Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweck, die oben gegebene Charakteristik zu rechtfertigen, ist wohl auch
jetzt schon erfüllt.

Was übrigens speciell den ersten hier mitgetheilten Excurs be-
trifft, so braucht für den Kenner des Spinozistischen Systems wohl
nicht erst bemerkt zu werden, daß die Schwäche dieses berühmten
Satzes von der Einheit der Substanz anderswo liegt, als da, wo
sie Büchner gesucht. Es ist diesem sogar entgangen, daß Spinoza
nicht einmal den formalen Beweis für diesen Satz aus dem Vor-
hergehenden erbracht. (Vrgl. hierüber v. Kirchmann's "Erläuterungen
zu Spinoza's Ethik" Berlin, Heimann 1871. S. 14 ff.).

Die weiteren vier mitgetheilten Bruchstücke sind dem zweiten
Theil der Monographie entnommen. Es ist dies eine zusammen-
hängende Darstellung des Spinozistischen Systems, mit zahlreichen
eingeflochtenen Citaten, die jedoch im Urtext wiedergegeben sind; die-
selbe füllt zwar nur sieben Bogen des Manuscripts, aber in so enger
Schrift, daß sie im Druck ein stattliches Bändchen geben würde.
Das ist auch die einzige philosophische Schrift Büchners, die auch
heute noch um ihrer Klarheit und charakteristischen Auffassung willen
gedruckt zu werden verdiente. Ich habe mich hier nur auf die
wenigen Bruchstücke beschränken müssen und bedauere insbesondere,
daß ich Büchners Erläuterung und Darstellung des "Tractatus
theologico-politicus"
nicht habe mittheilen können. Ein kurzer
Auszug wäre hier nicht am Platze gewesen, die vollinhaltliche Mit-
theilung aber hätte etwa drei Druckbogen erfordert, also zu viel
Raum in der Ausgabe eines Dichters, die das gebildete Publikum
überhaupt, nicht blos das philosophisch gebildete, interessiren soll.

Was endlich die dritte Schrift über das System des Cartesius
betrifft, so schließt sie sich in der Methode an den zweiten Theil der
oben erwähnten Monographie an: sie bietet eine selbstständige kritische
Darstellung dieses Systems. Daran reiht sich noch eine ausführliche
Biographie des Cartesius, endlich eine sehr fleißige Abhandlung über
die Ansichten seiner Schüler und Gegner, wie denn überhaupt die
ganze 23 Bogen starke Schrift mit ungemeinem Fleiße geschrieben ist.

Auch hier wurden die Proben nur unter dem Gesichtspunkte
ausgewählt, die Charakteristik der Einleitung durch Beispiele zu
erläutern.

K. E. F.




G. Büchner's Werke. 21

Zweck, die oben gegebene Charakteriſtik zu rechtfertigen, iſt wohl auch
jetzt ſchon erfüllt.

Was übrigens ſpeciell den erſten hier mitgetheilten Excurs be-
trifft, ſo braucht für den Kenner des Spinoziſtiſchen Syſtems wohl
nicht erſt bemerkt zu werden, daß die Schwäche dieſes berühmten
Satzes von der Einheit der Subſtanz anderswo liegt, als da, wo
ſie Büchner geſucht. Es iſt dieſem ſogar entgangen, daß Spinoza
nicht einmal den formalen Beweis für dieſen Satz aus dem Vor-
hergehenden erbracht. (Vrgl. hierüber v. Kirchmann's "Erläuterungen
zu Spinoza's Ethik" Berlin, Heimann 1871. S. 14 ff.).

Die weiteren vier mitgetheilten Bruchſtücke ſind dem zweiten
Theil der Monographie entnommen. Es iſt dies eine zuſammen-
hängende Darſtellung des Spinoziſtiſchen Syſtems, mit zahlreichen
eingeflochtenen Citaten, die jedoch im Urtext wiedergegeben ſind; die-
ſelbe füllt zwar nur ſieben Bogen des Manuſcripts, aber in ſo enger
Schrift, daß ſie im Druck ein ſtattliches Bändchen geben würde.
Das iſt auch die einzige philoſophiſche Schrift Büchners, die auch
heute noch um ihrer Klarheit und charakteriſtiſchen Auffaſſung willen
gedruckt zu werden verdiente. Ich habe mich hier nur auf die
wenigen Bruchſtücke beſchränken müſſen und bedauere insbeſondere,
daß ich Büchners Erläuterung und Darſtellung des "Tractatus
theologico-politicus"
nicht habe mittheilen können. Ein kurzer
Auszug wäre hier nicht am Platze geweſen, die vollinhaltliche Mit-
theilung aber hätte etwa drei Druckbogen erfordert, alſo zu viel
Raum in der Ausgabe eines Dichters, die das gebildete Publikum
überhaupt, nicht blos das philoſophiſch gebildete, intereſſiren ſoll.

