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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Sechs vnd dreissigste
mee die menschlichen blödikeiten an jm. Dann wir sagend nit / das er hunger arbeit oder dergleichen etwas erlitten habe / sonder bekennend jn jetzund vnzerstörlich / vnd nicht allein vnzerstörlich / sonder auch läbendigmachend. Dann es ist ein leyb deß läbens / das ist / deß eingebornen Suns Gottes / vnd ist herrlich gemachet mit einer sölichen klarheit die Gott gebürt / vnd wirt verstanden Gottes leyb sein. Darumb so es jemand ein göttlichen leib nannte / wie eines menschen leib ein menschlichen leib / der fält nit an der rechten meinung. Dahär achten ich auch das der heilig Paulus sage2410 / Ob wir gleich Christum nach dem fleisch kennt habend / so kennend wir jhn doch jetz nicht me. Dann dieweil sein fleisch ein leib Gottes ist / so übertrifft er alle menschliche ding. Die verwandlung aber in die göttlich natur / hat der leib von der erden nit mögen erleyden. Dann das ist vnmüglich / vnd verkleinertind also die Gottheit / als ob sie geschaffen wäre / vnd gleich als hette sie etwas an sich genommen / das nach jr natur nicht jren eigen wäre. Darzuo so ist es ein gleiche vngereimpte / so man sagt / der leyb seye in die natur der Gottheit verwandlet / vnd so man sagt / das wort seye in die substantz deß fleisches verwandlet. Dann wie das vnmüglich ist / (dann das wort ist vnwandelbar vnnd vnueränderlich) also ist auch jhenes vnmüglich / das einige geschöpfft in das wäsen oder in die natur der Gottheit möge verwandlet werden. Es ist aber auch das fleisch erschaffen. Vnnd darumb so nennend wir wol den leib Christi / ein göttlichen leyb / Dann er ist ein leib Gottes / vnnd verklärt mit vnaußsprechlicher herrlikeit vnnd klarheit / vnnd bekennend auch das er vnzerstörlich vnd jetz heilig vnd läbendmachend seye. Das er aber inn die natur der Gottheit verwandlet seye / das hatt keiner der heiligen vätteren je gehalten oder geleert / vnnd wir haltends auch nicht. So vil Cyrillus. Vnd Theodoretus der Bischoff Cyri Dialogo 2. Erenist. spricht / Jch wil erzeigen / das der leyb deß Herren auch nach der auffart ein leib genennt wirt / Hör deßhalb Paulum der also redt / Vnnsere burgerschafft ist inn himmlen / von dannen wir wartend auff vnnseren heiland Jesum / welcher vergstalten wirt den leib vnserer nidrikeit / vnnd gleichförmig machen dem leyb seiner klarheit. Darumb so ist er nicht inn ein andere natur verwandlet / sonder ist ein leyb bliben / aber mit göttlicher herrlikeit erfüllt / vonn dem da außgat deß liechtes glast. Jst er aber inn ein andere natur verwandlet / so werdend auch jre leyb gleicher weiß verwandlet werden / dann sie werdend jhm gleichförmig werden. So aber die leib der glöubigen die form vnnd eigenschafft jhrer natur behaltend / so hatt auch der leyb deß Herren zuo gleicher weyß sein vnwandelbare substantz. So vil diser Theodoretus.

2411 Da wir aber bekennend Christum wares fleisch haben / da verstond wir nit ein fleisch das on seel seye. Dann wir müssend bekennen das Christus auch ein vernünfftige oder menschliche seel habe / die nit one gemüt seye. Arius lart / der Sun Gottes hette allein das fleisch angenommen one seel / das wort aber seye an statt der seel gewesen. Apollinarius aber gab Christo wol ein seel zuo / aber kein gemüt / vnnd lougnet das sie rationalis das ist vernünfftig wäre. Aber die heilig geschrifft gibt Christo ein seel zuo / vnd entnimpt der selbigen seel jr gemüt nit. Der Herr selb spricht im Euangelio2412 / Der Sun deß menschen ist kommen nicht das jm gedienet wurde / sonder das er dienete / vnnd sein seel gäbe zur erlösung für vil. So schreibt auch Matheus von jm2413 / vnd er fieng an betrübt sein vnd verkümmeret. Vnd Jesus sprach2414 / Mein seel ist trurig biß inn den tod. Vnd an einem anderen ort spricht der Herr / Jetz ist mein seel erschrocken. So nun dise seel Christi kein gemüt hatt gehept / welches der fürnempst theil der seel ist / wie hatt er dann ein seel gehept? wie hatt er können traurig werden / verston / begären / indenck sein? Mich hat hertzlich verlanget / spricht

2410 2.Cor.5.
2411 Das Christus ein vernünfftige seel habe.
2412 Matth.20.
2413 Math.26.
2414 Joan.12.

