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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Dreissigste
Göttlich fürsehung / die alle ding regiert vnd verwaltet / thuot der mensch das böß das er wil / also das er leiden muoß das böß das er nicht wil. Also thuot Gott das böß / das jm nit böß ist / sonder denen / die er hiemit straafft / Darumb so vil jhn belanget / thuot er das / das guot ist / dann alles das gerecht ist / das ist auch guot / gerecht aber ist dise straff. Nichts anders söllend wir auch durch dz wörtli übel verston in disen worten bey dem Propheten Esaia / da also stat / Jch bin der Herr / sonst niemands / Jch schöpff das liecht vnnd die finsternuß / ich mach friden vnd das übel / ja ich der Herr thuon das alles. Dann da setzt er das wörtli übel / das ist den krieg / dem friden entgegen.

1727 Widerumb spricht S. Augustin De natura boni contra Manichaeos cap. 28 / So wir hörend das alles auß jm vnd durch jnn vnd in jm sey / so söllend wir alle naturen verston / die natürlich sind. Dann die sünden sind nicht auß jm / welche die natur nit behaltend / sonder verböserend. Welche sünden die heilig gschrifft auß dem willen der sündenden sein / in vil wäg bezeüget. So ist auch nit schwär zuo antworten auff den spruch Salomons Pro xvj. Der Herr hatt alle ding von sein selbs wegen erschaffen / auch den gottlosen zum tag deß übels. Dann wir glaubend das der gerecht Gott / den gottlosen ein gewüssen tag der trübsal deß gerichts vnd der straff verordnet habe / an dem sie sich zuo seiner zeit stossen werdend. Das aber der Apostel spricht / Weß er wil / erbarmet er sich / vnd wen er wil / verhertet er / Das söllend wir nit dahin biegen / dz Gott yemand vß notwendikeyt zwinge zuo sünden / vnd er also ein vrsach der sünd werde. Dann der will Gottes ist guot vnd gerecht / vnd wil anders nichts / dann das guot / vnd das der natur vnnd dem wort Gottes nicht zuo wider ist. Dann darumb spricht der Prophet / Der Herr ist gerecht in allen seinen wägen / vnnd heilig oder steiff in allen seinen wercken / Psalm. cxlv. dauon möchte nun noch vil geredt werden / aber ich hab diß wenig euwer lieb also von der vrsach der sünd zuo erwägen wöllen fürhalten.

Nun wöllend wir auch erleüteren die ersten vnd fürnempsten stuck der beschreibung der sünd / die ich doben gleich von anfang diser Predig gesetzt hab. Deren sind zwey / Eins / das die sünd ein anerborne verböserung deß menschen sey. Das ander / vnd ein that die auß der selben entspringe / vnd dem gsatzt Gottes widerstreite1728 Darumb setzend andere nit vnuerständige leüt zwey gschlechter / zwo gestalten vnd zwen vnderscheid der sünden vnd sprächend / Es ist ein peccatum Originale, das ist ein vrsprüngliche oder Erbsünd / vnd ein Actuale, das ist thätliche sünd. Von disen beyden wil ich nun ein ander nach reden / so vil der Herr geben wirt / vnd zum ersten von der anerbornen verböserung deß menschen / das ist von der Erbsünd. 1729Die wirt aber darumb die vrsprünglich sünd oder Erbsünd genennt / das sie von dem ersten vrsprung har kumpt / das ist von dem ersten vatter in vnns alle geflossen gepflantzet vnnd yngefürt ist. Dann dise bringend wir auß muoter leib in vnserer natur mit vns in diß läben.

1730 Diser sünd werdend mengerley beschreibungen gesetzt / vnder welchen / ob sie gleich nit wider ein anderen / doch eine heiterer ist dann die ander. Etliche sprächend / Die Erbsünd ist ein verböserung der natur vonn der ersten volkommenheit. Ettliche / Sie ist ein verböserung der natur deß menschens / die da machet / das wir dem gsatzt Gottes nitt waarhafftiklich gehorsammend / vnd nit on sünd sind. Etliche nennends ein mangel / Ettliche ein begird (welche doch baß ein frucht der Erbsünd / das ist vnserer verderbung vnnd verböserung / mag gehalten werden). Ettliche nennend es ein vnordnung der begirden / so in der natur noch überig syge. Anßhelmus ein neüwer Scribent noch / spricht / Die Erbsünd / ist ein mangel der anfäncklichen gerächtigkeyt. Dises wirt

1727 Von dem / dz alle ding auß jhm / durch jhn / vnd in jhm sind.
1728 Vom vnderscheid der sünd.
1729 Vonn der Erbsünd.
1730 Wz die erbsünd sey.

