Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

Bild:
<< vorherige Seite
Freies Feld.
Nacht. Wozzeck.
Wozzeck. Immer zu! Immer zu! Still Musik! Ha!
was, was sagt Ihr? So -- lauter! lauter! Jetzt hör'
ich's. Stich -- stich die Zickwölfin todt -- Stich --
stich -- die -- Zickwölfin todt -- soll ich? -- muß ich?
-- Ich hör's immer, immer zu -- stich todt -- todt --
Da unten aus dem Boden heraus spricht's, und die Pappeln
sprechen's -- stich todt -- stich --


Kaserne.
Nacht. Andres und Wozzeck schlafen in einem Bett.
Wozzeck (fährt auf). Andres! Andres! ich kann nicht
schlafen, wenn ich die Augen zumach', dann seh ich sie doch
immer und ich hör' die Geigen immer zu, immer zu. Und
dann sprichts aus der Wand heraus -- hörst du nix, Andres?
Und das geigt und springt!
Andres (murmelt). Ja! -- laß sie tan -- zen --
Wozzeck. Und dazwischen blitzt's mir immer vor den
Augen, wie ein Messer! wie ein breites Messer, und bald
liegt's auf einem Tisch in einem Laden in einer dunklen
Gaß, und bald hab' ich's in der Hand und -- oh!
Andres. Schlaf, Narr!

Freies Feld.
Nacht. Wozzeck.
Wozzeck. Immer zu! Immer zu! Still Muſik! Ha!
was, was ſagt Ihr? So — lauter! lauter! Jetzt hör'
ich's. Stich — ſtich die Zickwölfin todt — Stich —
ſtich — die — Zickwölfin todt — ſoll ich? — muß ich?
— Ich hör's immer, immer zu — ſtich todt — todt —
Da unten aus dem Boden heraus ſpricht's, und die Pappeln
ſprechen's — ſtich todt — ſtich —


Kaſerne.
Nacht. Andres und Wozzeck ſchlafen in einem Bett.
Wozzeck (fährt auf). Andres! Andres! ich kann nicht
ſchlafen, wenn ich die Augen zumach', dann ſeh ich ſie doch
immer und ich hör' die Geigen immer zu, immer zu. Und
dann ſprichts aus der Wand heraus — hörſt du nix, Andres?
Und das geigt und ſpringt!
Andres (murmelt). Ja! — laß ſie tan — zen —
Wozzeck. Und dazwiſchen blitzt's mir immer vor den
Augen, wie ein Meſſer! wie ein breites Meſſer, und bald
liegt's auf einem Tiſch in einem Laden in einer dunklen
Gaß, und bald hab' ich's in der Hand und — oh!
Andres. Schlaf, Narr!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0386" n="190"/>
          <div type="scene" n="3">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Freies Feld</hi>.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <stage>Nacht. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Wozzeck.</hi></hi></stage><lb/>
            <sp who="#WOZ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wozzeck.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Immer zu! Immer zu! Still Mu&#x017F;ik! Ha!<lb/>
was, was &#x017F;agt Ihr? So &#x2014; lauter! lauter! Jetzt hör'<lb/>
ich's. Stich &#x2014; &#x017F;tich die Zickwölfin todt &#x2014; Stich &#x2014;<lb/>
&#x017F;tich &#x2014; die &#x2014; Zickwölfin todt &#x2014; &#x017F;oll ich? &#x2014; muß ich?<lb/>
&#x2014; Ich hör's immer, immer zu &#x2014; &#x017F;tich todt &#x2014; todt &#x2014;<lb/>
Da unten aus dem Boden heraus &#x017F;pricht's, und die Pappeln<lb/>
&#x017F;prechen's &#x2014; &#x017F;tich todt &#x2014; &#x017F;tich &#x2014;</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div type="scene" n="3">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Ka&#x017F;erne</hi>.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <stage>Nacht. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Andres</hi></hi> und <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Wozzeck</hi></hi> &#x017F;chlafen in einem Bett.</stage><lb/>
            <sp who="#WOZ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wozzeck</hi> </hi> </speaker>
              <stage>(fährt auf).</stage>
              <p>Andres! Andres! ich kann nicht<lb/>
&#x017F;chlafen, wenn ich die Augen zumach', dann &#x017F;eh ich &#x017F;ie doch<lb/>
immer und ich hör' die Geigen immer zu, immer zu. Und<lb/>
dann &#x017F;prichts aus der Wand heraus &#x2014; hör&#x017F;t du nix, Andres?<lb/>
Und das geigt und &#x017F;pringt!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#AND">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Andres</hi> </hi> </speaker>
              <stage>(murmelt).</stage>
              <p>Ja! &#x2014; laß &#x017F;ie tan &#x2014; zen &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WOZ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wozzeck.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Und dazwi&#x017F;chen blitzt's mir immer vor den<lb/>
Augen, wie ein Me&#x017F;&#x017F;er! wie ein breites Me&#x017F;&#x017F;er, und bald<lb/>
liegt's auf einem Ti&#x017F;ch in einem Laden in einer dunklen<lb/>
Gaß, und bald hab' ich's in der Hand und &#x2014; oh!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#AND">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Andres.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Schlaf, Narr!</p>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0386] Freies Feld. Nacht. Wozzeck. Wozzeck. Immer zu! Immer zu! Still Muſik! Ha! was, was ſagt Ihr? So — lauter! lauter! Jetzt hör' ich's. Stich — ſtich die Zickwölfin todt — Stich — ſtich — die — Zickwölfin todt — ſoll ich? — muß ich? — Ich hör's immer, immer zu — ſtich todt — todt — Da unten aus dem Boden heraus ſpricht's, und die Pappeln ſprechen's — ſtich todt — ſtich — Kaſerne. Nacht. Andres und Wozzeck ſchlafen in einem Bett. Wozzeck (fährt auf). Andres! Andres! ich kann nicht ſchlafen, wenn ich die Augen zumach', dann ſeh ich ſie doch immer und ich hör' die Geigen immer zu, immer zu. Und dann ſprichts aus der Wand heraus — hörſt du nix, Andres? Und das geigt und ſpringt! Andres (murmelt). Ja! — laß ſie tan — zen — Wozzeck. Und dazwiſchen blitzt's mir immer vor den Augen, wie ein Meſſer! wie ein breites Meſſer, und bald liegt's auf einem Tiſch in einem Laden in einer dunklen Gaß, und bald hab' ich's in der Hand und — oh! Andres. Schlaf, Narr!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/386
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/386>, abgerufen am 21.11.2024.