Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.C. 8. In Ansehung der Zölle. das ist, von den Zöllen reden wollte. Denn frei-lich ist dem Kaufmanne eine allgemeine Einsicht in diese wichtige politische Materie von den Abgaben sehr nothwendig, nicht nur in solchen Staaten, wo er Teil am Regiment nimmt, sondern auch in sol- chen, wo er mehr und mehr erwarten kann, über diesen Gegenstand zu Rathe gezogen zu werden. Das erste hat nicht nur in Frankreich seit der Revolu- tion, sondern auch in so manchem Freistaat, insonder- heit Deutschlands, Statt. Das zweite geschieht in monarchischen oder der Monarchie sich nähernden Staaten nicht nur mehr und mehr, sondern unsre Zeiten haben der Beispiele so viele von Männern, die aus dem Kaufmannsstande von ihren Landes- herrn zur Direction über Finanzen übergezogen sind. Aber auch solcher Beispiele sind viele, daß in dem Regimente der handelnden Freistaaten, und in den Köpfen einzelner von ihren Fürsten ins Ministe- rium gezogener Kaufleute, richtige Einsicht in diese wichtige Materie sehr gefehlt habe. Selbst der mit hohem Recht gepriesene Colbert sahe in dieser Sa- che nicht klar. Und jezt ist es gewiß Frankreichs Un- glük, und die Hauptursache von dessen fortwähren- den und jezt noch unabsehlichen Verlegenheiten, daß in seiner National-Versammlung wenig oder gar keine Männer aus dem Kaufmannsstande nach Nekkers Verdrängung aufgetreten sind, welche vom Finanz- C. 8. In Anſehung der Zoͤlle. das iſt, von den Zoͤllen reden wollte. Denn frei-lich iſt dem Kaufmanne eine allgemeine Einſicht in dieſe wichtige politiſche Materie von den Abgaben ſehr nothwendig, nicht nur in ſolchen Staaten, wo er Teil am Regiment nimmt, ſondern auch in ſol- chen, wo er mehr und mehr erwarten kann, uͤber dieſen Gegenſtand zu Rathe gezogen zu werden. Das erſte hat nicht nur in Frankreich ſeit der Revolu- tion, ſondern auch in ſo manchem Freiſtaat, inſonder- heit Deutſchlands, Statt. Das zweite geſchieht in monarchiſchen oder der Monarchie ſich naͤhernden Staaten nicht nur mehr und mehr, ſondern unſre Zeiten haben der Beiſpiele ſo viele von Maͤnnern, die aus dem Kaufmannsſtande von ihren Landes- herrn zur Direction uͤber Finanzen uͤbergezogen ſind. Aber auch ſolcher Beiſpiele ſind viele, daß in dem Regimente der handelnden Freiſtaaten, und in den Koͤpfen einzelner von ihren Fuͤrſten ins Miniſte- rium gezogener Kaufleute, richtige Einſicht in dieſe wichtige Materie ſehr gefehlt habe. Selbſt der mit hohem Recht geprieſene Colbert ſahe in dieſer Sa- che nicht klar. Und jezt iſt es gewiß Frankreichs Un- gluͤk, und die Haupturſache von deſſen fortwaͤhren- den und jezt noch unabſehlichen Verlegenheiten, daß in ſeiner National-Verſammlung wenig oder gar keine Maͤnner aus dem Kaufmannsſtande nach Nekkers Verdraͤngung aufgetreten ſind, welche vom Finanz- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0339" n="331"/><fw place="top" type="header">C. 8. In Anſehung der Zoͤlle.</fw><lb/> das iſt, von den Zoͤllen reden wollte. Denn frei-<lb/> lich iſt dem Kaufmanne eine allgemeine Einſicht in<lb/> dieſe wichtige politiſche Materie von den Abgaben<lb/> ſehr nothwendig, nicht nur in ſolchen Staaten, wo<lb/> er Teil am Regiment nimmt, ſondern auch in ſol-<lb/> chen, wo er mehr und mehr erwarten kann, uͤber<lb/> dieſen Gegenſtand zu Rathe gezogen zu werden.<lb/> Das erſte hat nicht nur in Frankreich ſeit der Revolu-<lb/> tion, ſondern auch in ſo manchem Freiſtaat, inſonder-<lb/> heit Deutſchlands, Statt. Das zweite geſchieht in<lb/> monarchiſchen oder der Monarchie ſich naͤhernden<lb/> Staaten nicht nur mehr und mehr, ſondern unſre<lb/> Zeiten haben der Beiſpiele ſo viele von Maͤnnern,<lb/> die aus dem Kaufmannsſtande von ihren Landes-<lb/> herrn zur Direction uͤber Finanzen uͤbergezogen ſind.<lb/> Aber auch ſolcher Beiſpiele ſind viele, daß in dem<lb/> Regimente der handelnden Freiſtaaten, und in den<lb/> Koͤpfen einzelner von ihren Fuͤrſten ins Miniſte-<lb/> rium gezogener Kaufleute, richtige Einſicht in dieſe<lb/> wichtige Materie ſehr gefehlt habe. Selbſt der mit<lb/> hohem Recht geprieſene <hi rendition="#g">Colbert</hi> ſahe in dieſer Sa-<lb/> che nicht klar. Und jezt iſt es gewiß Frankreichs Un-<lb/> gluͤk, und die Haupturſache von deſſen fortwaͤhren-<lb/> den und jezt noch unabſehlichen Verlegenheiten, daß<lb/> in ſeiner National-Verſammlung wenig oder gar keine<lb/> Maͤnner aus dem Kaufmannsſtande nach <hi rendition="#g">Nekkers</hi><lb/> Verdraͤngung aufgetreten ſind, welche vom Finanz-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [331/0339]
C. 8. In Anſehung der Zoͤlle.
das iſt, von den Zoͤllen reden wollte. Denn frei-
lich iſt dem Kaufmanne eine allgemeine Einſicht in
dieſe wichtige politiſche Materie von den Abgaben
ſehr nothwendig, nicht nur in ſolchen Staaten, wo
er Teil am Regiment nimmt, ſondern auch in ſol-
chen, wo er mehr und mehr erwarten kann, uͤber
dieſen Gegenſtand zu Rathe gezogen zu werden.
Das erſte hat nicht nur in Frankreich ſeit der Revolu-
tion, ſondern auch in ſo manchem Freiſtaat, inſonder-
heit Deutſchlands, Statt. Das zweite geſchieht in
monarchiſchen oder der Monarchie ſich naͤhernden
Staaten nicht nur mehr und mehr, ſondern unſre
Zeiten haben der Beiſpiele ſo viele von Maͤnnern,
die aus dem Kaufmannsſtande von ihren Landes-
herrn zur Direction uͤber Finanzen uͤbergezogen ſind.
Aber auch ſolcher Beiſpiele ſind viele, daß in dem
Regimente der handelnden Freiſtaaten, und in den
Koͤpfen einzelner von ihren Fuͤrſten ins Miniſte-
rium gezogener Kaufleute, richtige Einſicht in dieſe
wichtige Materie ſehr gefehlt habe. Selbſt der mit
hohem Recht geprieſene Colbert ſahe in dieſer Sa-
che nicht klar. Und jezt iſt es gewiß Frankreichs Un-
gluͤk, und die Haupturſache von deſſen fortwaͤhren-
den und jezt noch unabſehlichen Verlegenheiten, daß
in ſeiner National-Verſammlung wenig oder gar keine
Maͤnner aus dem Kaufmannsſtande nach Nekkers
Verdraͤngung aufgetreten ſind, welche vom Finanz-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |