Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.
ich werde mit der Kanone der Wahrheit hervorbrechen und meine Feinde zermalmen. (Zeichen des Beifalls.) Fouquier, Amar und Vouland treten ein. Fouquier. Ruhe, im Namen der Republik, Achtung dem Gesetze! Der Convent beschließt: In Betracht, daß in den Gefängnissen sich Spuren von Meutereien zeigen, in Betracht, daß Danton's und Camille's Weiber Geld unter das Volk werfen und daß der General Dillon ausbrechen und sich an die Spitze der Empörer stellen soll, um die Angeklagten zu befreien; in Betracht endlich, daß Diese selbst unruhige Auftritte herbei zu führen sich bemüht und das Tribunal zu beleidigen versucht haben, wird das Tribunal ermächtigt, die Untersuchung ohne Unterbrechung fortzusetzen und jeden Angeklagten, der die dem Gesetze schuldige Ehr- furcht außer Augen setzen sollte, von den Debatten auszu- schließen. Danton. Ich frage die Anwesenden, ob wir dem Tri- bunal, dem Volk, oder dem National-Convent Hohn ge- sprochen haben? Viele Stimmen. Nein! Nein! Camille. Die Elenden, sie wollen meine Lucile morden! Danton. Eines Tages wird man die Wahrheit er- kennen. Ich sehe großes Unglück über Frankreich herein- brechen. Das ist die Dictatur; sie hat ihren Schleier zer- rissen, sie trägt die Stirne hoch, sie schreitet über unsere Leichen. (Auf Amar und Vouland deutend.) Seht da die feigen Mörder, seht da die Raben des Wohlfahrts-Ausschusses! Ich klage Robespierre, St. Just und ihre Henker des Hochver- raths an. Sie wollen die Republik im Blut ersticken. Die Gleise der Guillotinen-Karren sind die Heerstraßen, in
ich werde mit der Kanone der Wahrheit hervorbrechen und meine Feinde zermalmen. (Zeichen des Beifalls.) Fouquier, Amar und Vouland treten ein. Fouquier. Ruhe, im Namen der Republik, Achtung dem Geſetze! Der Convent beſchließt: In Betracht, daß in den Gefängniſſen ſich Spuren von Meutereien zeigen, in Betracht, daß Danton's und Camille's Weiber Geld unter das Volk werfen und daß der General Dillon ausbrechen und ſich an die Spitze der Empörer ſtellen ſoll, um die Angeklagten zu befreien; in Betracht endlich, daß Dieſe ſelbſt unruhige Auftritte herbei zu führen ſich bemüht und das Tribunal zu beleidigen verſucht haben, wird das Tribunal ermächtigt, die Unterſuchung ohne Unterbrechung fortzuſetzen und jeden Angeklagten, der die dem Geſetze ſchuldige Ehr- furcht außer Augen ſetzen ſollte, von den Debatten auszu- ſchließen. Danton. Ich frage die Anweſenden, ob wir dem Tri- bunal, dem Volk, oder dem National-Convent Hohn ge- ſprochen haben? Viele Stimmen. Nein! Nein! Camille. Die Elenden, ſie wollen meine Lucile morden! Danton. Eines Tages wird man die Wahrheit er- kennen. Ich ſehe großes Unglück über Frankreich herein- brechen. Das iſt die Dictatur; ſie hat ihren Schleier zer- riſſen, ſie trägt die Stirne hoch, ſie ſchreitet über unſere Leichen. (Auf Amar und Vouland deutend.) Seht da die feigen Mörder, ſeht da die Raben des Wohlfahrts-Ausſchuſſes! Ich klage Robespierre, St. Juſt und ihre Henker des Hochver- raths an. Sie wollen die Republik im Blut erſticken. Die Gleiſe der Guillotinen-Karren ſind die Heerſtraßen, in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="act" n="3"> <div type="scene" n="4"> <sp who="#DANTON"> <p><pb facs="#f0275" n="79"/> ich werde mit der Kanone der Wahrheit hervorbrechen und<lb/> meine Feinde zermalmen.</p> <stage> <hi rendition="#et">(Zeichen des Beifalls.)</hi> </stage><lb/> <stage><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Fouquier, Amar</hi></hi> und <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Vouland</hi></hi> treten ein.