Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Maffio. Bei Gott, mein Bruder Gennaro, das ist das erste Wort, was Du seit dem Anfang des Gastmahls sprichst; auch trinkst Du nicht. Träumst Du von Lucretia Borgia? Gennaro! Du hast offenbar so was von einer Liebschaft mit ihr! Sage nicht: nein! Gennaro. Gieb mir zu trinken, Maffio! Ich lasse meine Freunde so wenig bei Tische, als im Feuer im Stich. Ein schwarzer Page (zwei Flaschen in der Hand). Page. Meine Herren, Wein von Cypern oder von Syrakus? Maffio. Syrakusaner, der ist besser. (Der Page füllt alle Gläser). Jeppo. Hole die Pest den Oloferno! Werden die Damen nicht zurückkommen? (Er geht nach einander an die beiden Thüren). Die Thüren sind von Außen verschlossen, meine Herren! Maffio. Fange jetzt nicht an, Deinerseits Furcht zu haben, Jeppo! Sie wollen, daß wir sie nicht verfolgen. Das ist ganz einfach. Gennaro. Trinken wir, meine Herren! (Sie stoßen mit ihren Gläsern an.) Maffio. Auf Deine Gesundheit, Gennaro! Mögest Du Deine Mutter bald wieder finden! Gennaro. Möge Gott Dich erhören! (Alle trinken, Gu- betta ausgenommen, der seinen Wein über die Schulter schüttet). Maffio (leise zu Jeppo). Jetzt, Jeppo, hab' ich es deut- lich gesehen. Jeppo (leise). Was? Maffio. Der Spanier hat nicht getrunken. Jeppo. Nun? Maffio. Bei Gott, mein Bruder Gennaro, das iſt das erſte Wort, was Du ſeit dem Anfang des Gaſtmahls ſprichſt; auch trinkſt Du nicht. Träumſt Du von Lucretia Borgia? Gennaro! Du haſt offenbar ſo was von einer Liebſchaft mit ihr! Sage nicht: nein! Gennaro. Gieb mir zu trinken, Maffio! Ich laſſe meine Freunde ſo wenig bei Tiſche, als im Feuer im Stich. Ein ſchwarzer Page (zwei Flaſchen in der Hand). Page. Meine Herren, Wein von Cypern oder von Syrakus? Maffio. Syrakuſaner, der iſt beſſer. (Der Page füllt alle Gläſer). Jeppo. Hole die Peſt den Oloferno! Werden die Damen nicht zurückkommen? (Er geht nach einander an die beiden Thüren). Die Thüren ſind von Außen verſchloſſen, meine Herren! Maffio. Fange jetzt nicht an, Deinerſeits Furcht zu haben, Jeppo! Sie wollen, daß wir ſie nicht verfolgen. Das iſt ganz einfach. Gennaro. Trinken wir, meine Herren! (Sie ſtoßen mit ihren Gläſern an.) Maffio. Auf Deine Geſundheit, Gennaro! Mögeſt Du Deine Mutter bald wieder finden! Gennaro. Möge Gott Dich erhören! (Alle trinken, Gu- betta ausgenommen, der ſeinen Wein über die Schulter ſchüttet). Maffio (leiſe zu Jeppo). Jetzt, Jeppo, hab' ich es deut- lich geſehen. Jeppo (leiſe). Was? Maffio. Der Spanier hat nicht getrunken. Jeppo. Nun? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0451" n="255"/> <sp who="#MAF"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Maffio.</hi> </hi> </speaker> <p>Bei Gott, mein Bruder Gennaro, das iſt<lb/> das erſte Wort, was Du ſeit dem Anfang des Gaſtmahls<lb/> ſprichſt; auch trinkſt Du nicht. Träumſt Du von Lucretia<lb/> Borgia? Gennaro! 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Borgia? Gennaro! Du haſt offenbar ſo was von einer
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meine Herren!
Maffio. Fange jetzt nicht an, Deinerſeits Furcht zu
haben, Jeppo! Sie wollen, daß wir ſie nicht verfolgen.
Das iſt ganz einfach.
Gennaro. Trinken wir, meine Herren! (Sie ſtoßen mit
ihren Gläſern an.)
Maffio. Auf Deine Geſundheit, Gennaro! Mögeſt Du
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Gennaro. Möge Gott Dich erhören! (Alle trinken, Gu-
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