Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
C. 6. In Ansehung der Schiffahrt.
§. 15.

Alle bisher in öfteren Seekriegen begriffen gewe-
sene Völker haben mehr und mehr erfahren, daß die
Kaperei der Kauffardeischiffe keinen Gewinn bringe, der
Krieg mag laufen wie er wolle, insonderheit seitdem
es so gewöhnlich geworden ist, daß auch feindliche
Schiffe versichert werden. Man hat wol in Schri-
ften darüber gestritten, ob dies den Untertahnen einer
im Krieg begriffenen Nation zu erlauben sei. Noch
aber hat kein Staat Geseze dawider gemacht. Die
hohen Prämien im Kriege sind so anlokkend, und der
Grund hat in der Taht viel Gewicht für den Staats-
Mann, daß durch dieselben selbst die glüklich ankom-
menden Schiffe der feindlichen Nation seinem Staate
einträglich werden. Aber wenn der Gewinn von der
Kaperei sich zwischen zwei feindlichen Nationen unge-
fähr ausgleicht, so mag es doch mit dem von den
Assecuranz-Prämien nicht immer eben so stehen. In
dem Anfange des lezten Seekrieges kamen einige
Westindische Flotten, für welche man in England sehr
besorgt gewesen war, glüklich an. Ich wünschte
einem hier anwesenden Engländer, einem grossen
Assecuradör, Glück dazu. Gut genug, sagte er,
doch würde mir das Herz leichter sein, wenn ich in
den Zeitungen läse, daß die Französischen Ostindien-
Fahrer, die man jezt erwartet, glücklich eingelaufen wä-
ren. Ich verstand ihn nicht sogleich, und mußte fragen,

2ter Teil. U
C. 6. In Anſehung der Schiffahrt.
§. 15.

Alle bisher in oͤfteren Seekriegen begriffen gewe-
ſene Voͤlker haben mehr und mehr erfahren, daß die
Kaperei der Kauffardeiſchiffe keinen Gewinn bringe, der
Krieg mag laufen wie er wolle, inſonderheit ſeitdem
es ſo gewoͤhnlich geworden iſt, daß auch feindliche
Schiffe verſichert werden. Man hat wol in Schri-
ften daruͤber geſtritten, ob dies den Untertahnen einer
im Krieg begriffenen Nation zu erlauben ſei. Noch
aber hat kein Staat Geſeze dawider gemacht. Die
hohen Praͤmien im Kriege ſind ſo anlokkend, und der
Grund hat in der Taht viel Gewicht fuͤr den Staats-
Mann, daß durch dieſelben ſelbſt die gluͤklich ankom-
menden Schiffe der feindlichen Nation ſeinem Staate
eintraͤglich werden. Aber wenn der Gewinn von der
Kaperei ſich zwiſchen zwei feindlichen Nationen unge-
faͤhr ausgleicht, ſo mag es doch mit dem von den
Aſſecuranz-Praͤmien nicht immer eben ſo ſtehen. In
dem Anfange des lezten Seekrieges kamen einige
Weſtindiſche Flotten, fuͤr welche man in England ſehr
beſorgt geweſen war, gluͤklich an. Ich wuͤnſchte
einem hier anweſenden Englaͤnder, einem groſſen
Aſſecuradoͤr, Gluͤck dazu. Gut genug, ſagte er,
doch wuͤrde mir das Herz leichter ſein, wenn ich in
den Zeitungen laͤſe, daß die Franzoͤſiſchen Oſtindien-
Fahrer, die man jezt erwartet, gluͤcklich eingelaufen waͤ-
ren. Ich verſtand ihn nicht ſogleich, und mußte fragen,

