Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.Cap. 1. Von der Schiffahrt. Weg da zu öfnen, wo der Boden ihren Untersu-chungen ganz eben oder nur schwach abzufallen schien. Die Spuren sind noch da von einer angefangenen Durchgrabung der Landenge zwischen dem Mittelländi- schen und dem Rohten Meer zur Zeit der ältesten Aegyp- tischen Könige. Aber die Geschichte sagt auch, daß der Anschlag deswegen aufgegeben sei, weil diesen Königen die Besorgnis erwekt worden wäre, das Mittelländische Meer würde, weil es viel höher, als das Rohte Meer belegen sei, in dieses aus- fliessen, und so sei der grosse Anschlag aufgegeben worden. Die Sineser begegneten dieser grossen Schwierigkeir, indem sie queer durch ihre Flüsse und Canäle prismatische Dämme legten, über deren spizen Rükken die Schiffe mit grosser Gefahr des Zer- brechens gezogen werden müssen. Die Römer gru- ben in Belgien zwei Canäle, um den zu wasserrei- chen Rhein abzuzapfen; einen jezt nicht mehr erkenn- baren in ganz flachem Boden in der Nachbarschaft seines alten Ausflusses, einen zweiten mit einem nicht schwachen Falle, der jezt noch die Yssel heißt. Dies ward von den spätern Belgiern durch Ziehung, wer weis es? wie vieler Canäle, in ihrem flachen Bo- den nachgeahmt, welche jedoch mehr die Abwässe- rung, als die Schiffahrt zur Absicht hatten, jezt aber eben so viel Wege für leztere sind. Erst im 14ten Jahrhundert wagten es unsre Vorfahren, die Cap. 1. Von der Schiffahrt. Weg da zu oͤfnen, wo der Boden ihren Unterſu-chungen ganz eben oder nur ſchwach abzufallen ſchien. Die Spuren ſind noch da von einer angefangenen Durchgrabung der Landenge zwiſchen dem Mittellaͤndi- ſchen und dem Rohten Meer zur Zeit der aͤlteſten Aegyp- tiſchen Koͤnige. Aber die Geſchichte ſagt auch, daß der Anſchlag deswegen aufgegeben ſei, weil dieſen Koͤnigen die Beſorgnis erwekt worden waͤre, das Mittellaͤndiſche Meer wuͤrde, weil es viel hoͤher, als das Rohte Meer belegen ſei, in dieſes aus- flieſſen, und ſo ſei der groſſe Anſchlag aufgegeben worden. Die Sineſer begegneten dieſer groſſen Schwierigkeir, indem ſie queer durch ihre Fluͤſſe und Canaͤle prismatiſche Daͤmme legten, uͤber deren ſpizen Ruͤkken die Schiffe mit groſſer Gefahr des Zer- brechens gezogen werden muͤſſen. Die Roͤmer gru- ben in Belgien zwei Canaͤle, um den zu waſſerrei- chen Rhein abzuzapfen; einen jezt nicht mehr erkenn- baren in ganz flachem Boden in der Nachbarſchaft ſeines alten Ausfluſſes, einen zweiten mit einem nicht ſchwachen Falle, der jezt noch die Yſſel heißt. Dies ward von den ſpaͤtern Belgiern durch Ziehung, wer weis es? wie vieler Canaͤle, in ihrem flachen Bo- den nachgeahmt, welche jedoch mehr die Abwaͤſſe- rung, als die Schiffahrt zur Abſicht hatten, jezt aber eben ſo viel Wege fuͤr leztere ſind. Erſt im 14ten Jahrhundert wagten es unſre Vorfahren, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0035" n="27"/><fw place="top" type="header">Cap. 1. Von der Schiffahrt.</fw><lb/> Weg da zu oͤfnen, wo der Boden ihren Unterſu-<lb/> chungen ganz eben oder nur ſchwach abzufallen ſchien.<lb/> Die Spuren ſind noch da von einer angefangenen<lb/> Durchgrabung der Landenge zwiſchen dem Mittellaͤndi-<lb/> ſchen und dem Rohten Meer zur Zeit der aͤlteſten Aegyp-<lb/> tiſchen Koͤnige. Aber die Geſchichte ſagt auch, daß<lb/> der Anſchlag deswegen aufgegeben ſei, weil dieſen<lb/> Koͤnigen die Beſorgnis erwekt worden waͤre, das<lb/> Mittellaͤndiſche Meer wuͤrde, weil es viel hoͤher,<lb/> als das Rohte Meer belegen ſei, in dieſes aus-<lb/> flieſſen, und ſo ſei der groſſe Anſchlag aufgegeben<lb/> worden. Die Sineſer begegneten dieſer groſſen<lb/> Schwierigkeir, indem ſie queer durch ihre Fluͤſſe und<lb/> Canaͤle prismatiſche Daͤmme legten, uͤber deren<lb/> ſpizen Ruͤkken die Schiffe mit groſſer Gefahr des Zer-<lb/> brechens gezogen werden muͤſſen. Die Roͤmer gru-<lb/> ben in Belgien zwei Canaͤle, um den zu waſſerrei-<lb/> chen Rhein abzuzapfen; einen jezt nicht mehr erkenn-<lb/> baren in ganz flachem Boden in der Nachbarſchaft<lb/> ſeines alten Ausfluſſes, einen zweiten mit einem<lb/> nicht ſchwachen Falle, der jezt noch die Yſſel heißt.<lb/> Dies ward von den ſpaͤtern Belgiern durch Ziehung,<lb/> wer weis es? wie vieler Canaͤle, in ihrem flachen Bo-<lb/> den nachgeahmt, welche jedoch mehr die Abwaͤſſe-<lb/> rung, als die Schiffahrt zur Abſicht hatten, jezt<lb/> aber eben ſo viel Wege fuͤr leztere ſind. Erſt im<lb/> 14ten Jahrhundert wagten es unſre Vorfahren, die<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0035]
Cap. 1. Von der Schiffahrt.
Weg da zu oͤfnen, wo der Boden ihren Unterſu-
chungen ganz eben oder nur ſchwach abzufallen ſchien.
Die Spuren ſind noch da von einer angefangenen
Durchgrabung der Landenge zwiſchen dem Mittellaͤndi-
ſchen und dem Rohten Meer zur Zeit der aͤlteſten Aegyp-
tiſchen Koͤnige. Aber die Geſchichte ſagt auch, daß
der Anſchlag deswegen aufgegeben ſei, weil dieſen
Koͤnigen die Beſorgnis erwekt worden waͤre, das
Mittellaͤndiſche Meer wuͤrde, weil es viel hoͤher,
als das Rohte Meer belegen ſei, in dieſes aus-
flieſſen, und ſo ſei der groſſe Anſchlag aufgegeben
worden. Die Sineſer begegneten dieſer groſſen
Schwierigkeir, indem ſie queer durch ihre Fluͤſſe und
Canaͤle prismatiſche Daͤmme legten, uͤber deren
ſpizen Ruͤkken die Schiffe mit groſſer Gefahr des Zer-
brechens gezogen werden muͤſſen. Die Roͤmer gru-
ben in Belgien zwei Canaͤle, um den zu waſſerrei-
chen Rhein abzuzapfen; einen jezt nicht mehr erkenn-
baren in ganz flachem Boden in der Nachbarſchaft
ſeines alten Ausfluſſes, einen zweiten mit einem
nicht ſchwachen Falle, der jezt noch die Yſſel heißt.
Dies ward von den ſpaͤtern Belgiern durch Ziehung,
wer weis es? wie vieler Canaͤle, in ihrem flachen Bo-
den nachgeahmt, welche jedoch mehr die Abwaͤſſe-
rung, als die Schiffahrt zur Abſicht hatten, jezt
aber eben ſo viel Wege fuͤr leztere ſind. Erſt im
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