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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.

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Horcht! Es wirbelt Philomele
Tief aus Pappelweiden drein.
Liebe seufzet ihre Kehle;
Keine Klage kan es seyn.
Nicht um Tereus Grausamkeiten
Wimmert Prognens Schwester mehr.
Sol ich nicht ihr Lied begleiten?
Stimmet mich kein Frühling mehr?
Phöbus, säng' ich nicht dem Maien,
Säng' ich nicht, o Liebe, dir,
Würde nimmer mir verzeihen.
Stimm' und Laute nähm' er mir.
Drum so werde, wann die Schwalbe
Singend ihre Wonung baut,
Werd', o Sang, gleichwie die Schwalbe
Nach der Winterstille laut!


Mor-

Horcht! Es wirbelt Philomele
Tief aus Pappelweiden drein.
Liebe ſeufzet ihre Kehle;
Keine Klage kan es ſeyn.
Nicht um Tereus Grauſamkeiten
Wimmert Prognens Schweſter mehr.
Sol ich nicht ihr Lied begleiten?
Stimmet mich kein Fruͤhling mehr?
Phoͤbus, ſaͤng’ ich nicht dem Maien,
Saͤng’ ich nicht, o Liebe, dir,
Wuͤrde nimmer mir verzeihen.
Stimm’ und Laute naͤhm’ er mir.
Drum ſo werde, wann die Schwalbe
Singend ihre Wonung baut,
Werd’, o Sang, gleichwie die Schwalbe
Nach der Winterſtille laut!


Mor-
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[16/0081] Horcht! Es wirbelt Philomele Tief aus Pappelweiden drein. Liebe ſeufzet ihre Kehle; Keine Klage kan es ſeyn. Nicht um Tereus Grauſamkeiten Wimmert Prognens Schweſter mehr. Sol ich nicht ihr Lied begleiten? Stimmet mich kein Fruͤhling mehr? Phoͤbus, ſaͤng’ ich nicht dem Maien, Saͤng’ ich nicht, o Liebe, dir, Wuͤrde nimmer mir verzeihen. Stimm’ und Laute naͤhm’ er mir. Drum ſo werde, wann die Schwalbe Singend ihre Wonung baut, Werd’, o Sang, gleichwie die Schwalbe Nach der Winterſtille laut! Mor-

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Zitationshilfe: Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/81>, abgerufen am 21.11.2024.