Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.C. 8. In Ansehung der Zölle. verschaffen sollen. Aber eben das ist billig und recht,wenn die Gegenstände dieser Zölle gehörig gewählt sind, und in der Art sie zu erheben dahin gesehen wird, daß sie die Handlung nicht zu sehr stören, wenn es gleich unvermeidlich ist, daß sie nicht dem Kaufmann Mühe machen. Zwar habe ich den Vor- wurf nur gar zu oft lesen müssen, daß ich, durch meine Lage verleitet, für eine von allen Zöllen freie Hand- lung eingenommen sei. Aber wie kann man das von mir annehmen, da (*) In der ersten Unterredung, die ich mit dem
Grafen Mirabeau bei seinem Aufenthalt in Ham- burg hatte, war seine erste Voraussezung, daß ich dem physiokratischen System anhinge. Als ich ihm dies verneint hatte, fragte er: Wenig- stens werden Sie doch für die völlige Freiheit der Handlung sein? Auch das nicht, antwortete ich, sondern ich halte sie in dem jezigen Zustande Europens und selbst der Handlung für unmög- lich. Das wundert mich, sagte er, von einem Schriftsteller zu hören, der in einer Handelsstadt lebt, wo die Handlung so frei sein muß, und welche bei einer allgemeinern Freiheit der Hand- C. 8. In Anſehung der Zoͤlle. verſchaffen ſollen. Aber eben das iſt billig und recht,wenn die Gegenſtaͤnde dieſer Zoͤlle gehoͤrig gewaͤhlt ſind, und in der Art ſie zu erheben dahin geſehen wird, daß ſie die Handlung nicht zu ſehr ſtoͤren, wenn es gleich unvermeidlich iſt, daß ſie nicht dem Kaufmann Muͤhe machen. Zwar habe ich den Vor- wurf nur gar zu oft leſen muͤſſen, daß ich, durch meine Lage verleitet, fuͤr eine von allen Zoͤllen freie Hand- lung eingenommen ſei. Aber wie kann man das von mir annehmen, da (*) In der erſten Unterredung, die ich mit dem
Grafen Mirabeau bei ſeinem Aufenthalt in Ham- burg hatte, war ſeine erſte Vorausſezung, daß ich dem phyſiokratiſchen Syſtem anhinge. Als ich ihm dies verneint hatte, fragte er: Wenig- ſtens werden Sie doch fuͤr die voͤllige Freiheit der Handlung ſein? Auch das nicht, antwortete ich, ſondern ich halte ſie in dem jezigen Zuſtande Europens und ſelbſt der Handlung fuͤr unmoͤg- lich. Das wundert mich, ſagte er, von einem Schriftſteller zu hoͤren, der in einer Handelsſtadt lebt, wo die Handlung ſo frei ſein muß, und welche bei einer allgemeinern Freiheit der Hand- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0343" n="335"/><fw place="top" type="header">C. 8. In Anſehung der Zoͤlle.</fw><lb/> verſchaffen ſollen. Aber eben das iſt billig und recht,<lb/> wenn die Gegenſtaͤnde dieſer Zoͤlle gehoͤrig gewaͤhlt<lb/> ſind, und in der Art ſie zu erheben dahin geſehen<lb/> wird, daß ſie die Handlung nicht zu ſehr ſtoͤren,<lb/> wenn es gleich unvermeidlich iſt, daß ſie nicht dem<lb/> Kaufmann Muͤhe machen. Zwar habe ich den Vor-<lb/> wurf nur gar zu oft leſen muͤſſen, daß ich, durch meine<lb/> Lage verleitet, fuͤr eine von allen Zoͤllen freie Hand-<lb/> lung eingenommen ſei.</p><lb/> <p>Aber wie kann man das von mir annehmen, da<lb/> ich in ſo vielen Stellen, daß es mir Muͤhe machen<lb/> wuͤrde, ſie alle anzufuͤhren, laut erklaͤrt habe, daß<lb/> ich eine voͤllige Freiheit der Handlung in dem jezigen<lb/> Zuſtande Europens fuͤr nicht rahtſam, ja fuͤr unmoͤg-<lb/> lich halte? <note xml:id="note-0343" next="#note-0344" place="foot" n="(*)">In der erſten Unterredung, die ich mit dem<lb/> Grafen Mirabeau bei ſeinem Aufenthalt in Ham-<lb/> burg hatte, war ſeine erſte Vorausſezung, daß<lb/> ich dem phyſiokratiſchen Syſtem anhinge. Als<lb/> ich ihm dies verneint hatte, fragte er: Wenig-<lb/> ſtens werden Sie doch fuͤr die voͤllige Freiheit<lb/> der Handlung ſein? Auch das nicht, antwortete<lb/> ich, ſondern ich halte ſie in dem jezigen Zuſtande<lb/> Europens und ſelbſt der Handlung fuͤr unmoͤg-<lb/> lich. Das wundert mich, ſagte er, von einem<lb/> Schriftſteller zu hoͤren, der in einer Handelsſtadt<lb/> lebt, wo die Handlung ſo frei ſein muß, und<lb/> welche bei einer allgemeinern Freiheit der Hand-</note> Ich habe, wo ich uͤber Auflagen ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [335/0343]
C. 8. In Anſehung der Zoͤlle.
verſchaffen ſollen. Aber eben das iſt billig und recht,
wenn die Gegenſtaͤnde dieſer Zoͤlle gehoͤrig gewaͤhlt
ſind, und in der Art ſie zu erheben dahin geſehen
wird, daß ſie die Handlung nicht zu ſehr ſtoͤren,
wenn es gleich unvermeidlich iſt, daß ſie nicht dem
Kaufmann Muͤhe machen. Zwar habe ich den Vor-
wurf nur gar zu oft leſen muͤſſen, daß ich, durch meine
Lage verleitet, fuͤr eine von allen Zoͤllen freie Hand-
lung eingenommen ſei.
Aber wie kann man das von mir annehmen, da
ich in ſo vielen Stellen, daß es mir Muͤhe machen
wuͤrde, ſie alle anzufuͤhren, laut erklaͤrt habe, daß
ich eine voͤllige Freiheit der Handlung in dem jezigen
Zuſtande Europens fuͤr nicht rahtſam, ja fuͤr unmoͤg-
lich halte? (*) Ich habe, wo ich uͤber Auflagen ge-
(*) In der erſten Unterredung, die ich mit dem
Grafen Mirabeau bei ſeinem Aufenthalt in Ham-
burg hatte, war ſeine erſte Vorausſezung, daß
ich dem phyſiokratiſchen Syſtem anhinge. Als
ich ihm dies verneint hatte, fragte er: Wenig-
ſtens werden Sie doch fuͤr die voͤllige Freiheit
der Handlung ſein? Auch das nicht, antwortete
ich, ſondern ich halte ſie in dem jezigen Zuſtande
Europens und ſelbſt der Handlung fuͤr unmoͤg-
lich. Das wundert mich, ſagte er, von einem
Schriftſteller zu hoͤren, der in einer Handelsſtadt
lebt, wo die Handlung ſo frei ſein muß, und
welche bei einer allgemeinern Freiheit der Hand-
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