2ter Teil. U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0313" n="305"/>
              <fw place="top" type="header">C. 6. In An&#x017F;ehung der Schiffahrt.</fw><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 15.</head><lb/>
                <p>Alle bisher in o&#x0364;fteren Seekriegen begriffen gewe-<lb/>
&#x017F;ene Vo&#x0364;lker haben mehr und mehr erfahren, daß die<lb/>
Kaperei der Kauffardei&#x017F;chiffe keinen Gewinn bringe, der<lb/>
Krieg mag laufen wie er wolle, in&#x017F;onderheit &#x017F;eitdem<lb/>
es &#x017F;o gewo&#x0364;hnlich geworden i&#x017F;t, daß auch feindliche<lb/>
Schiffe ver&#x017F;ichert werden. Man hat wol in Schri-<lb/>
ften daru&#x0364;ber ge&#x017F;tritten, ob dies den Untertahnen einer<lb/>
im Krieg begriffenen Nation zu erlauben &#x017F;ei. Noch<lb/>
aber hat kein Staat Ge&#x017F;eze dawider gemacht. Die<lb/>
hohen Pra&#x0364;mien im Kriege &#x017F;ind &#x017F;o anlokkend, und der<lb/>
Grund hat in der Taht viel Gewicht fu&#x0364;r den Staats-<lb/>
Mann, daß durch die&#x017F;elben &#x017F;elb&#x017F;t die glu&#x0364;klich ankom-<lb/>
menden Schiffe der feindlichen Nation &#x017F;einem Staate<lb/>
eintra&#x0364;glich werden. Aber wenn der Gewinn von der<lb/>
Kaperei &#x017F;ich zwi&#x017F;chen zwei feindlichen Nationen unge-<lb/>
fa&#x0364;hr ausgleicht, &#x017F;o mag es doch mit dem von den<lb/>
A&#x017F;&#x017F;ecuranz-Pra&#x0364;mien nicht immer eben &#x017F;o &#x017F;tehen. In<lb/>
dem Anfange des lezten Seekrieges kamen einige<lb/>
We&#x017F;tindi&#x017F;che Flotten, fu&#x0364;r welche man in England &#x017F;ehr<lb/>
be&#x017F;orgt gewe&#x017F;en war, glu&#x0364;klich an. Ich wu&#x0364;n&#x017F;chte<lb/>
einem hier anwe&#x017F;enden Engla&#x0364;nder, einem gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
A&#x017F;&#x017F;ecurado&#x0364;r, Glu&#x0364;ck dazu. Gut genug, &#x017F;agte er,<lb/>
doch wu&#x0364;rde mir das Herz leichter &#x017F;ein, wenn ich in<lb/>
den Zeitungen la&#x0364;&#x017F;e, daß die Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen O&#x017F;tindien-<lb/>
Fahrer, die man jezt erwartet, glu&#x0364;cklich eingelaufen wa&#x0364;-<lb/>
ren. Ich ver&#x017F;tand ihn nicht &#x017F;ogleich, und mußte fragen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">2ter Teil.</hi> U</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0313] C. 6. In Anſehung der Schiffahrt. §. 15. Alle bisher in oͤfteren Seekriegen begriffen gewe- ſene Voͤlker haben mehr und mehr erfahren, daß die Kaperei der Kauffardeiſchiffe keinen Gewinn bringe, der Krieg mag laufen wie er wolle, inſonderheit ſeitdem es ſo gewoͤhnlich geworden iſt, daß auch feindliche Schiffe verſichert werden. Man hat wol in Schri- ften daruͤber geſtritten, ob dies den Untertahnen einer im Krieg begriffenen Nation zu erlauben ſei. Noch aber hat kein Staat Geſeze dawider gemacht. Die hohen Praͤmien im Kriege ſind ſo anlokkend, und der Grund hat in der Taht viel Gewicht fuͤr den Staats- Mann, daß durch dieſelben ſelbſt die gluͤklich ankom- menden Schiffe der feindlichen Nation ſeinem Staate eintraͤglich werden. Aber wenn der Gewinn von der Kaperei ſich zwiſchen zwei feindlichen Nationen unge- faͤhr ausgleicht, ſo mag es doch mit dem von den Aſſecuranz-Praͤmien nicht immer eben ſo ſtehen. In dem Anfange des lezten Seekrieges kamen einige Weſtindiſche Flotten, fuͤr welche man in England ſehr beſorgt geweſen war, gluͤklich an. Ich wuͤnſchte einem hier anweſenden Englaͤnder, einem groſſen Aſſecuradoͤr, Gluͤck dazu. Gut genug, ſagte er, doch wuͤrde mir das Herz leichter ſein, wenn ich in den Zeitungen laͤſe, daß die Franzoͤſiſchen Oſtindien- Fahrer, die man jezt erwartet, gluͤcklich eingelaufen waͤ- ren. Ich verſtand ihn nicht ſogleich, und mußte fragen, 2ter Teil. U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/313
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/313>, abgerufen am 22.11.2024.