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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
jnen selb nicht wider ein anderen sind / ob wol im Exodo deß nechsten hauß / Jm Deuteronomio aber deß nechsten weyb zum ersten gesetzt wirt. Vnd dienet aber sölichs wider die / die diß letst gebott in zwey theilend / so es doch nun eins ist / vnd nit sol theilt werden / welches man etlicher maß auß dem sicht das die ordnung der worten an denen beden orten also veränderet ist.

Es wirt aber in disem gebott vor allen dingen verbotten die begird / ja die böß begird. Dann das wörtli begären ist ein mittelwort vnd mag auff das guot vnd das böß gezogen werden. Dann Dauid zeüget / das er ein begird habe zuo Gott vnd seinem gesatzt. Jch hab ein begird spricht er an deinem heil / vnd dein gsatzt ist mein erlustigung Psal. cxix. Darumb muoß man wol vnderscheiden zwüschend der begird vnd anfächtung die guot vnd wol von Gott erschaffen / vnd zwüschend deren die vns anerboren / welche ein wurtzel ist alles übels / an vns gewachsen von vnseren ersten elteren. Jn Adamen was auch vor dem fal begird mit wollust / aber dieselb was nit böß. Jn hungert nicht mit schmertzen / (welchs ein straff der sünden ist /) sonder er aß mit begirlichem wollust. So belustiget jhn auch die schöne deß Paradyses. Er hatt auch liebe vnnd begird gegen dem weyb / das jhm Gott zuogefürt hatt / doch heilige begird / vnnd dise on sündliche begird kam auch von Gott dem schöpfer här. Also sind auch noch auff den heütigen tag inn den menschen natürliche anfächtungen vnnd begirden / als zuo ässen / zuo trincken / zuo schlaffen / vnnd andere dergleichen / die zuo erhaltung vnnd fürderung deß menschens dienend / welche für sich selb vnder die sünden nicht zellt werdend / anders dann / so verr sie durch die anerboren erbsucht verböseret / inn jhren ordenlichen zilen nicht bleibend. So vil aber disen gegenwertigen handel belanget / so wirdt hie die begird genommen / für die böß / oder böser dingen begird. Dise ist auß Adamen inn vns alle gegossen / vnnd ist ein frucht vnser verderbten natur / vnnd ein geburt der erbsünd. Die hatt jhren sitz in dem hertzen deß menschen / vnd ist ein brunn vnd vrsprung aller üblen vnd lasteren / die im menschen sind vnnd entspringend. Dann der Herr sagt heiter im Euangelio / Matth. xv. Was zum mund yngat / das gat in den bauch / vnd wirt durch den natürlichen gang außgeworffen / was aber zum mund heruß gat / das kumpt vß dem hertzen / vnd das vnreiniget den menschen / dann vß dem hertzen kömmend böse gedancken / mord / Ehbruch / huory / diebery / falsche zeügnuß / lesterung. Das sind die stuck die den menschen verunreinigend. Deßgleichen spricht auch der Apostel Jacobus nit minders heiter1225 / Niemands sage wenn er versuocht wirt / das er von Gott versuocht werde / dann ein jeglicher wirdt versuocht / wenn er vonn seinem eignen lust abgezogen vnnd verleckeret wirt / darnach wenn der lust empfangen hatt / gebirt er die sünd / die sünd aber / wenn sie vollendet ist / gebirt sie den tod. Darumb so ist begird ein bewegnuß vnd anfechtung deß gemüts / die inn vns auß angeborner verböserung erbrünnt wider Gott vnnd sein Gesatzt / vnnd vns reitzt zum bösen / ob schon gleich die verwilligung deß gemüts / vnnd das werck selb nicht volget vnnd darzuo kumpt. Dann wenn dasselb zuo der begird kumpt / so wirdt die sünd nach jhren graden vnnd jhrem zuonemmen dest grösser. Dann in der sünd müssend wir zum ersten bedencken / wie die bildtnuß vnnd art Gottes inn vns verblichen vnnd verderpt / vnnd wie vns der prästen anerboren / vnd die sucht oder böß anfechtung in vnseren glideren verborgen ligt. Demnach müssend wir auch bedencken / wie die begird zuo nemmen an dem so wir ein wollust vnd wolgefallen dran habend. Auß welchem denn auch volget das bewilligen darin / vnnd das berathschlagen wie wir die sünd begon wöllind / welches rathschlagen auch offt ins werck vnd in die that außbricht / vnnd wirt die that auch grösser vnnd böser / je nach dem die vmbstend sind die darzuo kömmend.

