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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
zeigt er doch darzwüschend auch an / was grossen schmärtzens in den glöubigen sey / von wegen das sie mit jren sünden Gott den gütigen vatter erzürnet. Also hat auch nach Gott truret die sünderin bey dem Luca1948 / die sich hindenzuo zuo den füssen deß Herren satzt / vnd die selbigen mit trähen wuosch vnd mitt den harlocken wider tröcknet. Nach Gott hat auch trauret der heilig Apostel Petrus / von dem man lißt / das er auch bitterlichen geweinet habe. Dann es bekümmeret die glöubigen / so sie den gütigen vatter so gar schantlich verletzend. Vnd achten deßhalb nit das mit keinen worten die bitterkeit deß schmärtzens möge außtruckt werden. Grad das widerspil beschreibt aber Jeremias in den vnbuoßfertigen da er spricht1949 / Falt man auch dermaß / das man nit wider auffstande? wendend sich die leüt also ab / das sie nit widerkeerind? wie gat es dann zuo / das sich dises volck vnd Jerusalem so steiff abgewendt / das sie nit widerkeren wöllend? dann ich habs beschouwet vnd ein auffmercken gehept / aber niemandt ist / der deß ützit bedencke / niemandt ist den seiner boßheyt reüwe / der doch spräche / was hab ich gethon? sonder ein yeder laufft seinem lauff nach gleich wie ein schelliger gaul in einer schlacht.

1950 Der wält traurikeit / ist der lüten / die Gott nit erkennend / vnd weder waaren glauben noch liebe Gottes habend / sonder vnder dem last der traurikeit von wegen der trübsalen deßgleich auch der sünden gar vnd gantz erligend. Garnach ein gleiche gestallt hat es vmb die falsche forcht Gottes. Dann die gottlosen mitt sampt jrem vatter dem Teüffel förchtend Gott auch / aber nit als einen vatter / dz sie trurend darumb dz sie jn erzürnet / vnd dz sie jm als einem vatter begärind wider versünt zuo werden / sonder sie förchtend jn als ein hencker / dieweil sie wüssend vnd verstond dz er ein gerechter Richter ist / Darumb lauffend sie zuoletsten mit Juda dem Jscariothen dem strick zuo. Jn disen ist kein liebe / kein ehr / kein fleiß / kein reuerentz gegen Gott / sonder hassz grusen vnd verzweiflung. Sölche forcht sagt der h. Euangelist vnd Apostel S. Johans1951 sey nit in der liebe / sonder spricht / die volkomen liebe treibe die forcht vß. Welches zwar nit von der forcht zuo verston / die ein anfang der weißheit Gottes ist / sonder von deren / von deren wir bißhar hie geredt.

1952 Hierauß schliessend wir aber / das den reüwenden vorauß das vertruwen in Gott vnd in den verdienst Christi notwendig sey. Von welcher vrsachen wegen ich achten das vil den glauben für ein stuck der buoß gezellt habind. Wider welches ich nit hefftig streiten / doch so sich ich das S. Paul die beide stuck / die buoß vnd den glauben vnderscheidenlich gesetzt hatt / da er in den geschichten der Apostlen am xx. cap. spricht / er habe bezeüget / beide den Juden vnd Heyden die buoß zuo Gott / vnd den glauben in Jesum Christum. Darumb so sind es zwey vngleiche stuck / buoß vnnd glauben / nicht das die waar buoß on glauben sein möge / sonder das ein vnderscheyd darzwüschend soll gehalten werden. Wir wüssend alle / das der waar glaub nitt one werck ist / dann das ist ein gemeyns wüssen / noch so vnderscheidend wir zwüschend dem glauben vnnd den wercken / also / das wir sie dennocht drumb nit sünderend oder von einanderen reissend. Also erkennend wir auch dz an der waaren buoß der waare glaub hanget. Doch so wil ich darumb nit zancken / ob der glaub ein stuck der buoß sey oder sonst daran hange. Das dunckt mich ein grosse thorheit / die händel Gottes allenthalben wöllen auff Dialectische kunst anbinden / dann söllichs habend wir von den Apostlen deß Herren nit gelernet. Jn der vorgenden predig vom Euangelio hab ich anzeigt (das ich yetz wider äferen muoß) das die erkantnuß der sünden nicht gnad oder verzeihung der sünden für sich selb erlange / gleich wie auch der kranckheit erkanntnuß / die artzney der kranckheyt nicht ist. Die verdampten erkennend auch jre sünden / jnen wirt aber drumb nit geholffen. Der sünden erkanntnuß / ist ein zuobereitung zuo dem glauben / gleich wie die erkanntnuß der kranckheyt

1948 Luc.7.
1949 Jerem.8.
1950 Von der wält trurigkeyt.
1951 1.Joan.4.
1952 Wie notwendig den rüwenden der glaub sey.

Predig.
zeigt er doch darzwüschend auch an / was grossen schmaͤrtzens in den gloͤubigen sey / von wegen das sie mit jren sünden Gott den guͤtigen vatter erzürnet. Also hat auch nach Gott truret die sünderin bey dem Luca1948 / die sich hindenzuͦ zuͦ den fuͤssen deß Herren satzt / vnd die selbigen mit traͤhen wuͦsch vnd mitt den harlocken wider troͤcknet. Nach Gott hat auch trauret der heilig Apostel Petrus / von dem man lißt / das er auch bitterlichen geweinet habe. Dann es bekümmeret die gloͤubigen / so sie den guͤtigen vatter so gar schantlich verletzend. Vnd achten deßhalb nit das mit keinen worten die bitterkeit deß schmaͤrtzens moͤge außtruckt werden. Grad das widerspil beschreibt aber Jeremias in den vnbuͦßfertigen da er spricht1949 / Falt man auch dermaß / das man nit wider auffstande? wendend sich die leüt also ab / das sie nit widerkeerind? wie gat es dann zuͦ / das sich dises volck vnd Jerusalem so steiff abgewendt / das sie nit widerkeren woͤllend? dann ich habs beschouwet vnd ein auffmercken gehept / aber niemandt ist / der deß ützit bedencke / niemandt ist den seiner boßheyt reüwe / der doch spraͤche / was hab ich gethon? sonder ein yeder laufft seinem lauff nach gleich wie ein schelliger gaul in einer schlacht.

1950 Der waͤlt traurikeit / ist der lüten / die Gott nit erkennend / vnd weder waaren glauben noch liebe Gottes habend / sonder vnder dem last der traurikeit von wegen der truͤbsalen deßgleich auch der sünden gar vnd gantz erligend. Garnach ein gleiche gestallt hat es vmb die falsche forcht Gottes. Dann die gottlosen mitt sampt jrem vatter dem Teüffel foͤrchtend Gott auch / aber nit als einen vatter / dz sie trurend darumb dz sie jn erzürnet / vnd dz sie jm als einem vatter begaͤrind wider versuͤnt zuͦ werden / sonder sie foͤrchtend jn als ein hencker / dieweil sie wüssend vnd verstond dz er ein gerechter Richter ist / Darumb lauffend sie zuͦletsten mit Juda dem Jscariothen dem strick zuͦ. Jn disen ist kein liebe / kein ehr / kein fleiß / kein reuerentz gegen Gott / sonder hassz grusen vnd verzweiflung. Soͤlche forcht sagt der h. Euangelist vnd Apostel S. Johans1951 sey nit in der liebe / sonder spricht / die volkomen liebe treibe die forcht vß. Welches zwar nit von der forcht zuͦ verston / die ein anfang der weißheit Gottes ist / sonder von deren / von deren wir bißhar hie geredt.

1952 Hierauß schliessend wir aber / das den reüwenden vorauß das vertruwen in Gott vnd in den verdienst Christi notwendig sey. Von welcher vrsachen wegen ich achten das vil den glauben für ein stuck der buͦß gezellt habind. Wider welches ich nit hefftig streiten / doch so sich ich das S. Paul die beide stuck / die buͦß vnd den glauben vnderscheidenlich gesetzt hatt / da er in den geschichten der Apostlen am xx. cap. spricht / er habe bezeüget / beide den Juden vnd Heyden die buͦß zuͦ Gott / vnd den glauben in Jesum Christum. Darumb so sind es zwey vngleiche stuck / buͦß vnnd glauben / nicht das die waar buͦß on glauben sein moͤge / sonder das ein vnderscheyd darzwüschend soll gehalten werden. Wir wüssend alle / das der waar glaub nitt one werck ist / dann das ist ein gemeyns wüssen / noch so vnderscheidend wir zwüschend dem glauben vnnd den wercken / also / das wir sie dennocht drumb nit sünderend oder von einanderen reissend. Also erkennend wir auch dz an der waaren buͦß der waare glaub hanget. Doch so wil ich darumb nit zancken / ob der glaub ein stuck der buͦß sey oder sonst daran hange. Das dunckt mich ein grosse thorheit / die haͤndel Gottes allenthalben woͤllen auff Dialectische kunst anbinden / dann soͤllichs habend wir von den Apostlen deß Herren nit gelernet. Jn der vorgenden predig vom Euangelio hab ich anzeigt (das ich yetz wider aͤferen muͦß) das die erkantnuß der sünden nicht gnad oder verzeihung der sünden für sich selb erlange / gleich wie auch der kranckheit erkanntnuß / die artzney der kranckheyt nicht ist. Die verdampten erkennend auch jre sünden / jnen wirt aber drumb nit geholffen. Der sünden erkanntnuß / ist ein zuͦbereitung zuͦ dem glauben / gleich wie die erkanntnuß der kranckheyt

1948 Luc.7.
1949 Jerem.8.
1950 Von der waͤlt trurigkeyt.
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                   welches ich nit hefftig streiten / doch so sich ich das S. Paul die beide stuck /
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                   der Apostlen am xx. cap. spricht / er habe bezeüget / beide den Juden vnd
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[CCXXXV./0561] Predig. zeigt er doch darzwüschend auch an / was grossen schmaͤrtzens in den gloͤubigen sey / von wegen das sie mit jren sünden Gott den guͤtigen vatter erzürnet. Also hat auch nach Gott truret die sünderin bey dem Luca 1948 / die sich hindenzuͦ zuͦ den fuͤssen deß Herren satzt / vnd die selbigen mit traͤhen wuͦsch vnd mitt den harlocken wider troͤcknet. Nach Gott hat auch trauret der heilig Apostel Petrus / von dem man lißt / das er auch bitterlichen geweinet habe. Dann es bekümmeret die gloͤubigen / so sie den guͤtigen vatter so gar schantlich verletzend. Vnd achten deßhalb nit das mit keinen worten die bitterkeit deß schmaͤrtzens moͤge außtruckt werden. Grad das widerspil beschreibt aber Jeremias in den vnbuͦßfertigen da er spricht 1949 / Falt man auch dermaß / das man nit wider auffstande? wendend sich die leüt also ab / das sie nit widerkeerind? wie gat es dann zuͦ / das sich dises volck vnd Jerusalem so steiff abgewendt / das sie nit widerkeren woͤllend? dann ich habs beschouwet vnd ein auffmercken gehept / aber niemandt ist / der deß ützit bedencke / niemandt ist den seiner boßheyt reüwe / der doch spraͤche / was hab ich gethon? sonder ein yeder laufft seinem lauff nach gleich wie ein schelliger gaul in einer schlacht. 1950 Der waͤlt traurikeit / ist der lüten / die Gott nit erkennend / vnd weder waaren glauben noch liebe Gottes habend / sonder vnder dem last der traurikeit von wegen der truͤbsalen deßgleich auch der sünden gar vnd gantz erligend. Garnach ein gleiche gestallt hat es vmb die falsche forcht Gottes. Dann die gottlosen mitt sampt jrem vatter dem Teüffel foͤrchtend Gott auch / aber nit als einen vatter / dz sie trurend darumb dz sie jn erzürnet / vnd dz sie jm als einem vatter begaͤrind wider versuͤnt zuͦ werden / sonder sie foͤrchtend jn als ein hencker / dieweil sie wüssend vnd verstond dz er ein gerechter Richter ist / Darumb lauffend sie zuͦletsten mit Juda dem Jscariothen dem strick zuͦ. Jn disen ist kein liebe / kein ehr / kein fleiß / kein reuerentz gegen Gott / sonder hassz grusen vnd verzweiflung. Soͤlche forcht sagt der h. Euangelist vnd Apostel S. Johans 1951 sey nit in der liebe / sonder spricht / die volkomen liebe treibe die forcht vß. Welches zwar nit von der forcht zuͦ verston / die ein anfang der weißheit Gottes ist / sonder von deren / von deren wir bißhar hie geredt. 1952 Hierauß schliessend wir aber / das den reüwenden vorauß das vertruwen in Gott vnd in den verdienst Christi notwendig sey. Von welcher vrsachen wegen ich achten das vil den glauben für ein stuck der buͦß gezellt habind. Wider welches ich nit hefftig streiten / doch so sich ich das S. Paul die beide stuck / die buͦß vnd den glauben vnderscheidenlich gesetzt hatt / da er in den geschichten der Apostlen am xx. cap. spricht / er habe bezeüget / beide den Juden vnd Heyden die buͦß zuͦ Gott / vnd den glauben in Jesum Christum. Darumb so sind es zwey vngleiche stuck / buͦß vnnd glauben / nicht das die waar buͦß on glauben sein moͤge / sonder das ein vnderscheyd darzwüschend soll gehalten werden. Wir wüssend alle / das der waar glaub nitt one werck ist / dann das ist ein gemeyns wüssen / noch so vnderscheidend wir zwüschend dem glauben vnnd den wercken / also / das wir sie dennocht drumb nit sünderend oder von einanderen reissend. Also erkennend wir auch dz an der waaren buͦß der waare glaub hanget. Doch so wil ich darumb nit zancken / ob der glaub ein stuck der buͦß sey oder sonst daran hange. Das dunckt mich ein grosse thorheit / die haͤndel Gottes allenthalben woͤllen auff Dialectische kunst anbinden / dann soͤllichs habend wir von den Apostlen deß Herren nit gelernet. Jn der vorgenden predig vom Euangelio hab ich anzeigt (das ich yetz wider aͤferen muͦß) das die erkantnuß der sünden nicht gnad oder verzeihung der sünden für sich selb erlange / gleich wie auch der kranckheit erkanntnuß / die artzney der kranckheyt nicht ist. Die verdampten erkennend auch jre sünden / jnen wirt aber drumb nit geholffen. Der sünden erkanntnuß / ist ein zuͦbereitung zuͦ dem glauben / gleich wie die erkanntnuß der kranckheyt 1948 Luc.7. 1949 Jerem.8. 1950 Von der waͤlt trurigkeyt. 1951 1.Joan.4. 1952 Wie notwendig den rüwenden der glaub sey.

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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2014-03-16T11:00:00Z)
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCXXXV.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/561>, abgerufen am 22.11.2024.