Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Peter. Eine verwickelte Antwort! -- Ei! Nun und was meint Er? Zweiter Kammerdiener. Eure Majestät wollten sich an Etwas erinnern, als sie diesen Knopf in ihr Schnupftuch zu knüpfen geruhten. Peter (läuft auf und ab). Was? Was? Die Menschen machen mich confus, ich bin in der größten Verwirrung. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. (Ein Diener tritt auf.) Diener. Eure Majestät, der Staatsrath ist versammelt. Peter (freudig.) Ja, das ist's. -- Kommen Sie, meine Herren! Gehen Sie symmetrisch. Ist es nicht sehr heiß? Nehmen Sie doch auch Ihre Schnupftücher und wischen Sie sich das Gesicht. Ich bin immer so in Verlegen- heit, wenn ich öffentlich sprechen soll. (Alle ab.) König Peter. Der Staatsrath. Peter. Meine Lieben und Getreuen, ich wollte Euch hiermit kund und zu wissen thun, kund und zu wissen thun, -- denn, entweder verheirathet sich mein Sohn oder nicht (legt den Finger an die Nase), entweder, oder -- Ihr versteht mich doch? Ein Drittes gibt es nicht. Der Mensch muß denken. (Steht eine Zeit lang sinnend.) Wenn ich so laut rede, so weiß ich nicht, wer es eigentlich ist, ich oder ein Anderer, das ängstigt mich. (Nach langem Besinnen.) Ich bin ich. -- Was halten Sie davon, Präsident? Präsident (gravitätisch langsam). Eure Majestät, viel- leicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so. Der ganze Staatsrath im Chor. Ja, vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so. Peter. Eine verwickelte Antwort! — Ei! Nun und was meint Er? Zweiter Kammerdiener. Eure Majeſtät wollten ſich an Etwas erinnern, als ſie dieſen Knopf in ihr Schnupftuch zu knüpfen geruhten. Peter (läuft auf und ab). Was? Was? Die Menſchen machen mich confus, ich bin in der größten Verwirrung. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. (Ein Diener tritt auf.) Diener. Eure Majeſtät, der Staatsrath iſt verſammelt. Peter (freudig.) Ja, das iſt's. — Kommen Sie, meine Herren! Gehen Sie ſymmetriſch. Iſt es nicht ſehr heiß? Nehmen Sie doch auch Ihre Schnupftücher und wiſchen Sie ſich das Geſicht. Ich bin immer ſo in Verlegen- heit, wenn ich öffentlich ſprechen ſoll. (Alle ab.) König Peter. Der Staatsrath. Peter. Meine Lieben und Getreuen, ich wollte Euch hiermit kund und zu wiſſen thun, kund und zu wiſſen thun, — denn, entweder verheirathet ſich mein Sohn oder nicht (legt den Finger an die Naſe), entweder, oder — Ihr verſteht mich doch? Ein Drittes gibt es nicht. Der Menſch muß denken. (Steht eine Zeit lang ſinnend.) Wenn ich ſo laut rede, ſo weiß ich nicht, wer es eigentlich iſt, ich oder ein Anderer, das ängſtigt mich. (Nach langem Beſinnen.) Ich bin ich. — Was halten Sie davon, Präſident? Präſident (gravitätiſch langſam). 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was meint Er?
Zweiter Kammerdiener. Eure Majeſtät wollten ſich
an Etwas erinnern, als ſie dieſen Knopf in ihr Schnupftuch
zu knüpfen geruhten.
Peter (läuft auf und ab). Was? Was? Die Menſchen
machen mich confus, ich bin in der größten Verwirrung. Ich
weiß mir nicht mehr zu helfen.
(Ein Diener tritt auf.)
Diener. Eure Majeſtät, der Staatsrath iſt verſammelt.
Peter (freudig.) Ja, das iſt's. — Kommen
Sie, meine Herren! Gehen Sie ſymmetriſch. Iſt es nicht
ſehr heiß? Nehmen Sie doch auch Ihre Schnupftücher und
wiſchen Sie ſich das Geſicht. Ich bin immer ſo in Verlegen-
heit, wenn ich öffentlich ſprechen ſoll. (Alle ab.)
König Peter. Der Staatsrath.
Peter. Meine Lieben und Getreuen, ich wollte Euch
hiermit kund und zu wiſſen thun, kund und zu wiſſen thun,
— denn, entweder verheirathet ſich mein Sohn oder nicht
(legt den Finger an die Naſe), entweder, oder — Ihr verſteht
mich doch? Ein Drittes gibt es nicht. Der Menſch muß
denken. (Steht eine Zeit lang ſinnend.) Wenn ich ſo laut rede,
ſo weiß ich nicht, wer es eigentlich iſt, ich oder ein Anderer,
das ängſtigt mich. (Nach langem Beſinnen.) Ich bin ich. —
Was halten Sie davon, Präſident?
Präſident (gravitätiſch langſam). Eure Majeſtät, viel-
leicht iſt es ſo, vielleicht iſt es aber auch nicht ſo.
Der ganze Staatsrath im Chor. Ja, vielleicht iſt es
ſo, vielleicht iſt es aber auch nicht ſo.
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