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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
die / so mitt einichem geistlichem verstand denen widerstond / die von deß wegen Anthropomorphite genennt werdend. Auß deren geschrifften (damitt ich es nicht mitt langer erzellung verlengere) ich allein deß heiligen Hieronymi zeügknuß ynfüren wil. Dann da diser wolgeübt mann inn der heiligen geschrifft / den Psalmen außlegt / da also stat2076 / Merckend jhr torechtigen im volck / vnd jhr narren werdend doch ein mal witzig / wirt der die oren gemachet hatt / nicht hören / vnnd der das aug gestaltet hatt nichts sehen? Da spricht er vnder anderem2077 / Dises ort dienet sonderlich wider die / die Anthropomorphiten sind / die da sagend Gott habe glider wie wir habend. Als exempels weiß / es stat / Gott habe augen / die augen deß Herren sehend es alles / die hand deß Herren thuot es alles. Jtem vnnd Adam hat gehört das gerüsch der füssen deß Herren der im garten spatzieret. Dises hörend sie einfaltigklich / vnnd ziehend dann die menschlichen blödigkeyten auff die herrligkeyt Gottes. Jch sagen aber / das Gott gar vnnd gantz ein aug ist / gar vnnd gantz ein hand ist / gar vnd gantz ein fuoß ist. Gar vnnd gantz ist er ein aug / dann er sicht alles: Gar vnd gantz ist er ein hand / dann er würckt alles: Gar vnd gantz ist er ein fuoß / dann er ist allenthalben. Darumb so merckend wie er rede. Der die oren gemachet / spricht er / wirt der nit hören? vnnd der das aug gestaltet hat / wirt der nichts sehen? Vnd spricht nit / der die oren gmachet hat / hat der drumb keine oren? Jtem / er spricht nitt / hat der drumb keine augen? was sagt er dann? Der das aug gestaltet / wirt der nichts sehen? Die glider hebt er hiemit auff / die würckungen aber gibt er jm zuo. Vnd bald darnach spricht gedachter S. Augustinus weiter / Jn disem allem / das ich auß den gschrifften der heiligen leerern Ambrosij / Hieronymi / Athanasij / Gregorij (Nazianzeni) vnnd anderer was ich dergleichen hab mögen läsen / welches mich zuo erzellen zuo lang bedunckt hat / glaub ich mitt der hilff Gottes steiff / vnnd verston so vil er mir gnad gibt / dz Gott nit ein leib sey / noch glider hab menschlicher gestallt / noch das er durch gwüsse ort vnd weite möge geteilt werden / sonder das er nach seiner natur vnwandelbar vnd vnsichtbar sey: Das er auch nit nach diser seiner natur vnd substantz / sonder durch ein angenomne sichtbare gestalt / wie er dann gewöllen / erschinen sey / denen er erschinen ist / wenn in der gschrifft stat das er mit leiblichen augen sey gesehen worden. So vil Augustinus. Zuo welchem ich auch setzen wil die wort deß vralten leerers der kirchen Tertulliani auß seinem fürbündigen buoch de Trinitate, da er also spricht / Die würckungen Gottes werdend durch die glider anzeigt / nicht Gottes gstallt oder leibs lineament vnnd form. Dann wenn die augen beschriben werdend / so wirt damit außtruckt / dz er alles sehe / vnd so die oren / so wir fürgestellt das er alles höre. Vnd so sein finger / so wirt ein bedeütnuß seines willens eroffnet. Vnd so sein nasen / so wirt anzeigt dz auffnemmen deß gebätts als eines guoten geruchs. Jtem so sein hand / so wirt bewärt das er ein vrhab sey aller geschöpfften. Vnd so sein arm / so wirt erzeigt / das kein natur seiner stercke widerston möge. Vnd so seine füß / so wirt erklärt / das er alles erfülle / vnd das nützit sey da Gott nicht sey. Dann der bedarff keiner glideren oder deß ampts der glideren / dessen geheimem willen / auch alle ding dienend vnd gegenwirtig sind. Denn was wolt der der augen / der selb ein liecht ist? oder was fraget der nach den füssen der allenthalben ist? aber war wolt er hin gon / so doch nichts ist dahin er aussert jhm selb kommen möchte? oder was dörfft der der henden / dessen gheimer will jm werckmeisters gnuog ist alles zuo machen? Der bedarff keiner oren / der auch vnsere gheimen willen weißt vnd verstat. Oder auß was vrsach wolt der ein zungen haben / dessen gedencken heissen ist vnd empfelhen? den menschen sind dise glider notwendig gewesen / nit Gott / dann deß menschen ratschlag wäre vnkrefftig gewesen / wenn

2076 Psal.94.
2077 Dise wort Hieronymi sind auß dem Tertulliano genommen.

Predig.