1225 Jac.1.

Predig.
jnen selb nicht wider ein anderen sind / ob wol im Exodo deß nechsten hauß / Jm Deuteronomio aber deß nechsten weyb zum ersten gesetzt wirt. Vnd dienet aber soͤlichs wider die / die diß letst gebott in zwey theilend / so es doch nun eins ist / vnd nit sol theilt werden / welches man etlicher maß auß dem sicht das die ordnung der worten an denen beden orten also veraͤnderet ist.

Es wirt aber in disem gebott vor allen dingen verbotten die begird / ja die boͤß begird. Dann das woͤrtli begaͤren ist ein mittelwort vnd mag auff das guͦt vnd das boͤß gezogen werden. Dann Dauid zeüget / das er ein begird habe zuͦ Gott vnd seinem gesatzt. Jch hab ein begird spricht er an deinem heil / vnd dein gsatzt ist mein erlustigung Psal. cxix. Darumb muͦß man wol vnderscheiden zwüschend der begird vnd anfaͤchtung die guͦt vnd wol von Gott erschaffen / vnd zwüschend deren die vns anerboren / welche ein wurtzel ist alles übels / an vns gewachsen von vnseren ersten elteren. Jn Adamen was auch vor dem fal begird mit wollust / aber dieselb was nit boͤß. Jn hungert nicht mit schmertzen / (welchs ein straff der sünden ist /) sonder er aß mit begirlichem wollust. So belustiget jhn auch die schoͤne deß Paradyses. Er hatt auch liebe vnnd begird gegen dem weyb / das jhm Gott zuͦgefuͤrt hatt / doch heilige begird / vnnd dise on sündliche begird kam auch von Gott dem schoͤpfer haͤr. Also sind auch noch auff den heütigen tag inn den menschen natürliche anfaͤchtungen vnnd begirden / als zuͦ aͤssen / zuͦ trincken / zuͦ schlaffen / vnnd andere dergleichen / die zuͦ erhaltung vnnd fürderung deß menschens dienend / welche für sich selb vnder die sünden nicht zellt werdend / anders dann / so verr sie durch die anerboren erbsucht verboͤseret / inn jhren ordenlichen zilen nicht bleibend. So vil aber disen gegenwertigen handel belanget / so wirdt hie die begird genommen / für die boͤß / oder boͤser dingen begird. Dise ist auß Adamen inn vns alle gegossen / vnnd ist ein frucht vnser verderbten natur / vnnd ein geburt der erbsünd. Die hatt jhren sitz in dem hertzen deß menschen / vnd ist ein brunn vnd vrsprung aller üblen vnd lasteren / die im menschen sind vnnd entspringend. Dann der Herr sagt heiter im Euangelio / Matth. xv. Was zum mund yngat / das gat in den bauch / vnd wirt durch den natürlichen gang außgeworffen / was aber zum mund heruß gat / das kumpt vß dem hertzen / vnd das vnreiniget den menschen / dann vß dem hertzen koͤmmend boͤse gedancken / mord / Ehbruch / huͦry / diebery / falsche zeügnuß / lesterung. Das sind die stuck die den menschen verunreinigend. Deßgleichen spricht auch der Apostel Jacobus nit minders heiter1225 / Niemands sage wenn er versuͦcht wirt / das er von Gott versuͦcht werde / dann ein jeglicher wirdt versuͦcht / wenn er vonn seinem eignen lust abgezogen vnnd verleckeret wirt / darnach wenn der lust empfangen hatt / gebirt er die sünd / die sünd aber / wenn sie vollendet ist / gebirt sie den tod. Darumb so ist begird ein bewegnuß vnd anfechtung deß gemuͤts / die inn vns auß angeborner verboͤserung erbrünnt wider Gott vnnd sein Gesatzt / vnnd vns reitzt zum boͤsen / ob schon gleich die verwilligung deß gemuͤts / vnnd das werck selb nicht volget vnnd darzuͦ kumpt. Dann wenn dasselb zuͦ der begird kumpt / so wirdt die sünd nach jhren graden vnnd jhrem zuͦnemmen dest groͤsser. Dann in der sünd muͤssend wir zum ersten bedencken / wie die bildtnuß vnnd art Gottes inn vns verblichen vnnd verderpt / vnnd wie vns der praͤsten anerboren / vnd die sucht oder boͤß anfechtung in vnseren glideren verborgen ligt. Demnach muͤssend wir auch bedencken / wie die begird zuͦ nemmen an dem so wir ein wollust vnd wolgefallen dran habend. Auß welchem denn auch volget das bewilligen darin / vnnd das berathschlagen wie wir die sünd begon woͤllind / welches rathschlagen auch offt ins werck vnd in die that außbricht / vnnd wirt die that auch groͤsser vnnd boͤser / je nach dem die vmbstend sind die darzuͦ koͤmmend.