Die Sechs vnd dreissigste
mee die menschlichen bloͤdikeiten an jm. Dann wir sagend nit / das er hunger arbeit oder dergleichen etwas erlitten habe / sonder bekennend jn jetzund vnzerstoͤrlich / vnd nicht allein vnzerstoͤrlich / sonder auch laͤbendigmachend. Dann es ist ein leyb deß laͤbens / das ist / deß eingebornen Suns Gottes / vnd ist herrlich gemachet mit einer soͤlichen klarheit die Gott gebürt / vnd wirt verstanden Gottes leyb sein. Darumb so es jemand ein goͤttlichen leib nannte / wie eines menschen leib ein menschlichen leib / der faͤlt nit an der rechten meinung. Dahaͤr achten ich auch das der heilig Paulus sage2410 / Ob wir gleich Christum nach dem fleisch kennt habend / so kennend wir jhn doch jetz nicht me. Dann dieweil sein fleisch ein leib Gottes ist / so übertrifft er alle menschliche ding. Die verwandlung aber in die goͤttlich natur / hat der leib von der erden nit moͤgen erleyden. Dann das ist vnmüglich / vnd verkleinertind also die Gottheit / als ob sie geschaffen waͤre / vnd gleich als hette sie etwas an sich genommen / das nach jr natur nicht jren eigen waͤre. Darzuͦ so ist es ein gleiche vngereimpte / so man sagt / der leyb seye in die natur der Gottheit verwandlet / vnd so man sagt / das wort seye in die substantz deß fleisches verwandlet. Dann wie das vnmüglich ist / (dann das wort ist vnwandelbar vnnd vnueraͤnderlich) also ist auch jhenes vnmüglich / das einige geschoͤpfft in das waͤsen oder in die natur der Gottheit moͤge verwandlet werden. Es ist aber auch das fleisch erschaffen. Vnnd darumb so nennend wir wol den leib Christi / ein goͤttlichen leyb / Dann er ist ein leib Gottes / vnnd verklaͤrt mit vnaußsprechlicher herrlikeit vnnd klarheit / vnnd bekennend auch das er vnzerstoͤrlich vnd jetz heilig vnd laͤbendmachend seye. Das er aber inn die natur der Gottheit verwandlet seye / das hatt keiner der heiligen vaͤtteren je gehalten oder geleert / vnnd wir haltends auch nicht. So vil Cyrillus. Vnd Theodoretus der Bischoff Cyri Dialogo 2. Erenist. spricht / Jch wil erzeigen / das der leyb deß Herren auch nach der auffart ein leib genennt wirt / Hoͤr deßhalb Paulum der also redt / Vnnsere burgerschafft ist inn himmlen / von dannen wir wartend auff vnnseren heiland Jesum / welcher vergstalten wirt den leib vnserer nidrikeit / vnnd gleichfoͤrmig machen dem leyb seiner klarheit. Darumb so ist er nicht inn ein andere natur verwandlet / sonder ist ein leyb bliben / aber mit goͤttlicher herrlikeit erfüllt / vonn dem da außgat deß liechtes glast. Jst er aber inn ein andere natur verwandlet / so werdend auch jre leyb gleicher weiß verwandlet werden / dann sie werdend jhm gleichfoͤrmig werden. So aber die leib der gloͤubigen die form vnnd eigenschafft jhrer natur behaltend / so hatt auch der leyb deß Herren zuͦ gleicher weyß sein vnwandelbare substantz. So vil diser Theodoretus.

2411 Da wir aber bekennend Christum wares fleisch haben / da verstond wir nit ein fleisch das on seel seye. Dann wir muͤssend bekennen das Christus auch ein vernünfftige oder menschliche seel habe / die nit one gemuͤt seye. Arius lart / der Sun Gottes hette allein das fleisch angenommen one seel / das wort aber seye an statt der seel gewesen. Apollinarius aber gab Christo wol ein seel zuͦ / aber kein gemuͤt / vnnd lougnet das sie rationalis das ist vernünfftig waͤre. Aber die heilig geschrifft gibt Christo ein seel zuͦ / vnd entnimpt der selbigen seel jr gemuͤt nit. Der Herr selb spricht im Euangelio2412 / Der Sun deß menschen ist kommen nicht das jm gedienet wurde / sonder das er dienete / vnnd sein seel gaͤbe zur erloͤsung für vil. So schreibt auch Matheus von jm2413 / vnd er fieng an betruͤbt sein vnd verkümmeret. Vnd Jesus sprach2414 / Mein seel ist trurig biß inn den tod. Vnd an einem anderen ort spricht der Herr / Jetz ist mein seel erschrocken. So nun dise seel Christi kein gemuͤt hatt gehept / welches der fürnempst theil der seel ist / wie hatt er dann ein seel gehept? wie hatt er koͤnnen traurig werden / verston / begaͤren / indenck sein? Mich hat hertzlich verlanget / spricht

