3) Mancher natürliche Fluß ist nicht zu allen Zeiten wasserreich genug, oder strömt mit zu vielem Wasser herabwärts. Beides hat in einem gut ange- legten Canal nicht Statt.
Alle diese Vorzüge, welche der künstliche Fluß vor dem natürlichen voraus hat, veranlassen deren Erbauer, nicht mehr, wie sonst, die natürlichen Flüsse selbst schiffbar zu machen, sondern in den meisten Fällen deren Wasser zur Füllung des Canals zu be- nuzen, diesen selbst aber in seinem besondern Wege zu führen.
4) In unserm Deutschland wird in manchen Ge- genden ein künstlicher Fluß daß einzige Mittel, den Zöllen, Stapelgerechtigkeiten und andern Erfindun- gen ehemaliger Barbarei der Deutschen gegen Deut- sche auszuweichen, durch welche die von der Natur bewirkte Flußfahrt so sehr erschwert wird, welche jedoch der Eigennuz der Regenten nimmer wird auf- geben wollen. Aber darin wird mancher Regent seinen Vorteil finden, und einzelne haben ihn bereits darin gefunden, daß sie die Handlung in einen neuen ihren Staaten vorteilhaften Weg leiten. Zölle an den Flüssen können, in der Concurrenz mit andern Staa- ten, wol angewandt werden, die Handlung der
4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤft. der Handl.
3) Mancher natuͤrliche Fluß iſt nicht zu allen Zeiten waſſerreich genug, oder ſtroͤmt mit zu vielem Waſſer herabwaͤrts. Beides hat in einem gut ange- legten Canal nicht Statt.
Alle dieſe Vorzuͤge, welche der kuͤnſtliche Fluß vor dem natuͤrlichen voraus hat, veranlaſſen deren Erbauer, nicht mehr, wie ſonſt, die natuͤrlichen Fluͤſſe ſelbſt ſchiffbar zu machen, ſondern in den meiſten Faͤllen deren Waſſer zur Fuͤllung des Canals zu be- nuzen, dieſen ſelbſt aber in ſeinem beſondern Wege zu fuͤhren.
4) In unſerm Deutſchland wird in manchen Ge- genden ein kuͤnſtlicher Fluß daß einzige Mittel, den Zoͤllen, Stapelgerechtigkeiten und andern Erfindun- gen ehemaliger Barbarei der Deutſchen gegen Deut- ſche auszuweichen, durch welche die von der Natur bewirkte Flußfahrt ſo ſehr erſchwert wird, welche jedoch der Eigennuz der Regenten nimmer wird auf- geben wollen. Aber darin wird mancher Regent ſeinen Vorteil finden, und einzelne haben ihn bereits darin gefunden, daß ſie die Handlung in einen neuen ihren Staaten vorteilhaften Weg leiten. Zoͤlle an den Fluͤſſen koͤnnen, in der Concurrenz mit andern Staa- ten, wol angewandt werden, die Handlung der
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4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤft. der Handl.
3) Mancher natuͤrliche Fluß iſt nicht zu allen
Zeiten waſſerreich genug, oder ſtroͤmt mit zu vielem
Waſſer herabwaͤrts. Beides hat in einem gut ange-
legten Canal nicht Statt.
Alle dieſe Vorzuͤge, welche der kuͤnſtliche Fluß
vor dem natuͤrlichen voraus hat, veranlaſſen deren
Erbauer, nicht mehr, wie ſonſt, die natuͤrlichen Fluͤſſe
ſelbſt ſchiffbar zu machen, ſondern in den meiſten
Faͤllen deren Waſſer zur Fuͤllung des Canals zu be-
nuzen, dieſen ſelbſt aber in ſeinem beſondern Wege
zu fuͤhren.
4) In unſerm Deutſchland wird in manchen Ge-
genden ein kuͤnſtlicher Fluß daß einzige Mittel, den
Zoͤllen, Stapelgerechtigkeiten und andern Erfindun-
gen ehemaliger Barbarei der Deutſchen gegen Deut-
ſche auszuweichen, durch welche die von der Natur
bewirkte Flußfahrt ſo ſehr erſchwert wird, welche
jedoch der Eigennuz der Regenten nimmer wird auf-
geben wollen. Aber darin wird mancher Regent
ſeinen Vorteil finden, und einzelne haben ihn bereits
darin gefunden, daß ſie die Handlung in einen neuen
ihren Staaten vorteilhaften Weg leiten. Zoͤlle an den
Fluͤſſen koͤnnen, in der Concurrenz mit andern Staa-
ten, wol angewandt werden, die Handlung der
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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