1225 Jac.1.
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[CXXXVII./0365] Predig. jnen selb nicht wider ein anderen sind / ob wol im Exodo deß nechsten hauß / Jm Deuteronomio aber deß nechsten weyb zum ersten gesetzt wirt. Vnd dienet aber soͤlichs wider die / die diß letst gebott in zwey theilend / so es doch nun eins ist / vnd nit sol theilt werden / welches man etlicher maß auß dem sicht das die ordnung der worten an denen beden orten also veraͤnderet ist. Es wirt aber in disem gebott vor allen dingen verbotten die begird / ja die boͤß begird. Dann das woͤrtli begaͤren ist ein mittelwort vnd mag auff das guͦt vnd das boͤß gezogen werden. Dann Dauid zeüget / das er ein begird habe zuͦ Gott vnd seinem gesatzt. Jch hab ein begird spricht er an deinem heil / vnd dein gsatzt ist mein erlustigung Psal. cxix. Darumb muͦß man wol vnderscheiden zwüschend der begird vnd anfaͤchtung die guͦt vnd wol von Gott erschaffen / vnd zwüschend deren die vns anerboren / welche ein wurtzel ist alles übels / an vns gewachsen von vnseren ersten elteren. Jn Adamen was auch vor dem fal begird mit wollust / aber dieselb was nit boͤß. Jn hungert nicht mit schmertzen / (welchs ein straff der sünden ist /) sonder er aß mit begirlichem wollust. So belustiget jhn auch die schoͤne deß Paradyses. Er hatt auch liebe vnnd begird gegen dem weyb / das jhm Gott zuͦgefuͤrt hatt / doch heilige begird / vnnd dise on sündliche begird kam auch von Gott dem schoͤpfer haͤr. Also sind auch noch auff den heütigen tag inn den menschen natürliche anfaͤchtungen vnnd begirden / als zuͦ aͤssen / zuͦ trincken / zuͦ schlaffen / vnnd andere dergleichen / die zuͦ erhaltung vnnd fürderung deß menschens dienend / welche für sich selb vnder die sünden nicht zellt werdend / anders dann / so verr sie durch die anerboren erbsucht verboͤseret / inn jhren ordenlichen zilen nicht bleibend. So vil aber disen gegenwertigen handel belanget / so wirdt hie die begird genommen / für die boͤß / oder boͤser dingen begird. Dise ist auß Adamen inn vns alle gegossen / vnnd ist ein frucht vnser verderbten natur / vnnd ein geburt der erbsünd. Die hatt jhren sitz in dem hertzen deß menschen / vnd ist ein brunn vnd vrsprung aller üblen vnd lasteren / die im menschen sind vnnd entspringend. Dann der Herr sagt heiter im Euangelio / Matth. xv. Was zum mund yngat / das gat in den bauch / vnd wirt durch den natürlichen gang außgeworffen / was aber zum mund heruß gat / das kumpt vß dem hertzen / vnd das vnreiniget den menschen / dann vß dem hertzen koͤmmend boͤse gedancken / mord / Ehbruch / huͦry / diebery / falsche zeügnuß / lesterung. Das sind die stuck die den menschen verunreinigend. Deßgleichen spricht auch der Apostel Jacobus nit minders heiter 1225 / Niemands sage wenn er versuͦcht wirt / das er von Gott versuͦcht werde / dann ein jeglicher wirdt versuͦcht / wenn er vonn seinem eignen lust abgezogen vnnd verleckeret wirt / darnach wenn der lust empfangen hatt / gebirt er die sünd / die sünd aber / wenn sie vollendet ist / gebirt sie den tod. Darumb so ist begird ein bewegnuß vnd anfechtung deß gemuͤts / die inn vns auß angeborner verboͤserung erbrünnt wider Gott vnnd sein Gesatzt / vnnd vns reitzt zum boͤsen / ob schon gleich die verwilligung deß gemuͤts / vnnd das werck selb nicht volget vnnd darzuͦ kumpt. Dann wenn dasselb zuͦ der begird kumpt / so wirdt die sünd nach jhren graden vnnd jhrem zuͦnemmen dest groͤsser. Dann in der sünd muͤssend wir zum ersten bedencken / wie die bildtnuß vnnd art Gottes inn vns verblichen vnnd verderpt / vnnd wie vns der praͤsten anerboren / vnd die sucht oder boͤß anfechtung in vnseren glideren verborgen ligt. Demnach muͤssend wir auch bedencken / wie die begird zuͦ nemmen an dem so wir ein wollust vnd wolgefallen dran habend. Auß welchem denn auch volget das bewilligen darin / vnnd das berathschlagen wie wir die sünd begon woͤllind / welches rathschlagen auch offt ins werck vnd in die that außbricht / vnnd wirt die that auch groͤsser vnnd boͤser / je nach dem die vmbstend sind die darzuͦ koͤmmend. 1225 Jac.1.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CXXXVII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/365>, abgerufen am 22.11.2024.