Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.C. 2. In Ansehung des Productenhandels. See, in welchen die Knechtschaft des Bauern nochganz in dem alten Wege fortdauert, sind daher noch immer die Korn-Kammer des übrigen Europa. Dies aber liegt nicht sowol daran, daß in diesen Länder der Ackerbau so vorzüglich getrieben würde, sondern daran, daß die Knechtschaft überhaupt die Menschen- Zahl klein erhält: und dies nicht nur in dem Bauern- stande, sondern auch der Bürgerstand muß dort schwach bleiben, weil er von jenem nichts verdienen kann. Immittelst wird durch diese Zwangsarbeit in jeder nicht gar schlechten Erndte ein grösserer Vorraht von Lebensmitteln gewonnen, als für welchen das Land selbst hinlänglich viele Verzehrer hat. Dazu kömmt noch, daß in solchen Ländern nur die noht- wendigsten Producten gezogen, diejenigen aber fast ganz versäumt werden, welche das Material zu den Manufacturen abgeben. Nur die Schaafszucht kann man ausnehmen, welche in einigen dieser Länder noch stark getrieben wird, weil sie wenig Mühe er- fodert. Aus ähnlichen Gründen ist in Dänemark die Vieh- und Pferdezucht auch in denen Gegenden, wo die Leibeigenschaft bis in die lezten Jahre ge- golten hat, sehr stark. Hingegen wird in Ländern, wo der Landbau ein freies Gewerbe ist, derselbe in sich höher steigen, der stärkste Verbrauch der noht- wendigsten Producten aber im Lande verbleiben, weil die übrigen Volks-Classen so zahlreich werden. C. 2. In Anſehung des Productenhandels. See, in welchen die Knechtſchaft des Bauern nochganz in dem alten Wege fortdauert, ſind daher noch immer die Korn-Kammer des uͤbrigen Europa. Dies aber liegt nicht ſowol daran, daß in dieſen Laͤnder der Ackerbau ſo vorzuͤglich getrieben wuͤrde, ſondern daran, daß die Knechtſchaft uͤberhaupt die Menſchen- Zahl klein erhaͤlt: und dies nicht nur in dem Bauern- ſtande, ſondern auch der Buͤrgerſtand muß dort ſchwach bleiben, weil er von jenem nichts verdienen kann. Immittelſt wird durch dieſe Zwangsarbeit in jeder nicht gar ſchlechten Erndte ein groͤſſerer Vorraht von Lebensmitteln gewonnen, als fuͤr welchen das Land ſelbſt hinlaͤnglich viele Verzehrer hat. Dazu koͤmmt noch, daß in ſolchen Laͤndern nur die noht- wendigſten Producten gezogen, diejenigen aber faſt ganz verſaͤumt werden, welche das Material zu den Manufacturen abgeben. Nur die Schaafszucht kann man ausnehmen, welche in einigen dieſer Laͤnder noch ſtark getrieben wird, weil ſie wenig Muͤhe er- fodert. Aus aͤhnlichen Gruͤnden iſt in Daͤnemark die Vieh- und Pferdezucht auch in denen Gegenden, wo die Leibeigenſchaft bis in die lezten Jahre ge- golten hat, ſehr ſtark. Hingegen wird in Laͤndern, wo der Landbau ein freies Gewerbe iſt, derſelbe in ſich hoͤher ſteigen, der ſtaͤrkſte Verbrauch der noht- wendigſten Producten aber im Lande verbleiben, weil die uͤbrigen Volks-Claſſen ſo zahlreich werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0195" n="187"/><fw place="top" type="header">C. 2. In Anſehung des Productenhandels.</fw><lb/> See, in welchen die Knechtſchaft des Bauern noch<lb/> ganz in dem alten Wege fortdauert, ſind daher noch<lb/> immer die Korn-Kammer des uͤbrigen Europa. Dies<lb/> aber liegt nicht ſowol daran, daß in dieſen Laͤnder<lb/> der Ackerbau ſo vorzuͤglich getrieben wuͤrde, ſondern<lb/> daran, daß die Knechtſchaft uͤberhaupt die Menſchen-<lb/> Zahl klein erhaͤlt: und dies nicht nur in dem Bauern-<lb/> ſtande, ſondern auch der Buͤrgerſtand muß dort<lb/> ſchwach bleiben, weil er von jenem nichts verdienen<lb/> kann. Immittelſt wird durch dieſe Zwangsarbeit in<lb/> jeder nicht gar ſchlechten Erndte ein groͤſſerer Vorraht<lb/> von Lebensmitteln gewonnen, als fuͤr welchen das<lb/> Land ſelbſt hinlaͤnglich viele Verzehrer hat. Dazu<lb/> koͤmmt noch, daß in ſolchen Laͤndern nur die noht-<lb/> wendigſten Producten gezogen, diejenigen aber faſt<lb/> ganz verſaͤumt werden, welche das Material zu den<lb/> Manufacturen abgeben. Nur die Schaafszucht kann<lb/> man ausnehmen, welche in einigen dieſer Laͤnder<lb/> noch ſtark getrieben wird, weil ſie wenig Muͤhe er-<lb/> fodert. Aus aͤhnlichen Gruͤnden iſt in Daͤnemark<lb/> die Vieh- und Pferdezucht auch in denen Gegenden,<lb/> wo die Leibeigenſchaft bis in die lezten Jahre ge-<lb/> golten hat, ſehr ſtark. Hingegen wird in Laͤndern,<lb/> wo der Landbau ein freies Gewerbe iſt, derſelbe in<lb/> ſich hoͤher ſteigen, der ſtaͤrkſte Verbrauch der noht-<lb/> wendigſten Producten aber im Lande verbleiben, weil<lb/> die uͤbrigen Volks-Claſſen ſo zahlreich werden.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0195]
C. 2. In Anſehung des Productenhandels.
See, in welchen die Knechtſchaft des Bauern noch
ganz in dem alten Wege fortdauert, ſind daher noch
immer die Korn-Kammer des uͤbrigen Europa. Dies
aber liegt nicht ſowol daran, daß in dieſen Laͤnder
der Ackerbau ſo vorzuͤglich getrieben wuͤrde, ſondern
daran, daß die Knechtſchaft uͤberhaupt die Menſchen-
Zahl klein erhaͤlt: und dies nicht nur in dem Bauern-
ſtande, ſondern auch der Buͤrgerſtand muß dort
ſchwach bleiben, weil er von jenem nichts verdienen
kann. Immittelſt wird durch dieſe Zwangsarbeit in
jeder nicht gar ſchlechten Erndte ein groͤſſerer Vorraht
von Lebensmitteln gewonnen, als fuͤr welchen das
Land ſelbſt hinlaͤnglich viele Verzehrer hat. Dazu
koͤmmt noch, daß in ſolchen Laͤndern nur die noht-
wendigſten Producten gezogen, diejenigen aber faſt
ganz verſaͤumt werden, welche das Material zu den
Manufacturen abgeben. Nur die Schaafszucht kann
man ausnehmen, welche in einigen dieſer Laͤnder
noch ſtark getrieben wird, weil ſie wenig Muͤhe er-
fodert. Aus aͤhnlichen Gruͤnden iſt in Daͤnemark
die Vieh- und Pferdezucht auch in denen Gegenden,
wo die Leibeigenſchaft bis in die lezten Jahre ge-
golten hat, ſehr ſtark. Hingegen wird in Laͤndern,
wo der Landbau ein freies Gewerbe iſt, derſelbe in
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wendigſten Producten aber im Lande verbleiben, weil
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