die / so mitt einichem geistlichem verstand denen widerstond / die von deß wegen Anthropomorphite genennt werdend. Auß deren geschrifften (damitt ich es nicht mitt langer erzellung verlengere) ich allein deß heiligen Hieronymi zeügknuß ynfuͤren wil. Dann da diser wolgeuͤbt mann inn der heiligen geschrifft / den Psalmen außlegt / da also stat2076 / Merckend jhr torechtigen im volck / vnd jhr narren werdend doch ein mal witzig / wirt der die oren gemachet hatt / nicht hoͤren / vnnd der das aug gestaltet hatt nichts sehen? Da spricht er vnder anderem2077 / Dises ort dienet sonderlich wider die / die Anthropomorphiten sind / die da sagend Gott habe glider wie wir habend. Als exempels weiß / es stat / Gott habe augen / die augen deß Herren sehend es alles / die hand deß Herren thuͦt es alles. Jtem vnnd Adam hat gehoͤrt das gerüsch der fuͤssen deß Herren der im garten spatzieret. Dises hoͤrend sie einfaltigklich / vnnd ziehend dann die menschlichen bloͤdigkeyten auff die herrligkeyt Gottes. Jch sagen aber / das Gott gar vnnd gantz ein aug ist / gar vnnd gantz ein hand ist / gar vnd gantz ein fuͦß ist. Gar vnnd gantz ist er ein aug / dann er sicht alles: Gar vnd gantz ist er ein hand / dann er würckt alles: Gar vnd gantz ist er ein fuͦß / dann er ist allenthalben. Darumb so merckend wie er rede. Der die oren gemachet / spricht er / wirt der nit hoͤren? vnnd der das aug gestaltet hat / wirt der nichts sehen? Vnd spricht nit / der die oren gmachet hat / hat der drumb keine oren? Jtem / er spricht nitt / hat der drumb keine augen? was sagt er dann? Der das aug gestaltet / wirt der nichts sehen? Die glider hebt er hiemit auff / die würckungen aber gibt er jm zuͦ. Vnd bald darnach spricht gedachter S. Augustinus weiter / Jn disem allem / das ich auß den gschrifften der heiligen leerern Ambrosij / Hieronymi / Athanasij / Gregorij (Nazianzeni) vnnd anderer was ich dergleichen hab moͤgen laͤsen / welches mich zuͦ erzellen zuͦ lang bedunckt hat / glaub ich mitt der hilff Gottes steiff / vnnd verston so vil er mir gnad gibt / dz Gott nit ein leib sey / noch glider hab menschlicher gestallt / noch das er durch gwüsse ort vnd weite moͤge geteilt werden / sonder das er nach seiner natur vnwandelbar vnd vnsichtbar sey: Das er auch nit nach diser seiner natur vnd substantz / sonder durch ein angenomne sichtbare gestalt / wie er dann gewoͤllen / erschinen sey / denen er erschinen ist / wenn in der gschrifft stat das er mit leiblichen augen sey gesehen worden. So vil Augustinus. Zuͦ welchem ich auch setzen wil die wort deß vralten leerers der kirchen Tertulliani auß seinem fürbündigen buͦch de Trinitate, da er also spricht / Die würckungen Gottes werdend durch die glider anzeigt / nicht Gottes gstallt oder leibs lineament vnnd form. Dann wenn die augen beschriben werdend / so wirt damit außtruckt / dz er alles sehe / vnd so die oren / so wir fürgestellt das er alles hoͤre. Vnd so sein finger / so wirt ein bedeütnuß seines willens eroffnet. Vnd so sein nasen / so wirt anzeigt dz auffnemmen deß gebaͤtts als eines guͦten geruchs. Jtem so sein hand / so wirt bewaͤrt das er ein vrhab sey aller geschoͤpfften. Vnd so sein arm / so wirt erzeigt / das kein natur seiner stercke widerston moͤge. Vnd so seine fuͤß / so wirt erklaͤrt / das er alles erfülle / vnd das nützit sey da Gott nicht sey. Dann der bedarff keiner glideren oder deß ampts der glideren / dessen geheimem willen / auch alle ding dienend vnd gegenwirtig sind. Denn was wolt der der augen / der selb ein liecht ist? oder was fraget der nach den fuͤssen der allenthalben ist? aber war wolt er hin gon / so doch nichts ist dahin er aussert jhm selb kommen moͤchte? oder was doͤrfft der der henden / dessen gheimer will jm werckmeisters gnuͦg ist alles zuͦ machen? Der bedarff keiner oren / der auch vnsere gheimen willen weißt vnd verstat. Oder auß was vrsach wolt der ein zungen haben / dessen gedencken heissen ist vnd empfelhen? den menschen sind dise glider notwendig gewesen / nit Gott / dann deß menschen ratschlag waͤre vnkrefftig gewesen / wenn

