Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 4. Vom Waaren-Preise etc.
dige Lebens-Bedürfnisse sind, oder braucht andere
in deren Stelle. Z. E. als im lezten See-Kriege der
Reis so theuer ward, hielt man sich an die Graupen.
In manchen Gegenden vergaß der geringe Mann
des Zukkers, und brauchte wieder Honig. Jezt eben
lesen wir wieder in den Zeitungen, daß man in
England darauf bedacht sei, den Gebrauch des Zuk-
kers, so viel möglich, einzuschränken, um dessen zu
hoch gestiegenen Preis dem alten Preise wiederum
näher zu bringen. Aber die Verkäufer können sich
des Verkaufens nicht immer erwehren, wenn sie
ihre Waare einmal zu Markt gebracht haben. Wollen
sie dieselbe wieder zurük führen, so wird ihr Schade
um so viel grösser. Hiezu kömmt, daß der Kauf-
mann die Zinsen seines Capitals selbst für die Zeit,
da seine Waare liegen bleibt, nicht entbehren kann
und sie zum Verlust rechnen muß.

§. 9.

Die Vermuhtung einer hohen Nachfrage, in
deren Folge ein Kaufmann Waaren anschaft, um
von der hohen Nachfrage Nuzen zu ziehen, nennt
man eine Speculation. Wie die hohe Nach-
frage aus zwei Ursachen entstehen kann, so hat auch
eine Speculation in zwei Umständen Statt. Man
glaubt entweder voraus zu sehen, daß das Begehren
einer gewissen Waare zunehmen, oder daß die Zufuhr

Cap. 4. Vom Waaren-Preiſe ꝛc.
dige Lebens-Beduͤrfniſſe ſind, oder braucht andere
in deren Stelle. Z. E. als im lezten See-Kriege der
Reis ſo theuer ward, hielt man ſich an die Graupen.
In manchen Gegenden vergaß der geringe Mann
des Zukkers, und brauchte wieder Honig. Jezt eben
leſen wir wieder in den Zeitungen, daß man in
England darauf bedacht ſei, den Gebrauch des Zuk-
kers, ſo viel moͤglich, einzuſchraͤnken, um deſſen zu
hoch geſtiegenen Preis dem alten Preiſe wiederum
naͤher zu bringen. Aber die Verkaͤufer koͤnnen ſich
des Verkaufens nicht immer erwehren, wenn ſie
ihre Waare einmal zu Markt gebracht haben. Wollen
ſie dieſelbe wieder zuruͤk fuͤhren, ſo wird ihr Schade
um ſo viel groͤſſer. Hiezu koͤmmt, daß der Kauf-
mann die Zinſen ſeines Capitals ſelbſt fuͤr die Zeit,
da ſeine Waare liegen bleibt, nicht entbehren kann
und ſie zum Verluſt rechnen muß.

§. 9.