Die Dreissigste
Goͤttlich fürsehung / die alle ding regiert vnd verwaltet / thuͦt der mensch das boͤß das er wil / also das er leiden muͦß das boͤß das er nicht wil. Also thuͦt Gott das boͤß / das jm nit boͤß ist / sonder denen / die er hiemit straafft / Darumb so vil jhn belanget / thuͦt er das / das guͦt ist / dann alles das gerecht ist / das ist auch guͦt / gerecht aber ist dise straff. Nichts anders soͤllend wir auch durch dz woͤrtli übel verston in disen worten bey dem Propheten Esaia / da also stat / Jch bin der Herr / sonst niemands / Jch schoͤpff das liecht vnnd die finsternuß / ich mach friden vnd das übel / ja ich der Herr thuͦn das alles. Dann da setzt er das woͤrtli übel / das ist den krieg / dem friden entgegen.

1727 Widerumb spricht S. Augustin De natura boni contra Manichaeos cap. 28 / So wir hoͤrend das alles auß jm vnd durch jnn vnd in jm sey / so soͤllend wir alle naturen verston / die natürlich sind. Dann die sünden sind nicht auß jm / welche die natur nit behaltend / sonder verboͤserend. Welche sünden die heilig gschrifft auß dem willen der sündenden sein / in vil waͤg bezeüget. So ist auch nit schwaͤr zuͦ antworten auff den spruch Salomons Pro xvj. Der Herr hatt alle ding von sein selbs wegen erschaffen / auch den gottlosen zum tag deß übels. Dann wir glaubend das der gerecht Gott / den gottlosen ein gewüssen tag der truͤbsal deß gerichts vnd der straff verordnet habe / an dem sie sich zuͦ seiner zeit stossen werdend. Das aber der Apostel spricht / Weß er wil / erbarmet er sich / vnd wen er wil / verhertet er / Das soͤllend wir nit dahin biegen / dz Gott yemand vß notwendikeyt zwinge zuͦ sünden / vnd er also ein vrsach der sünd werde. Dann der will Gottes ist guͦt vnd gerecht / vnd wil anders nichts / dann das guͦt / vnd das der natur vnnd dem wort Gottes nicht zuͦ wider ist. Dann darumb spricht der Prophet / Der Herr ist gerecht in allen seinen waͤgen / vnnd heilig oder steiff in allen seinen wercken / Psalm. cxlv. dauon moͤchte nun noch vil geredt werden / aber ich hab diß wenig euwer lieb also von der vrsach der sünd zuͦ erwaͤgen woͤllen fürhalten.

Nun woͤllend wir auch erleüteren die ersten vnd fürnempsten stuck der beschreibung der sünd / die ich doben gleich von anfang diser Predig gesetzt hab. Deren sind zwey / Eins / das die sünd ein anerborne verboͤserung deß menschen sey. Das ander / vnd ein that die auß der selben entspringe / vnd dem gsatzt Gottes widerstreite1728 Darumb setzend andere nit vnuerstaͤndige leüt zwey gschlechter / zwo gestalten vnd zwen vnderscheid der sünden vnd spraͤchend / Es ist ein peccatum Originale, das ist ein vrsprüngliche oder Erbsünd / vnd ein Actuale, das ist thaͤtliche sünd. Von disen beyden wil ich nun ein ander nach reden / so vil der Herr geben wirt / vnd zum ersten von der anerbornen verboͤserung deß menschen / das ist von der Erbsünd. 1729Die wirt aber darumb die vrsprünglich sünd oder Erbsünd genennt / das sie von dem ersten vrsprung har kumpt / das ist von dem ersten vatter in vnns alle geflossen gepflantzet vnnd yngefuͤrt ist. Dann dise bringend wir auß muͦter leib in vnserer natur mit vns in diß laͤben.

1730 Diser sünd werdend mengerley beschreibungen gesetzt / vnder welchen / ob sie gleich nit wider ein anderen / doch eine heiterer ist dann die ander. Etliche spraͤchend / Die Erbsünd ist ein verboͤserung der natur vonn der ersten volkommenheit. Ettliche / Sie ist ein verboͤserung der natur deß menschens / die da machet / das wir dem gsatzt Gottes nitt waarhafftiklich gehorsammend / vnd nit on sünd sind. Etliche nennends ein mangel / Ettliche ein begird (welche doch baß ein frucht der Erbsünd / das ist vnserer verderbung vnnd verboͤserung / mag gehalten werden). Ettliche nennend es ein vnordnung der begirden / so in der natur noch überig syge. Anßhelmus ein neüwer Scribent noch / spricht / Die Erbsünd / ist ein mangel der anfaͤncklichen geraͤchtigkeyt. Dises wirt

1727 Von dem / dz alle ding auß jhm / durch jhn / vnd in jhm sind.
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [205]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/502>, abgerufen am 22.11.2024.