2076 Psal.94.
2077 Dise wort Hieronymi sind auß dem Tertulliano genommen.
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                   nicht sey. Dann der bedarff keiner glideren oder deß ampts der glideren / dessen
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[CCLIII./0597] Predig. die / so mitt einichem geistlichem verstand denen widerstond / die von deß wegen Anthropomorphite genennt werdend. Auß deren geschrifften (damitt ich es nicht mitt langer erzellung verlengere) ich allein deß heiligen Hieronymi zeügknuß ynfuͤren wil. Dann da diser wolgeuͤbt mann inn der heiligen geschrifft / den Psalmen außlegt / da also stat 2076 / Merckend jhr torechtigen im volck / vnd jhr narren werdend doch ein mal witzig / wirt der die oren gemachet hatt / nicht hoͤren / vnnd der das aug gestaltet hatt nichts sehen? Da spricht er vnder anderem 2077 / Dises ort dienet sonderlich wider die / die Anthropomorphiten sind / die da sagend Gott habe glider wie wir habend. Als exempels weiß / es stat / Gott habe augen / die augen deß Herren sehend es alles / die hand deß Herren thuͦt es alles. Jtem vnnd Adam hat gehoͤrt das gerüsch der fuͤssen deß Herren der im garten spatzieret. Dises hoͤrend sie einfaltigklich / vnnd ziehend dann die menschlichen bloͤdigkeyten auff die herrligkeyt Gottes. Jch sagen aber / das Gott gar vnnd gantz ein aug ist / gar vnnd gantz ein hand ist / gar vnd gantz ein fuͦß ist. Gar vnnd gantz ist er ein aug / dann er sicht alles: Gar vnd gantz ist er ein hand / dann er würckt alles: Gar vnd gantz ist er ein fuͦß / dann er ist allenthalben. Darumb so merckend wie er rede. Der die oren gemachet / spricht er / wirt der nit hoͤren? vnnd der das aug gestaltet hat / wirt der nichts sehen? Vnd spricht nit / der die oren gmachet hat / hat der drumb keine oren? Jtem / er spricht nitt / hat der drumb keine augen? was sagt er dann? Der das aug gestaltet / wirt der nichts sehen? Die glider hebt er hiemit auff / die würckungen aber gibt er jm zuͦ. Vnd bald darnach spricht gedachter S. Augustinus weiter / Jn disem allem / das ich auß den gschrifften der heiligen leerern Ambrosij / Hieronymi / Athanasij / Gregorij (Nazianzeni) vnnd anderer was ich dergleichen hab moͤgen laͤsen / welches mich zuͦ erzellen zuͦ lang bedunckt hat / glaub ich mitt der hilff Gottes steiff / vnnd verston so vil er mir gnad gibt / dz Gott nit ein leib sey / noch glider hab menschlicher gestallt / noch das er durch gwüsse ort vnd weite moͤge geteilt werden / sonder das er nach seiner natur vnwandelbar vnd vnsichtbar sey: Das er auch nit nach diser seiner natur vnd substantz / sonder durch ein angenomne sichtbare gestalt / wie er dann gewoͤllen / erschinen sey / denen er erschinen ist / wenn in der gschrifft stat das er mit leiblichen augen sey gesehen worden. So vil Augustinus. Zuͦ welchem ich auch setzen wil die wort deß vralten leerers der kirchen Tertulliani auß seinem fürbündigen buͦch de Trinitate, da er also spricht / Die würckungen Gottes werdend durch die glider anzeigt / nicht Gottes gstallt oder leibs lineament vnnd form. Dann wenn die augen beschriben werdend / so wirt damit außtruckt / dz er alles sehe / vnd so die oren / so wir fürgestellt das er alles hoͤre. Vnd so sein finger / so wirt ein bedeütnuß seines willens eroffnet. Vnd so sein nasen / so wirt anzeigt dz auffnemmen deß gebaͤtts als eines guͦten geruchs. Jtem so sein hand / so wirt bewaͤrt das er ein vrhab sey aller geschoͤpfften. Vnd so sein arm / so wirt erzeigt / das kein natur seiner stercke widerston moͤge. Vnd so seine fuͤß / so wirt erklaͤrt / das er alles erfülle / vnd das nützit sey da Gott nicht sey. Dann der bedarff keiner glideren oder deß ampts der glideren / dessen geheimem willen / auch alle ding dienend vnd gegenwirtig sind. Denn was wolt der der augen / der selb ein liecht ist? oder was fraget der nach den fuͤssen der allenthalben ist? aber war wolt er hin gon / so doch nichts ist dahin er aussert jhm selb kommen moͤchte? oder was doͤrfft der der henden / dessen gheimer will jm werckmeisters gnuͦg ist alles zuͦ machen? Der bedarff keiner oren / der auch vnsere gheimen willen weißt vnd verstat. Oder auß was vrsach wolt der ein zungen haben / dessen gedencken heissen ist vnd empfelhen? den menschen sind dise glider notwendig gewesen / nit Gott / dann deß menschen ratschlag waͤre vnkrefftig gewesen / wenn 2076 Psal.94. 2077 Dise wort Hieronymi sind auß dem Tertulliano genommen.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCLIII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/597>, abgerufen am 22.11.2024.