Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Ein Anderer. Nur Mörder erkennen es nicht an. Robespierre. Die seit langer Zeit in dieser Versamm- lung unbekannte Verwirrung beweist, daß es sich um große Dinge handelt. Heute entscheidet sich's, ob einige Männer den Sieg über das Vaterland davon tragen werden. -- Wie könnt ihr eure Grundsätze weit genug verläugnen, um heute einigen Individuen das zu bewilligen, was ihr gestern Chabot, Delaunai und Fabre verweigert habt? Was soll dieser Unterschied zu Gunsten einiger Männer? Was kümmern mich die Lobsprüche, die man sich selbst und seinen Freunden spendet? Nur zu viele Erfahrungen haben uns gezeigt, was davon zu halten sei. Wir fragen nicht, ob ein Mann diese oder jene patriotische Handlung vollbracht habe; wir fragen nach seiner ganzen politischen Laufbahn. -- Legendre scheint die Namen der Verhafteten nicht zu wissen; der ganze Con- vent kennt sie. Sein Freund Lacroix ist darunter. Warum scheint Legendre das nicht zu wissen? Weil er wohl weiß, daß nur die Schamlosigkeit Lacroix vertheidigen kann. Er nannte nur Danton, weil er glaubt, an diesen Namen knüpfe sich ein Privilegium. Nein, wir wollen keine Privilegien, wir wollen keine Götzen. (Beifall.) Was hat Danton vor Lafayette, vor Dumouriez, vor Brissot, Fabre, Chabot, Hebert voraus? Was sagt man von diesen, was man nicht auch von ihm sagen könnte? Wodurch verdient er einen Vorzug vor seinen Mitbürgern? Etwa, weil einige betrogene In- dividuen und Andere, die sich nicht betrügen ließen, sich um ihn reihten, um in seinem Gefolge dem Glück und der Macht in die Arme zu laufen? -- Je mehr er die Patrioten be- trogen hat, welche Vertrauen in ihn setzten, desto nachdrück- licher muß er die Strenge der Freiheitsfreunde empfinden. -- Ein Anderer. Nur Mörder erkennen es nicht an. Robespierre. Die ſeit langer Zeit in dieſer Verſamm- lung unbekannte Verwirrung beweiſt, daß es ſich um große Dinge handelt. Heute entſcheidet ſich's, ob einige Männer den Sieg über das Vaterland davon tragen werden. — Wie könnt ihr eure Grundſätze weit genug verläugnen, um heute einigen Individuen das zu bewilligen, was ihr geſtern Chabot, Delaunai und Fabre verweigert habt? Was ſoll dieſer Unterſchied zu Gunſten einiger Männer? Was kümmern mich die Lobſprüche, die man ſich ſelbſt und ſeinen Freunden ſpendet? Nur zu viele Erfahrungen haben uns gezeigt, was davon zu halten ſei. Wir fragen nicht, ob ein Mann dieſe oder jene patriotiſche Handlung vollbracht habe; wir fragen nach ſeiner ganzen politiſchen Laufbahn. — Legendre ſcheint die Namen der Verhafteten nicht zu wiſſen; der ganze Con- vent kennt ſie. Sein Freund Lacroix iſt darunter. Warum ſcheint Legendre das nicht zu wiſſen? Weil er wohl weiß, daß nur die Schamloſigkeit Lacroix vertheidigen kann. Er nannte nur Danton, weil er glaubt, an dieſen Namen knüpfe ſich ein Privilegium. Nein, wir wollen keine Privilegien, wir wollen keine Götzen. (Beifall.) Was hat Danton vor Lafayette, vor Dumouriez, vor Briſſot, Fabre, Chabot, Hebert voraus? Was ſagt man von dieſen, was man nicht auch von ihm ſagen könnte? Wodurch verdient er einen Vorzug vor ſeinen Mitbürgern? Etwa, weil einige betrogene In- dividuen und Andere, die ſich nicht betrügen ließen, ſich um ihn reihten, um in ſeinem Gefolge dem Glück und der Macht in die Arme zu laufen? — Je mehr er die Patrioten be- trogen hat, welche Vertrauen in ihn ſetzten, deſto nachdrück- licher muß er die Strenge der Freiheitsfreunde empfinden. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="act" n="3"> <div type="scene" n="4"> <pb facs="#f0249" n="53"/> <sp who="#ANDERER"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Ein Anderer.</hi> </hi> </speaker> <p>Nur Mörder erkennen es nicht an.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROB"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Robespierre.</hi> </hi> </speaker> <p>Die ſeit langer Zeit in dieſer Verſamm-<lb/> lung unbekannte Verwirrung beweiſt, daß es ſich um große<lb/> Dinge handelt. 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Ein Anderer. Nur Mörder erkennen es nicht an.
Robespierre. Die ſeit langer Zeit in dieſer Verſamm-
lung unbekannte Verwirrung beweiſt, daß es ſich um große
Dinge handelt. Heute entſcheidet ſich's, ob einige Männer
den Sieg über das Vaterland davon tragen werden. — Wie
könnt ihr eure Grundſätze weit genug verläugnen, um heute
einigen Individuen das zu bewilligen, was ihr geſtern Chabot,
Delaunai und Fabre verweigert habt? Was ſoll dieſer
Unterſchied zu Gunſten einiger Männer? Was kümmern
mich die Lobſprüche, die man ſich ſelbſt und ſeinen Freunden
ſpendet? Nur zu viele Erfahrungen haben uns gezeigt, was
davon zu halten ſei. Wir fragen nicht, ob ein Mann dieſe
oder jene patriotiſche Handlung vollbracht habe; wir fragen
nach ſeiner ganzen politiſchen Laufbahn. — Legendre ſcheint
die Namen der Verhafteten nicht zu wiſſen; der ganze Con-
vent kennt ſie. Sein Freund Lacroix iſt darunter. Warum
ſcheint Legendre das nicht zu wiſſen? Weil er wohl weiß,
daß nur die Schamloſigkeit Lacroix vertheidigen kann. Er
nannte nur Danton, weil er glaubt, an dieſen Namen knüpfe
ſich ein Privilegium. Nein, wir wollen keine Privilegien,
wir wollen keine Götzen. (Beifall.) Was hat Danton vor
Lafayette, vor Dumouriez, vor Briſſot, Fabre, Chabot, Hebert
voraus? Was ſagt man von dieſen, was man nicht auch
von ihm ſagen könnte? Wodurch verdient er einen Vorzug
vor ſeinen Mitbürgern? Etwa, weil einige betrogene In-
dividuen und Andere, die ſich nicht betrügen ließen, ſich um
ihn reihten, um in ſeinem Gefolge dem Glück und der Macht
in die Arme zu laufen? — Je mehr er die Patrioten be-
trogen hat, welche Vertrauen in ihn ſetzten, deſto nachdrück-
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