beren es schon in vielen Wörtern, ohne den geringsten Nachtheil. Ein Teutscher weis und mus es ohnehin wissen, wie er seine Sprache auszusprechen habe. Die Fremden, denen daran gelegen ist, sie zu lernen, mögen, wie so vieles andre, auch dies mit lernen. Wer malt uns bei dem Lateinischen die Quantität, die Dehnung, oder Verkürzung, wer bei allen andern Sprachen die Aussprache vor? Lernen müs- sen wir sie, und lernen sie auch. So was dem Ausländer vorzuzeichnen, wäre eben so viel, als jedem teutschen Buche, für den Franzosen oder Britten eine versionem interlinearem beizufügen. Wil man ja dem Ausländer durch solche Zeichen zu Hülfe kommen, so geschehe es doch nirgends, als höchstens in der Grammatik, oder in dem Lexikon.
Hiermit hoffe ich mich einstweilen hin- länglich erklärt und dem Argwohn vorge-
beugt
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beren es ſchon in vielen Woͤrtern, ohne den geringſten Nachtheil. Ein Teutſcher weis und mus es ohnehin wiſſen, wie er ſeine Sprache auszuſprechen habe. Die Fremden, denen daran gelegen iſt, ſie zu lernen, moͤgen, wie ſo vieles andre, auch dies mit lernen. Wer malt uns bei dem Lateiniſchen die Quantitaͤt, die Dehnung, oder Verkuͤrzung, wer bei allen andern Sprachen die Ausſprache vor? Lernen muͤſ- ſen wir ſie, und lernen ſie auch. So was dem Auslaͤnder vorzuzeichnen, waͤre eben ſo viel, als jedem teutſchen Buche, fuͤr den Franzoſen oder Britten eine verſionem interlinearem beizufuͤgen. Wil man ja dem Auslaͤnder durch ſolche Zeichen zu Huͤlfe kommen, ſo geſchehe es doch nirgends, als hoͤchſtens in der Grammatik, oder in dem Lexikon.
Hiermit hoffe ich mich einſtweilen hin- laͤnglich erklaͤrt und dem Argwohn vorge-
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[XXI/0060]
beren es ſchon in vielen Woͤrtern, ohne
den geringſten Nachtheil. Ein Teutſcher
weis und mus es ohnehin wiſſen, wie er
ſeine Sprache auszuſprechen habe. Die
Fremden, denen daran gelegen iſt, ſie zu
lernen, moͤgen, wie ſo vieles andre, auch
dies mit lernen. Wer malt uns bei dem
Lateiniſchen die Quantitaͤt, die Dehnung,
oder Verkuͤrzung, wer bei allen andern
Sprachen die Ausſprache vor? Lernen muͤſ-
ſen wir ſie, und lernen ſie auch. So was
dem Auslaͤnder vorzuzeichnen, waͤre eben
ſo viel, als jedem teutſchen Buche, fuͤr
den Franzoſen oder Britten eine verſionem
interlinearem beizufuͤgen. Wil man ja dem
Auslaͤnder durch ſolche Zeichen zu Huͤlfe
kommen, ſo geſchehe es doch nirgends,
als hoͤchſtens in der Grammatik, oder in
dem Lexikon.
Hiermit hoffe ich mich einſtweilen hin-
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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. XXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/60>, abgerufen am 24.11.2024.
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