</stage> </sp><lb/> <sp who="#FOU"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Fouquier.</hi> </hi> </speaker> <p>Ruhe, im Namen der Republik, Achtung<lb/> dem Geſetze! Der Convent beſchließt: In Betracht, daß<lb/> in den Gefängniſſen ſich Spuren von Meutereien zeigen, in<lb/> Betracht, daß Danton's und Camille's Weiber Geld unter<lb/> das Volk werfen und daß der General Dillon ausbrechen<lb/> und ſich an die Spitze der Empörer ſtellen ſoll, um die<lb/> Angeklagten zu befreien; in Betracht endlich, daß Dieſe ſelbſt<lb/> unruhige Auftritte herbei zu führen ſich bemüht und das<lb/> Tribunal zu beleidigen verſucht haben, wird das Tribunal<lb/> ermächtigt, die Unterſuchung ohne Unterbrechung fortzuſetzen<lb/> und jeden Angeklagten, der die dem Geſetze ſchuldige Ehr-<lb/> furcht außer Augen ſetzen ſollte, von den Debatten auszu-<lb/> ſchließen.</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Ich frage die Anweſenden, ob wir dem Tri-<lb/> bunal, dem Volk, oder dem National-Convent Hohn ge-<lb/> ſprochen haben?</p> </sp><lb/> <sp who="#VIESTIMM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Viele Stimmen.</hi> </hi> </speaker> <p>Nein! Nein!</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Camille.</hi> </hi> </speaker> <p>Die Elenden, ſie wollen meine Lucile morden!</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Eines Tages wird man die Wahrheit er-<lb/> kennen. Ich ſehe großes Unglück über Frankreich herein-<lb/> brechen. Das iſt die Dictatur; ſie hat ihren Schleier zer-<lb/> riſſen, ſie trägt die Stirne hoch, ſie ſchreitet über unſere<lb/> Leichen. <stage>(Auf <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Amar</hi></hi> und <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Vouland</hi></hi> deutend.)</stage> Seht da die feigen<lb/> Mörder, ſeht da die Raben des Wohlfahrts-Ausſchuſſes! Ich<lb/> klage Robespierre, St. Juſt und ihre Henker des Hochver-<lb/> raths an. Sie wollen die Republik im Blut erſticken. Die<lb/> Gleiſe der Guillotinen-Karren ſind die Heerſtraßen, in<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0275]
ich werde mit der Kanone der Wahrheit hervorbrechen und
meine Feinde zermalmen. (Zeichen des Beifalls.)
Fouquier, Amar und Vouland treten ein.
Fouquier. Ruhe, im Namen der Republik, Achtung
dem Geſetze! Der Convent beſchließt: In Betracht, daß
in den Gefängniſſen ſich Spuren von Meutereien zeigen, in
Betracht, daß Danton's und Camille's Weiber Geld unter
das Volk werfen und daß der General Dillon ausbrechen
und ſich an die Spitze der Empörer ſtellen ſoll, um die
Angeklagten zu befreien; in Betracht endlich, daß Dieſe ſelbſt
unruhige Auftritte herbei zu führen ſich bemüht und das
Tribunal zu beleidigen verſucht haben, wird das Tribunal
ermächtigt, die Unterſuchung ohne Unterbrechung fortzuſetzen
und jeden Angeklagten, der die dem Geſetze ſchuldige Ehr-
furcht außer Augen ſetzen ſollte, von den Debatten auszu-
ſchließen.
Danton. Ich frage die Anweſenden, ob wir dem Tri-
bunal, dem Volk, oder dem National-Convent Hohn ge-
ſprochen haben?
Viele Stimmen. Nein! Nein!
Camille. Die Elenden, ſie wollen meine Lucile morden!
Danton. Eines Tages wird man die Wahrheit er-
kennen. Ich ſehe großes Unglück über Frankreich herein-
brechen. Das iſt die Dictatur; ſie hat ihren Schleier zer-
riſſen, ſie trägt die Stirne hoch, ſie ſchreitet über unſere
Leichen. (Auf Amar und Vouland deutend.) Seht da die feigen
Mörder, ſeht da die Raben des Wohlfahrts-Ausſchuſſes! Ich
klage Robespierre, St. Juſt und ihre Henker des Hochver-
raths an. Sie wollen die Republik im Blut erſticken. Die
Gleiſe der Guillotinen-Karren ſind die Heerſtraßen, in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |