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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Dreissigste
anderen Keiseren die aller gröst macht verlihen hab / damitt es dardurch die vnüberwindtlich boßheit deß Jüdischen volcks tampte / vnnd durch sie die Römer / das bluot seines suns vnnd aller heiligen Propheten vnnd Apostlen / das von denen wütenden vnnd gottslesterischen bestien vergossen was / an jnen räche. Nach der zerstörung der statt Jerusalem fieng ye das Römisch Reich an hincken .

1778 Zum letsten fraget man auch / Ob die guoten werck der heiligen vnd glöubigen sünd sygind? Zwar so du vnsere verböserungen vnd schwachheit ansichst / so sind all vnsere werck sünd / dieweil sie von vnns geschehend / die wir nit on befleckung sind / Darumb sind auch die werck so von vns geschehend so volkommen nicht / wie sie aber vor dem angesicht Gottes sein soltend. Doch so sind sie auch guot / von wegen deß glaubens in vns / vnd das wir in die gnad Gottes auffgenommen sind / vnnd deßhalb von vnns geschehend / die wir yetz kinder Gottes sind. Dann dahar gehört das der Apostel spricht1779 / Jch dienen mit dem gemüt dem gesatzt Gottes / aber mit dem fleisch dem gsatzt der sünd. Da sich / das der Apostel auch nach der widergeburt zweyerley art behaltet / das in dem vnd er guote werck thuot / sein werck / nach zweyerley widerwertiger anschouwung vnd achtung / ein sünd vnd auch ein guot werck ist. Dann so veer er mit dem gemüt dem gesatzt Gottes dienet / thuot er ein guot werck. So veer er aber mitt dem fleisch dem gesatzt der sünd dienet / so veer kan sein werck on befleckung nit sein. Dann gleich daruor am selben ort zun Röm. am vij. Capit. spricht er auch / So ich das guot thuon wil / so finden ich / das mir das böß [fremdsprachliches Material], das ist anhanget / ankläpt / in mir ligt / vnd mir ynpflantzet ist. Welches böß sich on zweyffel allweg in allen vnseren gedancken worten vnd wercken herfür thuot / vnd machet / das daß werck / das von vnns geschicht die wir widergeboren / nimmer so rein ist / als es die göttlich gerächtikeyt erforderet. Darumb wirt es auß gnad vnd barmhertzikeyt Gottes für rein gerechnet vnd geachtet. Dahar dienet auch der spruch deß Herren auß dem heiligen Euangelio Joannis / da er spricht1780 / Wär gewäschen ist / der darff nit / dann das er die füß wäsche / sonder er ist gar rein. Jst er gar rein / was darff er dann die füß zewäschen? Sol er dann die füß wäschen / wie ist er denn gar rein? Noch ist dises nit wider einander / gleich wie auch das nicht / so wir sagend / die werck der glöubigen sygind sünd. Dann nach dem überfluß vnnd nach dem zuorechnen der gnad vnnd barmhertzigkeyt Gottes sind wir gar rein / vnd gereiniget von allen sünden / das vns die selbigen nit verdammend. Dieweil vns aber das gesatzt der sünden allweg anhanget / vnd sich in vnseren glideren herfür thuot dieweil wir läbend / so müssend wir die füß / das ist die bösen anfächtungen vnd begirden temmen vnnd vndertrucken / vnnd müssend erkennen / das wir vnnd vnsere werck / nimmer volkommen sygind / vnd das deßhalb wir mit allem dem das in vns ist allweg der gnad Gottes bedörffend. Nach dem wir nun dises also erleüteret / so wöllend wir nun auch fürschreyten / zuo erleüteren die sünd in den heiligen geist.

1781 Die sünd in heiligen geist in ein vnauffhörliche lesterung der eroffneten vnnd erkannten waarheyt / so wir namlich wider vnsere gewüßne treüwloßlich abfallend von der erkanten waarheit / vnd der selbigen vnauffhörlich widersprächend vnd übelredend. Dann das wörtli / lesteren / heißt ein fluoch oder schältwort / mit dem wir etwar verletzend / vnd schantlich vnerbar sachen auff einen redend / dadurch sein ehr verletzt oder durchtilcket wirt. Darumb lesterend wir die Oberkeyt / die elteren / vnd biderb leüt / wenn wir jnen nit nun nit gehorsammend vnd kein gebürliche ehr entbietend / sonder so wir sie auch mit schmächworten verletzend / tyrannen / bluothünd / schelmen vnd buoben nennend. Jnsonders aber lesterend wir Gott / so wir sein ehr schmähend / seiner gnad vnd waarheyt die er

1778 Ob die werck der glöubigen sünd seygind.
1779 Rom.7.
1780 Joan.13.
1781 Von der sünd in den heiligen geist.

Die Dreissigste
anderen Keiseren die aller groͤst macht verlihen hab / damitt es dardurch die vnüberwindtlich boßheit deß Jüdischen volcks tampte / vnnd durch sie die Roͤmer / das bluͦt seines suns vnnd aller heiligen Propheten vnnd Apostlen / das von denen wuͤtenden vnnd gottslesterischen bestien vergossen was / an jnen raͤche. Nach der zerstoͤrung der statt Jerusalem fieng ye das Roͤmisch Reich an hincken .

1778 Zum letsten fraget man auch / Ob die guͦten werck der heiligen vnd gloͤubigen sünd sygind? Zwar so du vnsere verboͤserungen vnd schwachheit ansichst / so sind all vnsere werck sünd / dieweil sie von vnns geschehend / die wir nit on befleckung sind / Darumb sind auch die werck so von vns geschehend so volkommen nicht / wie sie aber vor dem angesicht Gottes sein soltend. Doch so sind sie auch guͦt / von wegen deß glaubens in vns / vnd das wir in die gnad Gottes auffgenommen sind / vnnd deßhalb von vnns geschehend / die wir yetz kinder Gottes sind. Dann dahar gehoͤrt das der Apostel spricht1779 / Jch dienen mit dem gemuͤt dem gesatzt Gottes / aber mit dem fleisch dem gsatzt der sünd. Da sich / das der Apostel auch nach der widergeburt zweyerley art behaltet / das in dem vnd er guͦte werck thuͦt / sein werck / nach zweyerley widerwertiger anschouwung vnd achtung / ein sünd vnd auch ein guͦt werck ist. Dann so veer er mit dem gemuͤt dem gesatzt Gottes dienet / thuͦt er ein guͦt werck. So veer er aber mitt dem fleisch dem gesatzt der sünd dienet / so veer kan sein werck on befleckung nit sein. Dann gleich daruͦr am selben ort zun Roͤm. am vij. Capit. spricht er auch / So ich das guͦt thuͦn wil / so finden ich / das mir das boͤß [fremdsprachliches Material], das ist anhanget / anklaͤpt / in mir ligt / vnd mir ynpflantzet ist. Welches boͤß sich on zweyffel allweg in allen vnseren gedancken worten vnd wercken herfür thuͦt / vnd machet / das daß werck / das von vnns geschicht die wir widergeboren / nimmer so rein ist / als es die goͤttlich geraͤchtikeyt erforderet. Darumb wirt es auß gnad vnd barmhertzikeyt Gottes für rein gerechnet vnd geachtet. Dahar dienet auch der spruch deß Herren auß dem heiligen Euangelio Joannis / da er spricht1780 / Waͤr gewaͤschen ist / der darff nit / dann das er die fuͤß waͤsche / sonder er ist gar rein. Jst er gar rein / was darff er dann die fuͤß zewaͤschen? Sol er dann die fuͤß waͤschen / wie ist er denn gar rein? Noch ist dises nit wider einander / gleich wie auch das nicht / so wir sagend / die werck der gloͤubigen sygind sünd. Dann nach dem überfluß vnnd nach dem zuͦrechnen der gnad vnnd barmhertzigkeyt Gottes sind wir gar rein / vnd gereiniget von allen sünden / das vns die selbigen nit verdammend. Dieweil vns aber das gesatzt der sünden allweg anhanget / vnd sich in vnseren glideren herfür thuͦt dieweil wir laͤbend / so muͤssend wir die fuͤß / das ist die boͤsen anfaͤchtungen vnd begirden temmen vnnd vndertrucken / vnnd muͤssend erkennen / das wir vnnd vnsere werck / nimmer volkommen sygind / vnd das deßhalb wir mit allem dem das in vns ist allweg der gnad Gottes bedoͤrffend. Nach dem wir nun dises also erleüteret / so woͤllend wir nun auch fürschreyten / zuͦ erleüteren die sünd in den heiligen geist.

1781 Die sünd in heiligen geist in ein vnauffhoͤrliche lesterung der eroffneten vnnd erkannten waarheyt / so wir namlich wider vnsere gewüßne treüwloßlich abfallend von der erkanten waarheit / vnd der selbigen vnauffhoͤrlich widerspraͤchend vnd übelredend. Dann das woͤrtli / lesteren / heißt ein fluͦch oder schaͤltwort / mit dem wir etwar verletzend / vnd schantlich vnerbar sachen auff einen redend / dadurch sein ehr verletzt oder durchtilcket wirt. Darumb lesterend wir die Oberkeyt / die elteren / vnd biderb leüt / wenn wir jnen nit nun nit gehorsammend vnd kein gebürliche ehr entbietend / sonder so wir sie auch mit schmaͤchworten verletzend / tyrannen / bluͦthünd / schelmen vnd buͦben nennend. Jnsonders aber lesterend wir Gott / so wir sein ehr schmaͤhend / seiner gnad vnd waarheyt die er

1778 Ob die werck der gloͤubigen sünd seygind.
1779 Rom.7.
1780 Joan.13.
1781 Von der sünd in den heiligen geist.
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[[214]/0520] Die Dreissigste anderen Keiseren die aller groͤst macht verlihen hab / damitt es dardurch die vnüberwindtlich boßheit deß Jüdischen volcks tampte / vnnd durch sie die Roͤmer / das bluͦt seines suns vnnd aller heiligen Propheten vnnd Apostlen / das von denen wuͤtenden vnnd gottslesterischen bestien vergossen was / an jnen raͤche. Nach der zerstoͤrung der statt Jerusalem fieng ye das Roͤmisch Reich an hincken . 1778 Zum letsten fraget man auch / Ob die guͦten werck der heiligen vnd gloͤubigen sünd sygind? Zwar so du vnsere verboͤserungen vnd schwachheit ansichst / so sind all vnsere werck sünd / dieweil sie von vnns geschehend / die wir nit on befleckung sind / Darumb sind auch die werck so von vns geschehend so volkommen nicht / wie sie aber vor dem angesicht Gottes sein soltend. Doch so sind sie auch guͦt / von wegen deß glaubens in vns / vnd das wir in die gnad Gottes auffgenommen sind / vnnd deßhalb von vnns geschehend / die wir yetz kinder Gottes sind. Dann dahar gehoͤrt das der Apostel spricht 1779 / Jch dienen mit dem gemuͤt dem gesatzt Gottes / aber mit dem fleisch dem gsatzt der sünd. Da sich / das der Apostel auch nach der widergeburt zweyerley art behaltet / das in dem vnd er guͦte werck thuͦt / sein werck / nach zweyerley widerwertiger anschouwung vnd achtung / ein sünd vnd auch ein guͦt werck ist. Dann so veer er mit dem gemuͤt dem gesatzt Gottes dienet / thuͦt er ein guͦt werck. So veer er aber mitt dem fleisch dem gesatzt der sünd dienet / so veer kan sein werck on befleckung nit sein. Dann gleich daruͦr am selben ort zun Roͤm. am vij. Capit. spricht er auch / So ich das guͦt thuͦn wil / so finden ich / das mir das boͤß _ , das ist anhanget / anklaͤpt / in mir ligt / vnd mir ynpflantzet ist. Welches boͤß sich on zweyffel allweg in allen vnseren gedancken worten vnd wercken herfür thuͦt / vnd machet / das daß werck / das von vnns geschicht die wir widergeboren / nimmer so rein ist / als es die goͤttlich geraͤchtikeyt erforderet. Darumb wirt es auß gnad vnd barmhertzikeyt Gottes für rein gerechnet vnd geachtet. Dahar dienet auch der spruch deß Herren auß dem heiligen Euangelio Joannis / da er spricht 1780 / Waͤr gewaͤschen ist / der darff nit / dann das er die fuͤß waͤsche / sonder er ist gar rein. Jst er gar rein / was darff er dann die fuͤß zewaͤschen? Sol er dann die fuͤß waͤschen / wie ist er denn gar rein? Noch ist dises nit wider einander / gleich wie auch das nicht / so wir sagend / die werck der gloͤubigen sygind sünd. Dann nach dem überfluß vnnd nach dem zuͦrechnen der gnad vnnd barmhertzigkeyt Gottes sind wir gar rein / vnd gereiniget von allen sünden / das vns die selbigen nit verdammend. Dieweil vns aber das gesatzt der sünden allweg anhanget / vnd sich in vnseren glideren herfür thuͦt dieweil wir laͤbend / so muͤssend wir die fuͤß / das ist die boͤsen anfaͤchtungen vnd begirden temmen vnnd vndertrucken / vnnd muͤssend erkennen / das wir vnnd vnsere werck / nimmer volkommen sygind / vnd das deßhalb wir mit allem dem das in vns ist allweg der gnad Gottes bedoͤrffend. Nach dem wir nun dises also erleüteret / so woͤllend wir nun auch fürschreyten / zuͦ erleüteren die sünd in den heiligen geist. 1781 Die sünd in heiligen geist in ein vnauffhoͤrliche lesterung der eroffneten vnnd erkannten waarheyt / so wir namlich wider vnsere gewüßne treüwloßlich abfallend von der erkanten waarheit / vnd der selbigen vnauffhoͤrlich widerspraͤchend vnd übelredend. Dann das woͤrtli / lesteren / heißt ein fluͦch oder schaͤltwort / mit dem wir etwar verletzend / vnd schantlich vnerbar sachen auff einen redend / dadurch sein ehr verletzt oder durchtilcket wirt. Darumb lesterend wir die Oberkeyt / die elteren / vnd biderb leüt / wenn wir jnen nit nun nit gehorsammend vnd kein gebürliche ehr entbietend / sonder so wir sie auch mit schmaͤchworten verletzend / tyrannen / bluͦthünd / schelmen vnd buͦben nennend. Jnsonders aber lesterend wir Gott / so wir sein ehr schmaͤhend / seiner gnad vnd waarheyt die er 1778 Ob die werck der gloͤubigen sünd seygind. 1779 Rom.7. 1780 Joan.13. 1781 Von der sünd in den heiligen geist.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [214]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/520>, abgerufen am 22.11.2024.