mußten also teils manche Verlegenheiten für dieselben entstehen, teils die Lust und der Anschein zum Gewinn ein dringendes Bedürfnis des Geldes für die mitrei- senden Kaufleute veranlassen. Verlegenheit, wenn ein Schiff beschädigt anlangte, und einer kostbaren Reparatur bedurfte; Bedürfnis, wenn sich ein Ge- winn versprechendes Geschäfte in einem solchen Hafen machen ließ, und der Verkauf der hingebrachten La- dung nicht Geld genug gegeben hatte, um eine kost- barere Retour-Ladung mit zu nehmen.
In solchen Umständen mußte der Schiffer und der mitreisende Handelsmann es sich sehr lieb sein lassen, wenn er einen Einwohner des Ortes fand, der ihm mit Gelde in der einen oder der andern Ab- sicht zu Hülfe kam. Er mußte aber auch sich schwere Bedingungen gefallen lassen, weil er keine andere Sicherheit anbieten konnte, als den Gegenstand des genommenen Darlehns. Gieng das Schiff oder die Waare verloren, auf welche das Geld angeliehen war, so konnte der Darleiher schwerlich auf Bezah- lung rechnen. Und wenn ja der Anleihende noch sonst etwas im Vermögen und den besten Glauben an seine Ehrlichkeit für sich hatte, so mußte, da keine Versicherungen damals gewöhnlich waren, der Darleiher den Fall eines Schiffbruchs dafür ansehen, daß er seinen Schuldner ausser Stand sezen würde,
4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl.
mußten alſo teils manche Verlegenheiten fuͤr dieſelben entſtehen, teils die Luſt und der Anſchein zum Gewinn ein dringendes Beduͤrfnis des Geldes fuͤr die mitrei- ſenden Kaufleute veranlaſſen. Verlegenheit, wenn ein Schiff beſchaͤdigt anlangte, und einer koſtbaren Reparatur bedurfte; Beduͤrfnis, wenn ſich ein Ge- winn verſprechendes Geſchaͤfte in einem ſolchen Hafen machen ließ, und der Verkauf der hingebrachten La- dung nicht Geld genug gegeben hatte, um eine koſt- barere Retour-Ladung mit zu nehmen.
In ſolchen Umſtaͤnden mußte der Schiffer und der mitreiſende Handelsmann es ſich ſehr lieb ſein laſſen, wenn er einen Einwohner des Ortes fand, der ihm mit Gelde in der einen oder der andern Ab- ſicht zu Huͤlfe kam. Er mußte aber auch ſich ſchwere Bedingungen gefallen laſſen, weil er keine andere Sicherheit anbieten konnte, als den Gegenſtand des genommenen Darlehns. Gieng das Schiff oder die Waare verloren, auf welche das Geld angeliehen war, ſo konnte der Darleiher ſchwerlich auf Bezah- lung rechnen. Und wenn ja der Anleihende noch ſonſt etwas im Vermoͤgen und den beſten Glauben an ſeine Ehrlichkeit fuͤr ſich hatte, ſo mußte, da keine Verſicherungen damals gewoͤhnlich waren, der Darleiher den Fall eines Schiffbruchs dafuͤr anſehen, daß er ſeinen Schuldner auſſer Stand ſezen wuͤrde,
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4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl.
mußten alſo teils manche Verlegenheiten fuͤr dieſelben
entſtehen, teils die Luſt und der Anſchein zum Gewinn
ein dringendes Beduͤrfnis des Geldes fuͤr die mitrei-
ſenden Kaufleute veranlaſſen. Verlegenheit, wenn
ein Schiff beſchaͤdigt anlangte, und einer koſtbaren
Reparatur bedurfte; Beduͤrfnis, wenn ſich ein Ge-
winn verſprechendes Geſchaͤfte in einem ſolchen Hafen
machen ließ, und der Verkauf der hingebrachten La-
dung nicht Geld genug gegeben hatte, um eine koſt-
barere Retour-Ladung mit zu nehmen.
In ſolchen Umſtaͤnden mußte der Schiffer und
der mitreiſende Handelsmann es ſich ſehr lieb ſein
laſſen, wenn er einen Einwohner des Ortes fand,
der ihm mit Gelde in der einen oder der andern Ab-
ſicht zu Huͤlfe kam. Er mußte aber auch ſich ſchwere
Bedingungen gefallen laſſen, weil er keine andere
Sicherheit anbieten konnte, als den Gegenſtand des
genommenen Darlehns. Gieng das Schiff oder die
Waare verloren, auf welche das Geld angeliehen
war, ſo konnte der Darleiher ſchwerlich auf Bezah-
lung rechnen. Und wenn ja der Anleihende noch
ſonſt etwas im Vermoͤgen und den beſten Glauben
an ſeine Ehrlichkeit fuͤr ſich hatte, ſo mußte, da
keine Verſicherungen damals gewoͤhnlich waren, der
Darleiher den Fall eines Schiffbruchs dafuͤr anſehen,
daß er ſeinen Schuldner auſſer Stand ſezen wuͤrde,
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/102>, abgerufen am 16.02.2025.
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