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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
vnnd wenn ewere kinder werdend zuo euch sagen / was habend jhr da für ein dienst? söllend jr sagen / Es ist die schlachtung deß überschrytens deß Herren / der vor den kinderen Jsrael fürgieng in Egypten do er die Egypter schluog vnnd vnsere heüser errettet etc. Das sind nun alles heitere zeügnußen / die keiner wyteren außlegung bedörffend. So vil seye nun geredt von der vnderrichtung in der religion / die die elteren den kinderen schuldig sind. Nun wöllend wir aber auch die anderen stuck besehen inn denen die elteren die kind vnderrichten söllend.

688Namlich in guoten sitten vnd geberden. Dann wir habend gemeinlich vonn natur wüste vnd grobe sitten an vns / vnd sind fast alle kind vnpärtigs dings. Welchs übel nach einist böser wirt / durch böse gewonheit vnnd vnpärtige gesellschafft. Darumb sol ein jeder vatter bey zeyten sein kind guote sitten leeren / die es zierind / es seye daheim oder duß / vnnd sols leeren wie es sich zierlich vnd sittig halten sölle / im gang / in bewegnuß deß leybs / in sitten / in bekleidung vnd geberden / in der kirchen / auff der gassen / beim tisch / vnder den leüthen vnd allenthalben wo es ist. Vonn welchem stuck vil hüpscher büchlinen im truck sind außgangen / dz es deßhalb nit von nöten ist / dz ich vil gebott hieuon fürschreibe.

689Zum dritten vnd letsten / so söllend die elteren auch jre kind vbergeben trewen vnd geschickten hantwercksmeisteren / die sie leerind eerliche hantwerck / mit denen sie jnen selbs vnd den jren hernach jr speyß vnnd narung gewinnen mögind. Vor allen dingen aber sol man inn dem stuck eigentlich acht haben / auff die art der kinden / zuo was hantwercken sie am geschicktisten seyend / vnd zuo welchem sie am aller grösten lust tragind / dann Inuita minerua wie man sagt / das ist so der lust vnd die neigung nit da ist / wirt man nicht vil außrichten vnd schaffen. Wo dann kind sind die zum studieren geschickt sind / so ists Göttlich vnnd recht gethon so du die zur schuolen haltist / vnnd zum dienst der kirchen widmist vnnd erziest. Die elteren sind aber höchlich zuo schälten / die jhre kind in faulkeit vnd müßiggang erziehend / dann heigind sie gleich groß hauffen zytlichs guots / die sie jnen gebind oder verlassind / so ist doch kein guot so groß / das nicht inn wenig stunden eim genommen vnnd entwent mög werden / war will dann ein sölcher schlufe vnd faulboum hin / der nichts hat gelernet? Was wil ein sölche vnnütze burdi anfangen? Die Maßilienser namend vor zyten keinen zuo einem burger an / er könte dann ein hantwerck / dann was ist verderblichers in einer statt / dann ein verdorbner burger? Wär ist aber mee für ein verdorbnen burger zuo achten vnd zuo halten / dann der / der allein müßiggangs vnd alles wollusts gewonet hatt? Dann wenn der vmb das sein kumpt / es seye durch gähe vnuersehne vnfäl / oder das er es selbs verschwennt / vnnd also zuo armuot kumpt / so trachtet er wie er kan vnnd mag / nach mittlen / wie vngerecht vnnd auffrürisch sie joch seyend / das er ander guot überkomme. Es ist auch bey den alten das sprüchwort gar gemein gewesen / das alle elteren fleißig behalten vnnd mercken söllend / das man spricht / Artem quaeuis alit terra, das ist / die kunst wirdt vonn allen landen erneert / damit sie außtrucktend vnd zuo verston geben woltend / das etwas können die best zeerung oder narung wer / die einer haben möchte / dann das könnend eim keine mörder nemen / keine dieb stälen / sonder wohin du auff ertrich jmmer kumpst / so hasts bey dir / vnnd ist darzuo keim kein burde zuo tragen. Gange es wie es wölle / wenn gleich deine kind durch vnfal vmb das jren kämind / so habend sie doch wenn sie könnend wercken damit sie sich erneeren mögend. Es begibt sich etwan das auch künig vonn jhrem guot vnnd von jhrer künigklichen wirde hinab gestürtzt werdend / vnd vmb alles kommend / vil mee mag sölichs denen begegnen die vil minder sind dann künig / das sie etwan vmb das jhr kommend vnd vertriben werdend.

688 Die elteren söllend die kind guotte sitten vnd geberden leeren.
689 Die elteren söllend auch die kind hantwerck leeren.

