ath- mungsgeräusch. Jhr Ein- und Ausströmen beruht auf rein physikalischen Kräften. Das Aufsteigen des Blutes aus den unteren Körpertheilen nach dem Herzen, entgegen den Gesetzen der Schwere, wird nur durch rein mecha- nische Einrichtungen möglich gemacht. Auf eine mecha- nische Weise befördert der Darmkanal mit Hülfe wurm-
ſind und daher keine chemiſchen Aktionen entfalten können, müſſen als gänzlich wirkungslos angeſehen werden.
Dieſe Thatſachen ließen ſich in’s Unendliche vermeh- ren. „Dieſe Beobachtungen,‟ ſagt Mialhe, machen begreiflich, daß alle organiſchen Functionen mit Hülfe chemiſcher Proceſſe vor ſich gehen und daß ein lebendes Weſen als ein chemiſches Laboratorium betrachtet werden kann, in dem diejenigen Verrichtungen zu Stande kom- men, die zuſammen das Leben ausmachen.‟ Nicht min- der deutlich reden die mechaniſchen, nach phyſikaliſchen Geſetzen beſtimmten Vorgänge des lebenden Organismus. Die Blutbewegung iſt eine ſo vollkommen mechaniſche, wie ſie nur gedacht werden kann, und die ſie bezweckende anatomiſche Einrichtung hat die vollkommenſte Aehnlich- keit mit den mechaniſchen Werken der menſchlichen Hand. Das Herz iſt in derſelben Weiſe mit Klappen und Ven- tilen verſehen, wie eine Dampfmaſchine, und das Zu- ſchlagen dieſer Klappen erzeugt laute hörbare Töne. Die Luft reibt ſich beim Einſtrömen in die Lungen an den Wänden der Luftröhrenäſte und erzeugt das ſ. g. Ath- mungsgeräuſch. Jhr Ein- und Ausſtrömen beruht auf rein phyſikaliſchen Kräften. Das Aufſteigen des Blutes aus den unteren Körpertheilen nach dem Herzen, entgegen den Geſetzen der Schwere, wird nur durch rein mecha- niſche Einrichtungen möglich gemacht. Auf eine mecha- niſche Weiſe befördert der Darmkanal mit Hülfe wurm-
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ſind und daher keine chemiſchen Aktionen entfalten können,
müſſen als gänzlich wirkungslos angeſehen werden.
Dieſe Thatſachen ließen ſich in’s Unendliche vermeh-
ren. „Dieſe Beobachtungen,‟ ſagt Mialhe, machen
begreiflich, daß alle organiſchen Functionen mit Hülfe
chemiſcher Proceſſe vor ſich gehen und daß ein lebendes
Weſen als ein chemiſches Laboratorium betrachtet werden
kann, in dem diejenigen Verrichtungen zu Stande kom-
men, die zuſammen das Leben ausmachen.‟ Nicht min-
der deutlich reden die mechaniſchen, nach phyſikaliſchen
Geſetzen beſtimmten Vorgänge des lebenden Organismus.
Die Blutbewegung iſt eine ſo vollkommen mechaniſche, wie
ſie nur gedacht werden kann, und die ſie bezweckende
anatomiſche Einrichtung hat die vollkommenſte Aehnlich-
keit mit den mechaniſchen Werken der menſchlichen Hand.
Das Herz iſt in derſelben Weiſe mit Klappen und Ven-
tilen verſehen, wie eine Dampfmaſchine, und das Zu-
ſchlagen dieſer Klappen erzeugt laute hörbare Töne. Die
Luft reibt ſich beim Einſtrömen in die Lungen an den
Wänden der Luftröhrenäſte und erzeugt das ſ. g. Ath-
mungsgeräuſch. Jhr Ein- und Ausſtrömen beruht auf
rein phyſikaliſchen Kräften. Das Aufſteigen des Blutes
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den Geſetzen der Schwere, wird nur durch rein mecha-
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/242>, abgerufen am 16.02.2025.
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