Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.C. 5. In Ansehung des Zwischenhandels. die Regenten älterer und neuerer Zeit sich durch ihreZölle äusserst einträglich zu machen gesucht, und es ist freilich nicht genau bestimmbar, wie weit es da- mit gehen könne, ohne den Transithandel ganz zu zernichten. Man weiß, wie übertrieben hoch die Fluß- Fahrt in Deutschland mit Zöllen belastet ist, so daß man sich wundern mögte, wie diese Flüsse noch be- fahren werden. Aber diese sind nun einmal die von der Natur angewiesenen Wege der Handlung, und natürlich werden sie ungern von der Handlung ver- lassen, bevor die Zölle den Vorteil beinahe ganz weg- nehmen, welchen der Unterschied zwischen der Fluß- und Landfracht dem Kaufmann entstehen macht. Doch irrt sich der Regent sehr, dessen Gierigkeit sich diesen Grenzen zu sehr nähert. Denn auch der ver- haßte Aufenthalt, welchen diese Zölle in der Fluß- Reise verursachen, wird schon eine Ursache dazu. Auf der unvergleichbar schönen Reise den Rhein hin- ab von Mainz bis Cölln war es die einzige wirklich empörende Unannehmlichkeit für mich, unser Schiff- chen, welches nichts als drei Reisende mit ihrem Rei- segerähte führte, ohne Unterlaß bald rechts, bald links zum Anlegen an den vielen Zollstädten genötigt zu sehen. Ich erstaunte aber vollends, als ich von dem Schiffer hörte, daß er, wenn er mit dem ledi- gen Fahrzeuge zurückehrte, eben denselben Zoll für dasselbe bezahlen müßte. Er machte uns auch die C. 5. In Anſehung des Zwiſchenhandels. die Regenten aͤlterer und neuerer Zeit ſich durch ihreZoͤlle aͤuſſerſt eintraͤglich zu machen geſucht, und es iſt freilich nicht genau beſtimmbar, wie weit es da- mit gehen koͤnne, ohne den Tranſithandel ganz zu zernichten. Man weiß, wie uͤbertrieben hoch die Fluß- Fahrt in Deutſchland mit Zoͤllen belaſtet iſt, ſo daß man ſich wundern moͤgte, wie dieſe Fluͤſſe noch be- fahren werden. Aber dieſe ſind nun einmal die von der Natur angewieſenen Wege der Handlung, und natuͤrlich werden ſie ungern von der Handlung ver- laſſen, bevor die Zoͤlle den Vorteil beinahe ganz weg- nehmen, welchen der Unterſchied zwiſchen der Fluß- und Landfracht dem Kaufmann entſtehen macht. Doch irrt ſich der Regent ſehr, deſſen Gierigkeit ſich dieſen Grenzen zu ſehr naͤhert. Denn auch der ver- haßte Aufenthalt, welchen dieſe Zoͤlle in der Fluß- Reiſe verurſachen, wird ſchon eine Urſache dazu. Auf der unvergleichbar ſchoͤnen Reiſe den Rhein hin- ab von Mainz bis Coͤlln war es die einzige wirklich empoͤrende Unannehmlichkeit fuͤr mich, unſer Schiff- chen, welches nichts als drei Reiſende mit ihrem Rei- ſegeraͤhte fuͤhrte, ohne Unterlaß bald rechts, bald links zum Anlegen an den vielen Zollſtaͤdten genoͤtigt zu ſehen. Ich erſtaunte aber vollends, als ich von dem Schiffer hoͤrte, daß er, wenn er mit dem ledi- gen Fahrzeuge zuruͤckehrte, eben denſelben Zoll fuͤr daſſelbe bezahlen muͤßte. Er machte uns auch die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0279" n="271"/><fw place="top" type="header">C. 5. In Anſehung des Zwiſchenhandels.