2410 2.Cor.5.
2411 Das Christus ein vernünfftige seel habe.
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2413 Math.26.
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[[285]/0662] Die Sechs vnd dreissigste mee die menschlichen bloͤdikeiten an jm. Dann wir sagend nit / das er hunger arbeit oder dergleichen etwas erlitten habe / sonder bekennend jn jetzund vnzerstoͤrlich / vnd nicht allein vnzerstoͤrlich / sonder auch laͤbendigmachend. Dann es ist ein leyb deß laͤbens / das ist / deß eingebornen Suns Gottes / vnd ist herrlich gemachet mit einer soͤlichen klarheit die Gott gebürt / vnd wirt verstanden Gottes leyb sein. Darumb so es jemand ein goͤttlichen leib nannte / wie eines menschen leib ein menschlichen leib / der faͤlt nit an der rechten meinung. Dahaͤr achten ich auch das der heilig Paulus sage 2410 / Ob wir gleich Christum nach dem fleisch kennt habend / so kennend wir jhn doch jetz nicht me. Dann dieweil sein fleisch ein leib Gottes ist / so übertrifft er alle menschliche ding. Die verwandlung aber in die goͤttlich natur / hat der leib von der erden nit moͤgen erleyden. Dann das ist vnmüglich / vnd verkleinertind also die Gottheit / als ob sie geschaffen waͤre / vnd gleich als hette sie etwas an sich genommen / das nach jr natur nicht jren eigen waͤre. Darzuͦ so ist es ein gleiche vngereimpte / so man sagt / der leyb seye in die natur der Gottheit verwandlet / vnd so man sagt / das wort seye in die substantz deß fleisches verwandlet. Dann wie das vnmüglich ist / (dann das wort ist vnwandelbar vnnd vnueraͤnderlich) also ist auch jhenes vnmüglich / das einige geschoͤpfft in das waͤsen oder in die natur der Gottheit moͤge verwandlet werden. Es ist aber auch das fleisch erschaffen. Vnnd darumb so nennend wir wol den leib Christi / ein goͤttlichen leyb / Dann er ist ein leib Gottes / vnnd verklaͤrt mit vnaußsprechlicher herrlikeit vnnd klarheit / vnnd bekennend auch das er vnzerstoͤrlich vnd jetz heilig vnd laͤbendmachend seye. Das er aber inn die natur der Gottheit verwandlet seye / das hatt keiner der heiligen vaͤtteren je gehalten oder geleert / vnnd wir haltends auch nicht. So vil Cyrillus. Vnd Theodoretus der Bischoff Cyri Dialogo 2. Erenist. spricht / Jch wil erzeigen / das der leyb deß Herren auch nach der auffart ein leib genennt wirt / Hoͤr deßhalb Paulum der also redt / Vnnsere burgerschafft ist inn himmlen / von dannen wir wartend auff vnnseren heiland Jesum / welcher vergstalten wirt den leib vnserer nidrikeit / vnnd gleichfoͤrmig machen dem leyb seiner klarheit. Darumb so ist er nicht inn ein andere natur verwandlet / sonder ist ein leyb bliben / aber mit goͤttlicher herrlikeit erfüllt / vonn dem da außgat deß liechtes glast. Jst er aber inn ein andere natur verwandlet / so werdend auch jre leyb gleicher weiß verwandlet werden / dann sie werdend jhm gleichfoͤrmig werden. So aber die leib der gloͤubigen die form vnnd eigenschafft jhrer natur behaltend / so hatt auch der leyb deß Herren zuͦ gleicher weyß sein vnwandelbare substantz. So vil diser Theodoretus. 2411 Da wir aber bekennend Christum wares fleisch haben / da verstond wir nit ein fleisch das on seel seye. Dann wir muͤssend bekennen das Christus auch ein vernünfftige oder menschliche seel habe / die nit one gemuͤt seye. Arius lart / der Sun Gottes hette allein das fleisch angenommen one seel / das wort aber seye an statt der seel gewesen. Apollinarius aber gab Christo wol ein seel zuͦ / aber kein gemuͤt / vnnd lougnet das sie rationalis das ist vernünfftig waͤre. Aber die heilig geschrifft gibt Christo ein seel zuͦ / vnd entnimpt der selbigen seel jr gemuͤt nit. Der Herr selb spricht im Euangelio 2412 / Der Sun deß menschen ist kommen nicht das jm gedienet wurde / sonder das er dienete / vnnd sein seel gaͤbe zur erloͤsung für vil. So schreibt auch Matheus von jm 2413 / vnd er fieng an betruͤbt sein vnd verkümmeret. Vnd Jesus sprach 2414 / Mein seel ist trurig biß inn den tod. Vnd an einem anderen ort spricht der Herr / Jetz ist mein seel erschrocken. So nun dise seel Christi kein gemuͤt hatt gehept / welches der fürnempst theil der seel ist / wie hatt er dann ein seel gehept? wie hatt er koͤnnen traurig werden / verston / begaͤren / indenck sein? Mich hat hertzlich verlanget / spricht 2410 2.Cor.5. 2411 Das Christus ein vernünfftige seel habe. 2412 Matth.20. 2413 Math.26. 2414 Joan.12.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [285]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/662>, abgerufen am 22.11.2024.