Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Lucile. Die Erde ist weit, und es sind viel Dinge darauf, -- warum denn grade das eine? Wer sollte mir's nehmen? Das wäre arg. Was wollten sie auch damit anfangen? Camille. Ich wiederhole dir: du kannst ruhig sein. Gestern sprach ich mit Robespierre; er war freundlich. Wir sind ein wenig gespannt, das ist wahr; verschiedene Ansichten, sonst nichts! Lucile. Such' ihn auf. Camille. Wir saßen auf einer Schulbank. Er war immer finster und einsam. Ich allein suchte ihn auf und machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer große An- hänglichkeit gezeigt. Ich gehe. Lucile. So schnell, mein Freund? Geh'! Komm! Nur das (sie küßt ihn) und das! Geh'! Geh'! (Camille ab.) -- Das ist eine böse Zeit. Es geht einmal so. Wer kann da drüber hinaus? Man muß sich fassen. (singt) Ach scheiden, ach scheiden, ach scheiden, Wer hat sich das Scheiden erdacht? Wie kommt mir grade das in den Kopf? Das ist nicht gut, daß es den Weg so von selbst findet. -- Wie er hinaus ist, war mir's, als könnte er nicht mehr umkehren, und müsse immer weiter weg von mir, immer weiter. -- Wie das Zim- mer so leer ist; die Fenster stehen offen, als hätte ein Todter darin gelegen. Ich halt' es da oben nicht aus. (Sie geht.) Freies Feld. Danton. Ich mag nicht weiter. Ich mag in dieser Stille mit dem Geplauder meiner Tritte und dem Keuchen Lucile. Die Erde iſt weit, und es ſind viel Dinge darauf, — warum denn grade das eine? Wer ſollte mir's nehmen? Das wäre arg. Was wollten ſie auch damit anfangen? Camille. Ich wiederhole dir: du kannſt ruhig ſein. Geſtern ſprach ich mit Robespierre; er war freundlich. Wir ſind ein wenig geſpannt, das iſt wahr; verſchiedene Anſichten, ſonſt nichts! Lucile. Such' ihn auf. Camille. Wir ſaßen auf einer Schulbank. Er war immer finſter und einſam. Ich allein ſuchte ihn auf und machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer große An- hänglichkeit gezeigt. Ich gehe. Lucile. So ſchnell, mein Freund? Geh'! Komm! Nur das (ſie küßt ihn) und das! Geh'! Geh'! (Camille ab.) — Das iſt eine böſe Zeit. Es geht einmal ſo. Wer kann da drüber hinaus? Man muß ſich faſſen. (ſingt) Ach ſcheiden, ach ſcheiden, ach ſcheiden, Wer hat ſich das Scheiden erdacht? Wie kommt mir grade das in den Kopf? Das iſt nicht gut, daß es den Weg ſo von ſelbſt findet. — Wie er hinaus iſt, war mir's, als könnte er nicht mehr umkehren, und müſſe immer weiter weg von mir, immer weiter. — Wie das Zim- mer ſo leer iſt; die Fenſter ſtehen offen, als hätte ein Todter darin gelegen. Ich halt' es da oben nicht aus. (Sie geht.) Freies Feld. Danton. Ich mag nicht weiter. 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Lucile. Die Erde iſt weit, und es ſind viel Dinge
darauf, — warum denn grade das eine? Wer ſollte mir's
nehmen? Das wäre arg. Was wollten ſie auch damit
anfangen?
Camille. Ich wiederhole dir: du kannſt ruhig ſein.
Geſtern ſprach ich mit Robespierre; er war freundlich. Wir
ſind ein wenig geſpannt, das iſt wahr; verſchiedene Anſichten,
ſonſt nichts!
Lucile. Such' ihn auf.
Camille. Wir ſaßen auf einer Schulbank. Er war
immer finſter und einſam. Ich allein ſuchte ihn auf und
machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer große An-
hänglichkeit gezeigt. Ich gehe.
Lucile. So ſchnell, mein Freund? Geh'! Komm! Nur
das (ſie küßt ihn) und das! Geh'! Geh'! (Camille ab.) —
Das iſt eine böſe Zeit. Es geht einmal ſo. Wer kann da
drüber hinaus? Man muß ſich faſſen. (ſingt)
Ach ſcheiden, ach ſcheiden, ach ſcheiden,
Wer hat ſich das Scheiden erdacht?
Wie kommt mir grade das in den Kopf? Das iſt nicht
gut, daß es den Weg ſo von ſelbſt findet. — Wie er hinaus
iſt, war mir's, als könnte er nicht mehr umkehren, und müſſe
immer weiter weg von mir, immer weiter. — Wie das Zim-
mer ſo leer iſt; die Fenſter ſtehen offen, als hätte ein Todter
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