Predig.
vnnd wenn ewere kinder werdend zuͦ euch sagen / was habend jhr da für ein dienst? soͤllend jr sagen / Es ist die schlachtung deß überschrytens deß Herren / der vor den kinderen Jsrael fürgieng in Egypten do er die Egypter schluͦg vnnd vnsere heüser errettet ꝛc. Das sind nun alles heitere zeügnußen / die keiner wyteren außlegung bedoͤrffend. So vil seye nun geredt von der vnderrichtung in der religion / die die elteren den kinderen schuldig sind. Nun woͤllend wir aber auch die anderen stuck besehen inn denen die elteren die kind vnderrichten soͤllend.

688Namlich in guͦten sitten vnd geberden. Dann wir habend gemeinlich vonn natur wuͤste vnd grobe sitten an vns / vnd sind fast alle kind vnpaͤrtigs dings. Welchs übel nach einist boͤser wirt / durch boͤse gewonheit vnnd vnpaͤrtige gesellschafft. Darumb sol ein jeder vatter bey zeyten sein kind guͦte sitten leeren / die es zierind / es seye daheim oder duß / vnnd sols leeren wie es sich zierlich vnd sittig halten soͤlle / im gang / in bewegnuß deß leybs / in sitten / in bekleidung vnd geberden / in der kirchen / auff der gassen / beim tisch / vnder den leüthen vnd allenthalben wo es ist. Vonn welchem stuck vil hüpscher buͤchlinen im truck sind außgangen / dz es deßhalb nit von noͤten ist / dz ich vil gebott hieuon fürschreibe.

689Zum dritten vnd letsten / so soͤllend die elteren auch jre kind vbergeben trewen vnd geschickten hantwercksmeisteren / die sie leerind eerliche hantwerck / mit denen sie jnen selbs vnd den jren hernach jr speyß vnnd narung gewinnen moͤgind. Vor allen dingen aber sol man inn dem stuck eigentlich acht haben / auff die art der kinden / zuͦ was hantwercken sie am geschicktisten seyend / vnd zuͦ welchem sie am aller groͤsten lust tragind / dann Inuita minerua wie man sagt / das ist so der lust vnd die neigung nit da ist / wirt man nicht vil außrichten vnd schaffen. Wo dann kind sind die zum studieren geschickt sind / so ists Goͤttlich vnnd recht gethon so du die zur schuͦlen haltist / vnnd zum dienst der kirchen widmist vnnd erziest. Die elteren sind aber hoͤchlich zuͦ schaͤlten / die jhre kind in faulkeit vnd muͤßiggang erziehend / dann heigind sie gleich groß hauffen zytlichs guͦts / die sie jnen gebind oder verlassind / so ist doch kein guͦt so groß / das nicht inn wenig stunden eim genommen vnnd entwent moͤg werden / war will dann ein soͤlcher schlufe vnd faulboum hin / der nichts hat gelernet? Was wil ein soͤlche vnnütze burdi anfangen? Die Maßilienser namend vor zyten keinen zuͦ einem burger an / er koͤnte dann ein hantwerck / dann was ist verderblichers in einer statt / dann ein verdorbner burger? Waͤr ist aber mee für ein verdorbnen burger zuͦ achten vnd zuͦ halten / dann der / der allein muͤßiggangs vnd alles wollusts gewonet hatt? Dann wenn der vmb das sein kumpt / es seye durch gaͤhe vnuersehne vnfaͤl / oder das er es selbs verschwennt / vnnd also zuͦ armuͦt kumpt / so trachtet er wie er kan vnnd mag / nach mittlen / wie vngerecht vnnd auffruͤrisch sie joch seyend / das er ander guͦt überkomme. Es ist auch bey den alten das sprüchwort gar gemein gewesen / das alle elteren fleißig behalten vnnd mercken soͤllend / das man spricht / Artem quaeuis alit terra, das ist / die kunst wirdt vonn allen landen erneert / damit sie außtrucktend vnd zuͦ verston geben woltend / das etwas koͤnnen die best zeerung oder narung wer / die einer haben moͤchte / dann das koͤnnend eim keine moͤrder nemen / keine dieb staͤlen / sonder wohin du auff ertrich jmmer kumpst / so hasts bey dir / vnnd ist darzuͦ keim kein burde zuͦ tragen. Gange es wie es woͤlle / wenn gleich deine kind durch vnfal vmb das jren kaͤmind / so habend sie doch wenn sie koͤnnend wercken damit sie sich erneeren moͤgend. Es begibt sich etwan das auch künig vonn jhrem guͦt vnnd von jhrer künigklichen wirde hinab gestürtzt werdend / vnd vmb alles kommend / vil mee mag soͤlichs denen begegnen die vil minder sind dann künig / das sie etwan vmb das jhr kommend vnd vertriben werdend.

