Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.4. Buch. Von Hülfsgeschäften der Handl. kommen einigermassen hoffen kann. Freilich ist diesbei jedem andern Concurs den Gläubigern unverbo- ten, wenn sie Güte üben wollen. Es ist auch bei Bankerotten nicht Pflicht jedes einzelnen Gläubi- gers, in einen solchen Vergleich zu willigen, wenn er gleich von allen übrigen angenommen ist. Aber durch Gründe des Mitleidens und der Nachsicht, die bei dem wirklich unglüklichen Kaufmann vorzüglich Statt finden, ist es so sehr zur Gewohnheit gewor- den, daß es freilich in einigen Städten und Ländern in vielen Fällen zum Misbrauch ausartet, und ein mit Schlauheit gemachter Bankerott wirklich ein Mittel zur Vermehrung des Wolstandes für man- chen wird. Zwei Ursachen wirken hiebei insonderheit mit 4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl. kommen einigermaſſen hoffen kann. Freilich iſt diesbei jedem andern Concurs den Glaͤubigern unverbo- ten, wenn ſie Guͤte uͤben wollen. Es iſt auch bei Bankerotten nicht Pflicht jedes einzelnen Glaͤubi- gers, in einen ſolchen Vergleich zu willigen, wenn er gleich von allen uͤbrigen angenommen iſt. Aber durch Gruͤnde des Mitleidens und der Nachſicht, die bei dem wirklich ungluͤklichen Kaufmann vorzuͤglich Statt finden, iſt es ſo ſehr zur Gewohnheit gewor- den, daß es freilich in einigen Staͤdten und Laͤndern in vielen Faͤllen zum Misbrauch ausartet, und ein mit Schlauheit gemachter Bankerott wirklich ein Mittel zur Vermehrung des Wolſtandes fuͤr man- chen wird. Zwei Urſachen wirken hiebei inſonderheit mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0170" n="162"/><fw place="top" type="header">4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl.</fw><lb/> kommen einigermaſſen hoffen kann. Freilich iſt dies<lb/> bei jedem andern Concurs den Glaͤubigern unverbo-<lb/> ten, wenn ſie Guͤte uͤben wollen. Es iſt auch bei<lb/> Bankerotten nicht Pflicht jedes einzelnen Glaͤubi-<lb/> gers, in einen ſolchen Vergleich zu willigen, wenn<lb/> er gleich von allen uͤbrigen angenommen iſt. Aber<lb/> durch Gruͤnde des Mitleidens und der Nachſicht, die<lb/> bei dem wirklich ungluͤklichen Kaufmann vorzuͤglich<lb/> Statt finden, iſt es ſo ſehr zur Gewohnheit gewor-<lb/> den, daß es freilich in einigen Staͤdten und Laͤndern<lb/> in vielen Faͤllen zum Misbrauch ausartet, und ein<lb/> mit Schlauheit gemachter Bankerott wirklich ein<lb/> Mittel zur Vermehrung des Wolſtandes fuͤr man-<lb/> chen wird.</p><lb/> <p>Zwei Urſachen wirken hiebei inſonderheit mit<lb/> ein. Die erſte iſt die Gewoͤhnung des groſſen Kauf-<lb/> manns an den Verluſt durch boͤſe Schulden, die ihn<lb/> zu einer Art von Gleichguͤltigkeit vorbereitet, bei<lb/> welcher er das, was er aus einem Bankerott an deſſen<lb/> Ende durch einen Accord rettet, gewiſſermaſſen als<lb/> gewonnen anſieht. Ich kann nicht unbemerkt laſſen,<lb/> daß der bei vorfallenden Bankerotten gewoͤhnliche<lb/> Ausdruk: der oder der hat ſo viel Tauſend Tahler<lb/> verloren, dem Credit des verlierenden oft ſehr ſchaͤd-<lb/> lich iſt. Man hoͤrt nur die im Concurs ſtekkende<lb/> Summe nennen, und erfaͤhrt ſelten hintennach,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0170]
4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl.
kommen einigermaſſen hoffen kann. Freilich iſt dies
bei jedem andern Concurs den Glaͤubigern unverbo-
ten, wenn ſie Guͤte uͤben wollen. Es iſt auch bei
Bankerotten nicht Pflicht jedes einzelnen Glaͤubi-
gers, in einen ſolchen Vergleich zu willigen, wenn
er gleich von allen uͤbrigen angenommen iſt. Aber
durch Gruͤnde des Mitleidens und der Nachſicht, die
bei dem wirklich ungluͤklichen Kaufmann vorzuͤglich
Statt finden, iſt es ſo ſehr zur Gewohnheit gewor-
den, daß es freilich in einigen Staͤdten und Laͤndern
in vielen Faͤllen zum Misbrauch ausartet, und ein
mit Schlauheit gemachter Bankerott wirklich ein
Mittel zur Vermehrung des Wolſtandes fuͤr man-
chen wird.
Zwei Urſachen wirken hiebei inſonderheit mit
ein. Die erſte iſt die Gewoͤhnung des groſſen Kauf-
manns an den Verluſt durch boͤſe Schulden, die ihn
zu einer Art von Gleichguͤltigkeit vorbereitet, bei
welcher er das, was er aus einem Bankerott an deſſen
Ende durch einen Accord rettet, gewiſſermaſſen als
gewonnen anſieht. Ich kann nicht unbemerkt laſſen,
daß der bei vorfallenden Bankerotten gewoͤhnliche
Ausdruk: der oder der hat ſo viel Tauſend Tahler
verloren, dem Credit des verlierenden oft ſehr ſchaͤd-
lich iſt. Man hoͤrt nur die im Concurs ſtekkende
Summe nennen, und erfaͤhrt ſelten hintennach,
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