Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.2. Buch. Von dem Waarenhandel. Noch mehr und mehrerlei Betrüge werden bei denKunstprodukten angewandt. Mancher derselben wird zwar ihn nicht täuschen können, wenn er das ganze Verfahren der Kunst kennt, mit welcher diese Waare bearbeitet wird. Aber mancher Betrug ist doch zu sehr verstekt, auch für ein wolunterrichtetes Auge. Freilich ist es wahr, daß lange Uebung das Auge so scharfsichtig in der Beurteilung einzelner Arten von Waaren macht, daß der Unkundige dar- über erstaunen muß. Ich habe in Schlesien den Mann gesehn, der einem jeden noch rohen Stükke Schleier bis auf einen guten Groschen seinen Wehrt bestimmte, und ohne davon abzuweichen es von dem Weber erhielt, der es ihm zu Kauf brachte. Aber wie mancher muß schweres Lehrgeld geben, ehe er es so weit bringt! Dazu kommen so viele durch das Willkühr der Menschen eingeführte Dinge, die der Kaufmann alle wissen muß, um gewiß zu sein, ob und wohin er seine Waare verkaufen könne. §. 14. Diese Special-Waarenkenntnis hat also Schwie- 2. Buch. Von dem Waarenhandel. Noch mehr und mehrerlei Betruͤge werden bei denKunſtprodukten angewandt. Mancher derſelben wird zwar ihn nicht taͤuſchen koͤnnen, wenn er das ganze Verfahren der Kunſt kennt, mit welcher dieſe Waare bearbeitet wird. Aber mancher Betrug iſt doch zu ſehr verſtekt, auch fuͤr ein wolunterrichtetes Auge. Freilich iſt es wahr, daß lange Uebung das Auge ſo ſcharfſichtig in der Beurteilung einzelner Arten von Waaren macht, daß der Unkundige dar- uͤber erſtaunen muß. Ich habe in Schleſien den Mann geſehn, der einem jeden noch rohen Stuͤkke Schleier bis auf einen guten Groſchen ſeinen Wehrt beſtimmte, und ohne davon abzuweichen es von dem Weber erhielt, der es ihm zu Kauf brachte. Aber wie mancher muß ſchweres Lehrgeld geben, ehe er es ſo weit bringt! Dazu kommen ſo viele durch das Willkuͤhr der Menſchen eingefuͤhrte Dinge, die der Kaufmann alle wiſſen muß, um gewiß zu ſein, ob und wohin er ſeine Waare verkaufen koͤnne. §. 14. Dieſe Special-Waarenkenntnis hat alſo Schwie- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0160" n="138"/><fw place="top" type="header">2. Buch. Von dem Waarenhandel.</fw><lb/> Noch mehr und mehrerlei Betruͤge werden bei den<lb/> Kunſtprodukten angewandt. Mancher derſelben<lb/> wird zwar ihn nicht taͤuſchen koͤnnen, wenn er das<lb/> ganze Verfahren der Kunſt kennt, mit welcher dieſe<lb/> Waare bearbeitet wird. Aber mancher Betrug iſt<lb/> doch zu ſehr verſtekt, auch fuͤr ein wolunterrichtetes<lb/> Auge. Freilich iſt es wahr, daß lange Uebung das<lb/> Auge ſo ſcharfſichtig in der Beurteilung einzelner<lb/> Arten von Waaren macht, daß der Unkundige dar-<lb/> uͤber erſtaunen muß. Ich habe in Schleſien den<lb/> Mann geſehn, der einem jeden noch rohen Stuͤkke<lb/> Schleier bis auf einen guten Groſchen ſeinen Wehrt<lb/> beſtimmte, und ohne davon abzuweichen es von dem<lb/> Weber erhielt, der es ihm zu Kauf brachte. Aber<lb/> wie mancher muß ſchweres Lehrgeld geben, ehe er<lb/> es ſo weit bringt! Dazu kommen ſo viele durch das<lb/> Willkuͤhr der Menſchen eingefuͤhrte Dinge, die der<lb/> Kaufmann alle wiſſen muß, um gewiß zu ſein,<lb/> ob und wohin er ſeine Waare verkaufen koͤnne.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§. 14.</head><lb/> <p>Dieſe Special-Waarenkenntnis hat alſo Schwie-<lb/> rigkeiten, uͤber welche nach Regeln zu belehren ich<lb/> mich ganz unfaͤhig fuͤhle, da ich auch mit keiner ein-<lb/> zigen Waare recht kaufmaͤnniſch bekannt bin. Aber<lb/> einzelne Beiſpiele aus der Menge derer anzugeben,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0160]
2. Buch. Von dem Waarenhandel.
Noch mehr und mehrerlei Betruͤge werden bei den
Kunſtprodukten angewandt. Mancher derſelben
wird zwar ihn nicht taͤuſchen koͤnnen, wenn er das
ganze Verfahren der Kunſt kennt, mit welcher dieſe
Waare bearbeitet wird. Aber mancher Betrug iſt
doch zu ſehr verſtekt, auch fuͤr ein wolunterrichtetes
Auge. Freilich iſt es wahr, daß lange Uebung das
Auge ſo ſcharfſichtig in der Beurteilung einzelner
Arten von Waaren macht, daß der Unkundige dar-
uͤber erſtaunen muß. Ich habe in Schleſien den
Mann geſehn, der einem jeden noch rohen Stuͤkke
Schleier bis auf einen guten Groſchen ſeinen Wehrt
beſtimmte, und ohne davon abzuweichen es von dem
Weber erhielt, der es ihm zu Kauf brachte. Aber
wie mancher muß ſchweres Lehrgeld geben, ehe er
es ſo weit bringt! Dazu kommen ſo viele durch das
Willkuͤhr der Menſchen eingefuͤhrte Dinge, die der
Kaufmann alle wiſſen muß, um gewiß zu ſein,
ob und wohin er ſeine Waare verkaufen koͤnne.
§. 14.
Dieſe Special-Waarenkenntnis hat alſo Schwie-
rigkeiten, uͤber welche nach Regeln zu belehren ich
mich ganz unfaͤhig fuͤhle, da ich auch mit keiner ein-
zigen Waare recht kaufmaͤnniſch bekannt bin. Aber
einzelne Beiſpiele aus der Menge derer anzugeben,
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