Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Wann sie an ihrem Tischgen sizt,
So werd' ich scherzend hingewinket:
"Kom, schmücke selbst dein Mädchen izt,
Wie deiner Laun' am besten dünket!"
Und mich beflügelt ihr Gebot,
Sie unvermutet zu umfangen.
Dann schminkt mit hohem Morgenrot
Mein Kus die jugendlichen Wangen.
Ihr Haar im Nacken reizet mich
Zu hundert kleinen Thorenspielen.
Fast nimmer müde läst es sich
In diesen seidnen Locken wülen.
Sie äugelt nach dem Spiegel hin,
Und lauschet meinen Neckereien.
Sie schilt, daß ich ein Tändler bin,
Und freut sich doch der Tändeleien.

Drauf
H 2
Wann ſie an ihrem Tiſchgen ſizt,
So werd’ ich ſcherzend hingewinket:
„Kom, ſchmuͤcke ſelbſt dein Maͤdchen izt,
Wie deiner Laun’ am beſten duͤnket!„
Und mich befluͤgelt ihr Gebot,
Sie unvermutet zu umfangen.
Dann ſchminkt mit hohem Morgenrot
Mein Kus die jugendlichen Wangen.
Ihr Haar im Nacken reizet mich
Zu hundert kleinen Thorenſpielen.
Faſt nimmer muͤde laͤſt es ſich
In dieſen ſeidnen Locken wuͤlen.
Sie aͤugelt nach dem Spiegel hin,
Und lauſchet meinen Neckereien.
Sie ſchilt, daß ich ein Taͤndler bin,
Und freut ſich doch der Taͤndeleien.

Drauf
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0184" n="115"/>
            </l>
            <lg n="7">
              <l>Wann &#x017F;ie an ihrem Ti&#x017F;chgen &#x017F;izt,</l><lb/>
              <l>So werd&#x2019; ich &#x017F;cherzend hingewinket:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Kom, &#x017F;chmu&#x0364;cke &#x017F;elb&#x017F;t dein Ma&#x0364;dchen izt,</l><lb/>
              <l>Wie deiner Laun&#x2019; am be&#x017F;ten du&#x0364;nket!&#x201E;</l><lb/>
              <l>Und mich beflu&#x0364;gelt ihr Gebot,</l><lb/>
              <l>Sie unvermutet zu umfangen.</l><lb/>
              <l>Dann &#x017F;chminkt mit hohem Morgenrot</l><lb/>
              <l>Mein Kus die jugendlichen Wangen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Ihr Haar im Nacken reizet mich</l><lb/>
              <l>Zu hundert kleinen Thoren&#x017F;pielen.</l><lb/>
              <l>Fa&#x017F;t nimmer mu&#x0364;de la&#x0364;&#x017F;t es &#x017F;ich</l><lb/>
              <l>In die&#x017F;en &#x017F;eidnen Locken wu&#x0364;len.</l><lb/>
              <l>Sie a&#x0364;ugelt nach dem Spiegel hin,</l><lb/>
              <l>Und lau&#x017F;chet meinen Neckereien.</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;chilt, daß ich ein Ta&#x0364;ndler bin,</l><lb/>
              <l>Und freut &#x017F;ich doch der Ta&#x0364;ndeleien.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Drauf</fw><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0184] Wann ſie an ihrem Tiſchgen ſizt, So werd’ ich ſcherzend hingewinket: „Kom, ſchmuͤcke ſelbſt dein Maͤdchen izt, Wie deiner Laun’ am beſten duͤnket!„ Und mich befluͤgelt ihr Gebot, Sie unvermutet zu umfangen. Dann ſchminkt mit hohem Morgenrot Mein Kus die jugendlichen Wangen. Ihr Haar im Nacken reizet mich Zu hundert kleinen Thorenſpielen. Faſt nimmer muͤde laͤſt es ſich In dieſen ſeidnen Locken wuͤlen. Sie aͤugelt nach dem Spiegel hin, Und lauſchet meinen Neckereien. Sie ſchilt, daß ich ein Taͤndler bin, Und freut ſich doch der Taͤndeleien. Drauf H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/184
Zitationshilfe: Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/184>, abgerufen am 21.11.2024.