Die Vermuhtung einer hohen Nachfrage, in
deren Folge ein Kaufmann Waaren anſchaft, um
von der hohen Nachfrage Nuzen zu ziehen, nennt
man eine Speculation. Wie die hohe Nach-
frage aus zwei Urſachen entſtehen kann, ſo hat auch
eine Speculation in zwei Umſtaͤnden Statt. Man
glaubt entweder voraus zu ſehen, daß das Begehren
einer gewiſſen Waare zunehmen, oder daß die Zufuhr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0209" n="187"/><fw place="top" type="header">Cap. 4. Vom Waaren-Prei&#x017F;e &#xA75B;c.</fw><lb/>
dige Lebens-Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind, oder braucht andere<lb/>
in deren Stelle. Z. E. als im lezten See-Kriege der<lb/>
Reis &#x017F;o theuer ward, hielt man &#x017F;ich an <choice><sic>bie</sic><corr>die</corr></choice> Graupen.<lb/>
In manchen Gegenden vergaß der geringe Mann<lb/>
des Zukkers, und brauchte wieder Honig. Jezt eben<lb/>
le&#x017F;en wir wieder in den Zeitungen, daß man in<lb/>
England darauf bedacht &#x017F;ei, den Gebrauch des Zuk-<lb/>
kers, &#x017F;o viel mo&#x0364;glich, einzu&#x017F;chra&#x0364;nken, um de&#x017F;&#x017F;en zu<lb/>
hoch ge&#x017F;tiegenen Preis dem alten Prei&#x017F;e wiederum<lb/>
na&#x0364;her zu bringen. Aber die Verka&#x0364;ufer ko&#x0364;nnen &#x017F;ich<lb/>
des Verkaufens nicht immer erwehren, wenn &#x017F;ie<lb/>
ihre Waare einmal zu Markt gebracht haben. Wollen<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;elbe wieder zuru&#x0364;k fu&#x0364;hren, &#x017F;o wird ihr Schade<lb/>
um &#x017F;o viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er. Hiezu ko&#x0364;mmt, daß der Kauf-<lb/>
mann die Zin&#x017F;en &#x017F;eines Capitals &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r die Zeit,<lb/>
da &#x017F;eine Waare liegen bleibt, nicht entbehren kann<lb/>
und &#x017F;ie zum Verlu&#x017F;t rechnen muß.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 9.</head><lb/>
                <p>Die Vermuhtung einer hohen Nachfrage, in<lb/>
deren Folge ein Kaufmann Waaren an&#x017F;chaft, um<lb/>
von der hohen Nachfrage Nuzen zu ziehen, nennt<lb/>
man eine <hi rendition="#g">Speculation</hi>. Wie die hohe Nach-<lb/>
frage aus zwei Ur&#x017F;achen ent&#x017F;tehen kann, &#x017F;o hat auch<lb/>
eine Speculation in zwei Um&#x017F;ta&#x0364;nden Statt. Man<lb/>
glaubt entweder voraus zu &#x017F;ehen, daß das Begehren<lb/>
einer gewi&#x017F;&#x017F;en Waare zunehmen, oder daß die Zufuhr<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0209] Cap. 4. Vom Waaren-Preiſe ꝛc. dige Lebens-Beduͤrfniſſe ſind, oder braucht andere in deren Stelle. Z. E. als im lezten See-Kriege der Reis ſo theuer ward, hielt man ſich an die Graupen. In manchen Gegenden vergaß der geringe Mann des Zukkers, und brauchte wieder Honig. Jezt eben leſen wir wieder in den Zeitungen, daß man in England darauf bedacht ſei, den Gebrauch des Zuk- kers, ſo viel moͤglich, einzuſchraͤnken, um deſſen zu hoch geſtiegenen Preis dem alten Preiſe wiederum naͤher zu bringen. Aber die Verkaͤufer koͤnnen ſich des Verkaufens nicht immer erwehren, wenn ſie ihre Waare einmal zu Markt gebracht haben. Wollen ſie dieſelbe wieder zuruͤk fuͤhren, ſo wird ihr Schade um ſo viel groͤſſer. Hiezu koͤmmt, daß der Kauf- mann die Zinſen ſeines Capitals ſelbſt fuͤr die Zeit, da ſeine Waare liegen bleibt, nicht entbehren kann und ſie zum Verluſt rechnen muß. §. 9. Die Vermuhtung einer hohen Nachfrage, in deren Folge ein Kaufmann Waaren anſchaft, um von der hohen Nachfrage Nuzen zu ziehen, nennt man eine Speculation. Wie die hohe Nach- frage aus zwei Urſachen entſtehen kann, ſo hat auch eine Speculation in zwei Umſtaͤnden Statt. Man glaubt entweder voraus zu ſehen, daß das Begehren einer gewiſſen Waare zunehmen, oder daß die Zufuhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/209
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/209>, abgerufen am 21.11.2024.