</fw><lb/> die Regenten aͤlterer und neuerer Zeit ſich durch ihre<lb/> Zoͤlle aͤuſſerſt eintraͤglich zu machen geſucht, und es<lb/> iſt freilich nicht genau beſtimmbar, wie weit es da-<lb/> mit gehen koͤnne, ohne den Tranſithandel ganz zu<lb/> zernichten. Man weiß, wie uͤbertrieben hoch die Fluß-<lb/> Fahrt in Deutſchland mit Zoͤllen belaſtet iſt, ſo daß<lb/> man ſich wundern moͤgte, wie dieſe Fluͤſſe noch be-<lb/> fahren werden. Aber dieſe ſind nun einmal die von<lb/> der Natur angewieſenen Wege der Handlung, und<lb/> natuͤrlich werden ſie ungern von der Handlung ver-<lb/> laſſen, bevor die Zoͤlle den Vorteil beinahe ganz weg-<lb/> nehmen, welchen der Unterſchied zwiſchen der Fluß-<lb/> und Landfracht dem Kaufmann entſtehen macht.<lb/> Doch irrt ſich der Regent ſehr, deſſen Gierigkeit ſich<lb/> dieſen Grenzen zu ſehr naͤhert. Denn auch der ver-<lb/> haßte Aufenthalt, welchen dieſe Zoͤlle in der Fluß-<lb/> Reiſe verurſachen, wird ſchon eine Urſache dazu.<lb/> Auf der unvergleichbar ſchoͤnen Reiſe den Rhein hin-<lb/> ab von Mainz bis Coͤlln war es die einzige wirklich<lb/> empoͤrende Unannehmlichkeit fuͤr mich, unſer Schiff-<lb/> chen, welches nichts als drei Reiſende mit ihrem Rei-<lb/> ſegeraͤhte fuͤhrte, ohne Unterlaß bald rechts, bald<lb/> links zum Anlegen an den vielen Zollſtaͤdten genoͤtigt<lb/> zu ſehen. Ich erſtaunte aber vollends, als ich von<lb/> dem Schiffer hoͤrte, daß er, wenn er mit dem ledi-<lb/> gen Fahrzeuge zuruͤckehrte, eben denſelben Zoll fuͤr<lb/> daſſelbe bezahlen muͤßte. Er machte uns auch die<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0279]
C. 5. In Anſehung des Zwiſchenhandels.
die Regenten aͤlterer und neuerer Zeit ſich durch ihre
Zoͤlle aͤuſſerſt eintraͤglich zu machen geſucht, und es
iſt freilich nicht genau beſtimmbar, wie weit es da-
mit gehen koͤnne, ohne den Tranſithandel ganz zu
zernichten. Man weiß, wie uͤbertrieben hoch die Fluß-
Fahrt in Deutſchland mit Zoͤllen belaſtet iſt, ſo daß
man ſich wundern moͤgte, wie dieſe Fluͤſſe noch be-
fahren werden. Aber dieſe ſind nun einmal die von
der Natur angewieſenen Wege der Handlung, und
natuͤrlich werden ſie ungern von der Handlung ver-
laſſen, bevor die Zoͤlle den Vorteil beinahe ganz weg-
nehmen, welchen der Unterſchied zwiſchen der Fluß-
und Landfracht dem Kaufmann entſtehen macht.
Doch irrt ſich der Regent ſehr, deſſen Gierigkeit ſich
dieſen Grenzen zu ſehr naͤhert. Denn auch der ver-
haßte Aufenthalt, welchen dieſe Zoͤlle in der Fluß-
Reiſe verurſachen, wird ſchon eine Urſache dazu.
Auf der unvergleichbar ſchoͤnen Reiſe den Rhein hin-
ab von Mainz bis Coͤlln war es die einzige wirklich
empoͤrende Unannehmlichkeit fuͤr mich, unſer Schiff-
chen, welches nichts als drei Reiſende mit ihrem Rei-
ſegeraͤhte fuͤhrte, ohne Unterlaß bald rechts, bald
links zum Anlegen an den vielen Zollſtaͤdten genoͤtigt
zu ſehen. Ich erſtaunte aber vollends, als ich von
dem Schiffer hoͤrte, daß er, wenn er mit dem ledi-
gen Fahrzeuge zuruͤckehrte, eben denſelben Zoll fuͤr
daſſelbe bezahlen muͤßte. Er machte uns auch die
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