ich mit nichten den Pöbel allein verstehe -- gäng' und gebe geworden sind, mir gelun- gen ist, zu bestätigen die Wahrheit des Ar- tikels, woran ich festiglich glaube, und wel- cher die Axe ist, woherum meine ganze Poetik sich drehet: Alle darstellende Bild- nerei kan und sol volksmässig seyn. Denn das ist das Siegel ihrer Volkom- menheit.
Ich war erst Willens, mein ausführli- ches Glaubensbekäntnis hierüber an diesem Ort in das Archiv meines Zeitalters, un- bekümmert um den Ab- oder Beifal meiner gelehrten verskünstelnden Zeitgenossen, für die Nachkunft nieder zu legen. Da mir dies aber unter andern auch die Enge des vorgesezten Raums verbietet, so bleibt es mir auf ein andres mal bevor, zu zeigen, wie eigentlich Volkspoesie, die ich als die einzige wahre anerkenne, und über alles andre poetische Machwerk erhebe, beschaf-
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ich mit nichten den Poͤbel allein verſtehe — gaͤng’ und gebe geworden ſind, mir gelun- gen iſt, zu beſtaͤtigen die Wahrheit des Ar- tikels, woran ich feſtiglich glaube, und wel- cher die Axe iſt, woherum meine ganze Poetik ſich drehet: Alle darſtellende Bild- nerei kan und ſol volksmaͤſſig ſeyn. Denn das iſt das Siegel ihrer Volkom- menheit.
Ich war erſt Willens, mein ausfuͤhrli- ches Glaubensbekaͤntnis hieruͤber an dieſem Ort in das Archiv meines Zeitalters, un- bekuͤmmert um den Ab- oder Beifal meiner gelehrten verskuͤnſtelnden Zeitgenoſſen, fuͤr die Nachkunft nieder zu legen. Da mir dies aber unter andern auch die Enge des vorgeſezten Raums verbietet, ſo bleibt es mir auf ein andres mal bevor, zu zeigen, wie eigentlich Volkspoeſie, die ich als die einzige wahre anerkenne, und uͤber alles andre poetiſche Machwerk erhebe, beſchaf-
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[VI/0045]
ich mit nichten den Poͤbel allein verſtehe —
gaͤng’ und gebe geworden ſind, mir gelun-
gen iſt, zu beſtaͤtigen die Wahrheit des Ar-
tikels, woran ich feſtiglich glaube, und wel-
cher die Axe iſt, woherum meine ganze
Poetik ſich drehet: Alle darſtellende Bild-
nerei kan und ſol volksmaͤſſig ſeyn.
Denn das iſt das Siegel ihrer Volkom-
menheit.
Ich war erſt Willens, mein ausfuͤhrli-
ches Glaubensbekaͤntnis hieruͤber an dieſem
Ort in das Archiv meines Zeitalters, un-
bekuͤmmert um den Ab- oder Beifal meiner
gelehrten verskuͤnſtelnden Zeitgenoſſen, fuͤr
die Nachkunft nieder zu legen. Da mir
dies aber unter andern auch die Enge des
vorgeſezten Raums verbietet, ſo bleibt es
mir auf ein andres mal bevor, zu zeigen,
wie eigentlich Volkspoeſie, die ich als die
einzige wahre anerkenne, und uͤber alles
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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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