So fühl' ich mit Entzücken, Stünd'st eben du vor mir, Als Geistesschwester drücken Würd'st du an's Herz mich dir! Die Hände segnend breiten Auf meine Stirne bleich, Mich wie in Kinderzeiten Anlächelnd mild und weich. --
Muß wieder von ihm gehen, Dem schmerzlich theuren Ort, Doch was mir dort geschehen, Wirkt muthig in mir fort! Daß so du in mir lebest Für alle Ewigkeit, Zum Höchsten mich erhebest -- Dies ist Unsterblichkeit!
Die Züricher Glocken.
Von Louise Büchner.
O, du wunderbarer grüner See im schönen Schweizerland, Wie so lieblich sich die stolze Zürich schmiegt an deinen Rand! Hüben sanfte Rebenhügel, Hingestreut wie ein Idyll, Drüben majestät'sche Alpen, Schneebedecket, ernst und still.
Wie ein Mann ruhst du dazwischen, Dem ein Zaub'rer Alles lieh, Tiefsten Ernst und Morgenfrische, Frohe, starke Poesie.
So fühl' ich mit Entzücken, Stünd'ſt eben du vor mir, Als Geiſtesſchweſter drücken Würd'ſt du an's Herz mich dir! Die Hände ſegnend breiten Auf meine Stirne bleich, Mich wie in Kinderzeiten Anlächelnd mild und weich. —
Muß wieder von ihm gehen, Dem ſchmerzlich theuren Ort, Doch was mir dort geſchehen, Wirkt muthig in mir fort! Daß ſo du in mir lebeſt Für alle Ewigkeit, Zum Höchſten mich erhebeſt — Dies iſt Unſterblichkeit!
Die Züricher Glocken.
Von Louiſe Büchner.
O, du wunderbarer grüner See im ſchönen Schweizerland, Wie ſo lieblich ſich die ſtolze Zürich ſchmiegt an deinen Rand! Hüben ſanfte Rebenhügel, Hingeſtreut wie ein Idyll, Drüben majeſtät'ſche Alpen, Schneebedecket, ernſt und ſtill.
Wie ein Mann ruhſt du dazwiſchen, Dem ein Zaub'rer Alles lieh, Tiefſten Ernſt und Morgenfriſche, Frohe, ſtarke Poeſie.
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So fühl' ich mit Entzücken,
Stünd'ſt eben du vor mir,
Als Geiſtesſchweſter drücken
Würd'ſt du an's Herz mich dir!
Die Hände ſegnend breiten
Auf meine Stirne bleich,
Mich wie in Kinderzeiten
Anlächelnd mild und weich. —
Muß wieder von ihm gehen,
Dem ſchmerzlich theuren Ort,
Doch was mir dort geſchehen,
Wirkt muthig in mir fort!
Daß ſo du in mir lebeſt
Für alle Ewigkeit,
Zum Höchſten mich erhebeſt —
Dies iſt Unſterblichkeit!
Die Züricher Glocken.
Von Louiſe Büchner.
O, du wunderbarer grüner
See im ſchönen Schweizerland,
Wie ſo lieblich ſich die ſtolze
Zürich ſchmiegt an deinen Rand!
Hüben ſanfte Rebenhügel,
Hingeſtreut wie ein Idyll,
Drüben majeſtät'ſche Alpen,
Schneebedecket, ernſt und ſtill.
Wie ein Mann ruhſt du dazwiſchen,
Dem ein Zaub'rer Alles lieh,
Tiefſten Ernſt und Morgenfriſche,
Frohe, ſtarke Poeſie.
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/640>, abgerufen am 25.11.2024.
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