Was endlich die dritte Schrift über das Syſtem des Carteſius
betrifft, ſo ſchließt ſie ſich in der Methode an den zweiten Theil der
oben erwähnten Monographie an: ſie bietet eine ſelbſtſtändige kritiſche
Darſtellung dieſes Syſtems. Daran reiht ſich noch eine ausführliche
Biographie des Carteſius, endlich eine ſehr fleißige Abhandlung über
die Anſichten ſeiner Schüler und Gegner, wie denn überhaupt die
ganze 23 Bogen ſtarke Schrift mit ungemeinem Fleiße geſchrieben iſt.

Auch hier wurden die Proben nur unter dem Geſichtspunkte
ausgewählt, die Charakteriſtik der Einleitung durch Beiſpiele zu
erläutern.

K. E. F.




G. Büchner's Werke. 21
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0517" n="321"/>
Zweck, die oben gegebene Charakteri&#x017F;tik zu rechtfertigen, i&#x017F;t wohl auch<lb/>
jetzt &#x017F;chon erfüllt.</p><lb/>
            <p>Was übrigens &#x017F;peciell den er&#x017F;ten hier mitgetheilten Excurs be-<lb/>
trifft, &#x017F;o braucht für den Kenner des Spinozi&#x017F;ti&#x017F;chen Sy&#x017F;tems wohl<lb/>
nicht er&#x017F;t bemerkt zu werden, daß die Schwäche die&#x017F;es berühmten<lb/>
Satzes von der Einheit der Sub&#x017F;tanz anderswo liegt, als da, wo<lb/>
&#x017F;ie Büchner ge&#x017F;ucht. Es i&#x017F;t die&#x017F;em &#x017F;ogar entgangen, daß Spinoza<lb/>
nicht einmal den formalen Beweis für die&#x017F;en Satz aus dem Vor-<lb/>
hergehenden erbracht. (Vrgl. hierüber v. Kirchmann's "Erläuterungen<lb/>
zu Spinoza's Ethik" Berlin, Heimann 1871. S. 14 ff.).</p><lb/>
            <p>Die weiteren vier mitgetheilten Bruch&#x017F;tücke &#x017F;ind dem zweiten<lb/>
Theil der Monographie entnommen. Es i&#x017F;t dies eine zu&#x017F;ammen-<lb/>
hängende Dar&#x017F;tellung des Spinozi&#x017F;ti&#x017F;chen Sy&#x017F;tems, mit zahlreichen<lb/>
eingeflochtenen Citaten, die jedoch im Urtext wiedergegeben &#x017F;ind; die-<lb/>
&#x017F;elbe füllt zwar nur &#x017F;ieben Bogen des Manu&#x017F;cripts, aber in &#x017F;o enger<lb/>
Schrift, daß &#x017F;ie im Druck ein &#x017F;tattliches Bändchen geben würde.<lb/>
Das i&#x017F;t auch die einzige philo&#x017F;ophi&#x017F;che Schrift Büchners, die auch<lb/>
heute noch um ihrer Klarheit und charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen Auffa&#x017F;&#x017F;ung willen<lb/>
gedruckt zu werden verdiente. Ich habe mich hier nur auf die<lb/>
wenigen Bruch&#x017F;tücke be&#x017F;chränken mü&#x017F;&#x017F;en und bedauere insbe&#x017F;ondere,<lb/>
daß ich Büchners Erläuterung und Dar&#x017F;tellung des <hi rendition="#aq">"Tractatus<lb/>
theologico-politicus"</hi> nicht habe mittheilen können. Ein kurzer<lb/>
Auszug wäre hier nicht am Platze gewe&#x017F;en, die vollinhaltliche Mit-<lb/>
theilung aber hätte etwa drei Druckbogen erfordert, al&#x017F;o zu viel<lb/>
Raum in der Ausgabe eines Dichters, die das gebildete Publikum<lb/>
überhaupt, nicht blos das philo&#x017F;ophi&#x017F;ch gebildete, intere&#x017F;&#x017F;iren &#x017F;oll.</p><lb/>
            <p>Was endlich die dritte Schrift über das Sy&#x017F;tem des Carte&#x017F;ius<lb/>
betrifft, &#x017F;o &#x017F;chließt &#x017F;ie &#x017F;ich in der Methode an den zweiten Theil der<lb/>
oben erwähnten Monographie an: &#x017F;ie bietet eine &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändige kriti&#x017F;che<lb/>
