Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

hat ja genug einzunehmen, und konnte
seine Schatzkammer bald wieder füllen.
Auch befand der Herr Baron, auf eine
eigenhändige Wiedereinladung des Groß-
sultans, die er zu Rom erhielt, sich
erst jetzt zum letzten Male in der
Türkey; und wäre vielleicht wohl noch
da, wenn der Verlust dieses berüchtig-
ten Geschützes den grausameu Türken
nicht so aufgebracht hätte, daß er nun
unwiederruflich den Befehl gab, dem
Baron den Kopf abzuschlagen. Eine
gewisse Sultaninn aber, von welcher er
ein großer Liebling geworden war, gab
ihm nicht nur unverzüglich von diesem
blutgierigen Vorhaben Nachricht, son-
dern verbarg ihn auch so lange in ih-
rem eigenen Gemache, als der Offi-
cier, dem die Execution aufgetragen
war, mit seinen Helfershelfern nach
ihm suchte. In der nächstfolgenden
Nacht flüchteten wir an den Bord eines
nach Venedig bestimmten Schiffes,

welches

hat ja genug einzunehmen, und konnte
ſeine Schatzkammer bald wieder fuͤllen.
Auch befand der Herr Baron, auf eine
eigenhaͤndige Wiedereinladung des Groß-
ſultans, die er zu Rom erhielt, ſich
erſt jetzt zum letzten Male in der
Tuͤrkey; und waͤre vielleicht wohl noch
da, wenn der Verluſt dieſes beruͤchtig-
ten Geſchuͤtzes den grauſameu Tuͤrken
nicht ſo aufgebracht haͤtte, daß er nun
unwiederruflich den Befehl gab, dem
Baron den Kopf abzuſchlagen. Eine
gewiſſe Sultaninn aber, von welcher er
ein großer Liebling geworden war, gab
ihm nicht nur unverzuͤglich von dieſem
blutgierigen Vorhaben Nachricht, ſon-
dern verbarg ihn auch ſo lange in ih-
rem eigenen Gemache, als der Offi-
cier, dem die Execution aufgetragen
war, mit ſeinen Helfershelfern nach
ihm ſuchte. In der naͤchſtfolgenden
Nacht fluͤchteten wir an den Bord eines
nach Venedig beſtimmten Schiffes,

welches
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0131" n="108"/>
hat ja genug einzunehmen, und konnte<lb/>
&#x017F;eine Schatzkammer bald wieder fu&#x0364;llen.<lb/>
Auch befand der Herr Baron, auf eine<lb/>
eigenha&#x0364;ndige Wiedereinladung des Groß-<lb/>
&#x017F;ultans, die er zu Rom erhielt, &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;t jetzt zum letzten Male in der<lb/>
Tu&#x0364;rkey; und wa&#x0364;re vielleicht wohl noch<lb/>
da, wenn der Verlu&#x017F;t die&#x017F;es beru&#x0364;chtig-<lb/>
ten Ge&#x017F;chu&#x0364;tzes den grau&#x017F;ameu Tu&#x0364;rken<lb/>
nicht &#x017F;o aufgebracht ha&#x0364;tte, daß er nun<lb/>
unwiederruflich den Befehl gab, dem<lb/>
Baron den Kopf abzu&#x017F;chlagen. Eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Sultaninn aber, von welcher er<lb/>
ein großer Liebling geworden war, gab<lb/>
ihm nicht nur unverzu&#x0364;glich von die&#x017F;em<lb/>
blutgierigen Vorhaben Nachricht, &#x017F;on-<lb/>
dern verbarg ihn auch &#x017F;o lange in ih-<lb/>
rem eigenen Gemache, als der Offi-<lb/>
cier, dem die Execution aufgetragen<lb/>
war, mit &#x017F;einen Helfershelfern nach<lb/>
ihm &#x017F;uchte. In der na&#x0364;ch&#x017F;tfolgenden<lb/>
Nacht flu&#x0364;chteten wir an den Bord eines<lb/>
nach Venedig be&#x017F;timmten Schiffes,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welches</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0131] hat ja genug einzunehmen, und konnte ſeine Schatzkammer bald wieder fuͤllen. Auch befand der Herr Baron, auf eine eigenhaͤndige Wiedereinladung des Groß- ſultans, die er zu Rom erhielt, ſich erſt jetzt zum letzten Male in der Tuͤrkey; und waͤre vielleicht wohl noch da, wenn der Verluſt dieſes beruͤchtig- ten Geſchuͤtzes den grauſameu Tuͤrken nicht ſo aufgebracht haͤtte, daß er nun unwiederruflich den Befehl gab, dem Baron den Kopf abzuſchlagen. Eine gewiſſe Sultaninn aber, von welcher er ein großer Liebling geworden war, gab ihm nicht nur unverzuͤglich von dieſem blutgierigen Vorhaben Nachricht, ſon- dern verbarg ihn auch ſo lange in ih- rem eigenen Gemache, als der Offi- cier, dem die Execution aufgetragen war, mit ſeinen Helfershelfern nach ihm ſuchte. In der naͤchſtfolgenden Nacht fluͤchteten wir an den Bord eines nach Venedig beſtimmten Schiffes, welches

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/131
Zitationshilfe: [Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/131>, abgerufen am 11.12.2024.