Bürger, Peter: Candidatus Chirurgiae. Königsberg, 1692.von Geschwären. wann sie ja bißweilen mit angesteckt wer-den/ leiden sie nur wegen der sympathia oder Mit-Verwandschafft. Die Art und Weise/ wie sie gezeuget wird/ ist diese: Es faulet die kalte Feuchtigkeit/ welche denen Gelencken zur Nahrung gewidmet ist/ und verdirbet erstlich durch die Schärffe die Beiner/ und zwar ohne Schmertzen/ nach- mahls greifft sie auch das periostium an/ da dann der stechende Schmertz allererst/ wie oben gemeldet/ seinen Anfang nimbt: So lang das Häutlein gantz/ ist keine Ge- schwulst zu sehen/ so bald es aber verdorben und angesteckt ist/ so erhebet sich die kalt- schleimichte Materie/ welche frey und unge- hindert durch die Musculen durch gehet/ und verursacht im schadhafften Gelenck erst- lich eine weiche/ luckere/ unschmertzhaffte/ und an der Farbe der Haut gleiche Ge- schwulst/ welche/ wann sie geöffnet/ här- ter wird/ in dem die Feuchtigkeiten allda häuffig zusammen fliessen/ derer dünnere Theil außrauchet und weggehet/ der dickere aber hinterstellig bleibet/ als dann kan man erst befinden/ daß das Bein verdorben ist. Es können aber so woll Manns als Wei- bes-Persohnen meistentheils umb das 25ste Jahr damit beladen werden/ im hohen Alter aber selten/ sie müsten dann schon zu- vor mit dieser Kranckheit behafftet gewesen seyn: D d
von Geſchwaͤren. wann ſie ja bißweilen mit angeſteckt wer-den/ leiden ſie nur wegen der ſympathia oder Mit-Verwandſchafft. Die Art und Weiſe/ wie ſie gezeuget wird/ iſt dieſe: Es faulet die kalte Feuchtigkeit/ welche denen Gelencken zur Nahrung gewidmet iſt/ und verdirbet erſtlich durch die Schaͤrffe die Beiner/ und zwar ohne Schmertzen/ nach- mahls greifft ſie auch das perioſtium an/ da dann der ſtechende Schmertz allererſt/ wie oben gemeldet/ ſeinen Anfang nimbt: So lang das Haͤutlein gantz/ iſt keine Ge- ſchwulſt zu ſehen/ ſo bald es aber verdorben und angeſteckt iſt/ ſo erhebet ſich die kalt- ſchleimichte Materie/ welche frey und unge- hindert durch die Muſculen durch gehet/ und verurſacht im ſchadhafften Gelenck erſt- lich eine weiche/ luckere/ unſchmertzhaffte/ und an der Farbe der Haut gleiche Ge- ſchwulſt/ welche/ wann ſie geoͤffnet/ haͤr- ter wird/ in dem die Feuchtigkeiten allda haͤuffig zuſammen flieſſen/ derer duͤnnere Theil außrauchet und weggehet/ der dickere aber hinterſtellig bleibet/ als dann kan man erſt befinden/ daß das Bein verdorben iſt. Es koͤnnen aber ſo woll Manns als Wei- bes-Perſohnen meiſtentheils umb das 25ſte Jahr damit beladen werden/ im hohen Alter aber ſelten/ ſie muͤſten dann ſchon zu- vor mit dieſer Kranckheit behafftet geweſen ſeyn: D d
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von Geſchwaͤren.
wann ſie ja bißweilen mit angeſteckt wer-
den/ leiden ſie nur wegen der ſympathia oder
Mit-Verwandſchafft. Die Art und
Weiſe/ wie ſie gezeuget wird/ iſt dieſe: Es
faulet die kalte Feuchtigkeit/ welche denen
Gelencken zur Nahrung gewidmet iſt/ und
verdirbet erſtlich durch die Schaͤrffe die
Beiner/ und zwar ohne Schmertzen/ nach-
mahls greifft ſie auch das perioſtium an/
da dann der ſtechende Schmertz allererſt/
wie oben gemeldet/ ſeinen Anfang nimbt:
So lang das Haͤutlein gantz/ iſt keine Ge-
ſchwulſt zu ſehen/ ſo bald es aber verdorben
und angeſteckt iſt/ ſo erhebet ſich die kalt-
ſchleimichte Materie/ welche frey und unge-
hindert durch die Muſculen durch gehet/
und verurſacht im ſchadhafften Gelenck erſt-
lich eine weiche/ luckere/ unſchmertzhaffte/
und an der Farbe der Haut gleiche Ge-
ſchwulſt/ welche/ wann ſie geoͤffnet/ haͤr-
ter wird/ in dem die Feuchtigkeiten allda
haͤuffig zuſammen flieſſen/ derer duͤnnere
Theil außrauchet und weggehet/ der dickere
aber hinterſtellig bleibet/ als dann kan man
erſt befinden/ daß das Bein verdorben iſt.
Es koͤnnen aber ſo woll Manns als Wei-
bes-Perſohnen meiſtentheils umb das 25ſte
Jahr damit beladen werden/ im hohen
Alter aber ſelten/ ſie muͤſten dann ſchon zu-
vor mit dieſer Kranckheit behafftet geweſen
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