Dar&#x017F;tellung die&#x017F;es Sy&#x017F;tems. Daran reiht &#x017F;ich noch eine ausführliche<lb/>
Biographie des Carte&#x017F;ius, endlich eine &#x017F;ehr fleißige Abhandlung über<lb/>
die An&#x017F;ichten &#x017F;einer Schüler und Gegner, wie denn überhaupt die<lb/>
ganze 23 Bogen &#x017F;tarke Schrift mit ungemeinem Fleiße ge&#x017F;chrieben i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Auch hier wurden die Proben nur unter dem Ge&#x017F;ichtspunkte<lb/>
ausgewählt, die Charakteri&#x017F;tik der Einleitung durch Bei&#x017F;piele zu<lb/>
erläutern.</p>
            <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">K. E. F.</hi> </hi> </p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="sig">G. Büchner's Werke. 21</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0517] Zweck, die oben gegebene Charakteriſtik zu rechtfertigen, iſt wohl auch jetzt ſchon erfüllt. Was übrigens ſpeciell den erſten hier mitgetheilten Excurs be- trifft, ſo braucht für den Kenner des Spinoziſtiſchen Syſtems wohl nicht erſt bemerkt zu werden, daß die Schwäche dieſes berühmten Satzes von der Einheit der Subſtanz anderswo liegt, als da, wo ſie Büchner geſucht. Es iſt dieſem ſogar entgangen, daß Spinoza nicht einmal den formalen Beweis für dieſen Satz aus dem Vor- hergehenden erbracht. (Vrgl. hierüber v. Kirchmann's "Erläuterungen zu Spinoza's Ethik" Berlin, Heimann 1871. S. 14 ff.). Die weiteren vier mitgetheilten Bruchſtücke ſind dem zweiten Theil der Monographie entnommen. Es iſt dies eine zuſammen- hängende Darſtellung des Spinoziſtiſchen Syſtems, mit zahlreichen eingeflochtenen Citaten, die jedoch im Urtext wiedergegeben ſind; die- ſelbe füllt zwar nur ſieben Bogen des Manuſcripts, aber in ſo enger Schrift, daß ſie im Druck ein ſtattliches Bändchen geben würde. Das iſt auch die einzige philoſophiſche Schrift Büchners, die auch heute noch um ihrer Klarheit und charakteriſtiſchen Auffaſſung willen gedruckt zu werden verdiente. Ich habe mich hier nur auf die wenigen Bruchſtücke beſchränken müſſen und bedauere insbeſondere, daß ich Büchners Erläuterung und Darſtellung des "Tractatus theologico-politicus" nicht habe mittheilen können. Ein kurzer Auszug wäre hier nicht am Platze geweſen, die vollinhaltliche Mit- theilung aber hätte etwa drei Druckbogen erfordert, alſo zu viel Raum in der Ausgabe eines Dichters, die das gebildete Publikum überhaupt, nicht blos das philoſophiſch gebildete, intereſſiren ſoll. Was endlich die dritte Schrift über das Syſtem des Carteſius betrifft, ſo ſchließt ſie ſich in der Methode an den zweiten Theil der oben erwähnten Monographie an: ſie bietet eine ſelbſtſtändige kritiſche Darſtellung dieſes Syſtems. Daran reiht ſich noch eine ausführliche Biographie des Carteſius, endlich eine ſehr fleißige Abhandlung über die Anſichten ſeiner Schüler und Gegner, wie denn überhaupt die ganze 23 Bogen ſtarke Schrift mit ungemeinem Fleiße geſchrieben iſt. Auch hier wurden die Proben nur unter dem Geſichtspunkte ausgewählt, die Charakteriſtik der Einleitung durch Beiſpiele zu erläutern. K. E. F. G. Büchner's Werke. 21

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/517
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/517>, abgerufen am 24.11.2024.