688 Die elteren soͤllend die kind guͦtte sitten vnd geberden leeren.
689 Die elteren soͤllend auch die kind hantwerck leeren.
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[LXXII./0235] Predig. vnnd wenn ewere kinder werdend zuͦ euch sagen / was habend jhr da für ein dienst? soͤllend jr sagen / Es ist die schlachtung deß überschrytens deß Herren / der vor den kinderen Jsrael fürgieng in Egypten do er die Egypter schluͦg vnnd vnsere heüser errettet ꝛc. Das sind nun alles heitere zeügnußen / die keiner wyteren außlegung bedoͤrffend. So vil seye nun geredt von der vnderrichtung in der religion / die die elteren den kinderen schuldig sind. Nun woͤllend wir aber auch die anderen stuck besehen inn denen die elteren die kind vnderrichten soͤllend. 688Namlich in guͦten sitten vnd geberden. Dann wir habend gemeinlich vonn natur wuͤste vnd grobe sitten an vns / vnd sind fast alle kind vnpaͤrtigs dings. Welchs übel nach einist boͤser wirt / durch boͤse gewonheit vnnd vnpaͤrtige gesellschafft. Darumb sol ein jeder vatter bey zeyten sein kind guͦte sitten leeren / die es zierind / es seye daheim oder duß / vnnd sols leeren wie es sich zierlich vnd sittig halten soͤlle / im gang / in bewegnuß deß leybs / in sitten / in bekleidung vnd geberden / in der kirchen / auff der gassen / beim tisch / vnder den leüthen vnd allenthalben wo es ist. Vonn welchem stuck vil hüpscher buͤchlinen im truck sind außgangen / dz es deßhalb nit von noͤten ist / dz ich vil gebott hieuon fürschreibe. 689Zum dritten vnd letsten / so soͤllend die elteren auch jre kind vbergeben trewen vnd geschickten hantwercksmeisteren / die sie leerind eerliche hantwerck / mit denen sie jnen selbs vnd den jren hernach jr speyß vnnd narung gewinnen moͤgind. Vor allen dingen aber sol man inn dem stuck eigentlich acht haben / auff die art der kinden / zuͦ was hantwercken sie am geschicktisten seyend / vnd zuͦ welchem sie am aller groͤsten lust tragind / dann Inuita minerua wie man sagt / das ist so der lust vnd die neigung nit da ist / wirt man nicht vil außrichten vnd schaffen. Wo dann kind sind die zum studieren geschickt sind / so ists Goͤttlich vnnd recht gethon so du die zur schuͦlen haltist / vnnd zum dienst der kirchen widmist vnnd erziest. Die elteren sind aber hoͤchlich zuͦ schaͤlten / die jhre kind in faulkeit vnd muͤßiggang erziehend / dann heigind sie gleich groß hauffen zytlichs guͦts / die sie jnen gebind oder verlassind / so ist doch kein guͦt so groß / das nicht inn wenig stunden eim genommen vnnd entwent moͤg werden / war will dann ein soͤlcher schlufe vnd faulboum hin / der nichts hat gelernet? Was wil ein soͤlche vnnütze burdi anfangen? Die Maßilienser namend vor zyten keinen zuͦ einem burger an / er koͤnte dann ein hantwerck / dann was ist verderblichers in einer statt / dann ein verdorbner burger? Waͤr ist aber mee für ein verdorbnen burger zuͦ achten vnd zuͦ halten / dann der / der allein muͤßiggangs vnd alles wollusts gewonet hatt? Dann wenn der vmb das sein kumpt / es seye durch gaͤhe vnuersehne vnfaͤl / oder das er es selbs verschwennt / vnnd also zuͦ armuͦt kumpt / so trachtet er wie er kan vnnd mag / nach mittlen / wie vngerecht vnnd auffruͤrisch sie joch seyend / das er ander guͦt überkomme. Es ist auch bey den alten das sprüchwort gar gemein gewesen / das alle elteren fleißig behalten vnnd mercken soͤllend / das man spricht / Artem quaeuis alit terra, das ist / die kunst wirdt vonn allen landen erneert / damit sie außtrucktend vnd zuͦ verston geben woltend / das etwas koͤnnen die best zeerung oder narung wer / die einer haben moͤchte / dann das koͤnnend eim keine moͤrder nemen / keine dieb staͤlen / sonder wohin du auff ertrich jmmer kumpst / so hasts bey dir / vnnd ist darzuͦ keim kein burde zuͦ tragen. Gange es wie es woͤlle / wenn gleich deine kind durch vnfal vmb das jren kaͤmind / so habend sie doch wenn sie koͤnnend wercken damit sie sich erneeren moͤgend. Es begibt sich etwan das auch künig vonn jhrem guͦt vnnd von jhrer künigklichen wirde hinab gestürtzt werdend / vnd vmb alles kommend / vil mee mag soͤlichs denen begegnen die vil minder sind dann künig / das sie etwan vmb das jhr kommend vnd vertriben werdend. 688 Die elteren soͤllend die kind guͦtte sitten vnd geberden leeren. 689 Die elteren soͤllend auch die kind hantwerck leeren.

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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2014-03-16T11:00:00Z)
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. LXXII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/235>, abgerufen am 26.11.2024.