verrückbare Gleichgewicht der Stoffe müßte Noth leiden. Es ist das große Verdienst der Chemie in den letzten Jahrzehnten, uns auf's Klarste und Unzweideutigste dar- über belehrt zu haben, daß die ununterbrochene Ver- wandlung der Dinge, welche wir täglich vor sich gehen sehen, das Entstehen und Vergehen organischer oder unorganischer Formen und Bildungen nicht auf einem Entstehen und Vergehen vorher nicht dagewesenen Stoffes beruhen, wie man wohl in früheren Zeiten ziemlich all- gemein glaubte; sondern daß diese Verwandlung in nichts Anderem besteht, als in der beständigen und un- ausgesetzten Metamorphosirung derselben Grund- stoffe, deren Menge und Qualität an sich stets dieselbe und für alle Zeiten unabänderliche bleibt. Mit Hülfe der Wage ist man dem Stoffe auf seinen vielfachen und verwickelten Wegen gefolgt und hat ihn überall in derselben Menge aus irgend einer Verbindung wieder austreten sehen, in der man ihn eintreten sah. Die Berechnungen, die seitdem auf die- ses Gesetz gegründet worden sind, haben sich überall als vollkommen richtig erwiesen. Wir verbrennen ein Holz, und es scheint auf den ersten Anblick, als müßten seine Bestandtheile in Feuer und Rauch aufgegangen, verzehrt worden sein. Die Wage des Chemikers dagegen lehrt, daß nicht nur nichts von dem Gewicht jenes Holzes verloren worden, sondern daß dasselbe im Gegentheil vermehrt
verrückbare Gleichgewicht der Stoffe müßte Noth leiden. Es iſt das große Verdienſt der Chemie in den letzten Jahrzehnten, uns auf’s Klarſte und Unzweideutigſte dar- über belehrt zu haben, daß die ununterbrochene Ver- wandlung der Dinge, welche wir täglich vor ſich gehen ſehen, das Entſtehen und Vergehen organiſcher oder unorganiſcher Formen und Bildungen nicht auf einem Entſtehen und Vergehen vorher nicht dageweſenen Stoffes beruhen, wie man wohl in früheren Zeiten ziemlich all- gemein glaubte; ſondern daß dieſe Verwandlung in nichts Anderem beſteht, als in der beſtändigen und un- ausgeſetzten Metamorphoſirung derſelben Grund- ſtoffe, deren Menge und Qualität an ſich ſtets dieſelbe und für alle Zeiten unabänderliche bleibt. Mit Hülfe der Wage iſt man dem Stoffe auf ſeinen vielfachen und verwickelten Wegen gefolgt und hat ihn überall in derſelben Menge aus irgend einer Verbindung wieder austreten ſehen, in der man ihn eintreten ſah. Die Berechnungen, die ſeitdem auf die- ſes Geſetz gegründet worden ſind, haben ſich überall als vollkommen richtig erwieſen. Wir verbrennen ein Holz, und es ſcheint auf den erſten Anblick, als müßten ſeine Beſtandtheile in Feuer und Rauch aufgegangen, verzehrt worden ſein. Die Wage des Chemikers dagegen lehrt, daß nicht nur nichts von dem Gewicht jenes Holzes verloren worden, ſondern daß daſſelbe im Gegentheil vermehrt
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verrückbare Gleichgewicht der Stoffe müßte Noth leiden.
Es iſt das große Verdienſt der Chemie in den letzten
Jahrzehnten, uns auf’s Klarſte und Unzweideutigſte dar-
über belehrt zu haben, daß die ununterbrochene Ver-
wandlung der Dinge, welche wir täglich vor ſich gehen
ſehen, das Entſtehen und Vergehen organiſcher oder
unorganiſcher Formen und Bildungen nicht auf einem
Entſtehen und Vergehen vorher nicht dageweſenen Stoffes
beruhen, wie man wohl in früheren Zeiten ziemlich all-
gemein glaubte; ſondern daß dieſe Verwandlung in
nichts Anderem beſteht, als in der beſtändigen und un-
ausgeſetzten Metamorphoſirung derſelben Grund-
ſtoffe, deren Menge und Qualität an ſich ſtets
dieſelbe und für alle Zeiten unabänderliche
bleibt. Mit Hülfe der Wage iſt man dem Stoffe
auf ſeinen vielfachen und verwickelten Wegen gefolgt
und hat ihn überall in derſelben Menge aus irgend
einer Verbindung wieder austreten ſehen, in der man
ihn eintreten ſah. Die Berechnungen, die ſeitdem auf die-
ſes Geſetz gegründet worden ſind, haben ſich überall als
vollkommen richtig erwieſen. Wir verbrennen ein Holz,
und es ſcheint auf den erſten Anblick, als müßten ſeine
Beſtandtheile in Feuer und Rauch aufgegangen, verzehrt
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nicht nur nichts von dem Gewicht jenes Holzes verloren
worden, ſondern daß daſſelbe im Gegentheil vermehrt
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/32>, abgerufen am 03.12.2024.
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