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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
am morgen vnd zuo abend zuo den versamlungen gebraucht worden. Der heilig Hieronymus in Epitaphio Paulae legt nit der gantzen allgemeinen kirchen brauch auß was sy in den heiligen versamlungen thüye / sonder was die gspillschafften der einsam wonenden jungkfrauwen / von jnen selbs zuo thuon pflägind / vnd spricht: Morgens vmb die dreü / vmb die sechße / vmb die neüne / zuo abend / vnd zuo mitternacht / sungend sy den Psalter nach der ordnung. Allein am Sonntag giengend sy zur kirchen / an deren seyten sy wonetend / etc. Also dienet auch das allein zuo einer besonderen vnderrichtung / daß man derley auch lißt ad Laetam de Instit. filiae, vnd ad Demetriadem de Custodienda uirginitate. Es sind aber auch die grösseren vnd nammhaffteren kirchen (die man auff den heüttigen tag Thuombkirchen / oder in Latin Cathedrales nennet / freylich a cathedra / das ein sitz oder ein schuol heißt / oder von der ordnung der propheten die da leertend vnnd lasend / wie man sicht das vor zeyten die kirch zuo Antiochia / zuo Corintho / zuo Alexandria / vnd der gleychen gewesen) zuo gwüßnen stunden / namlich am morgen vnd vnder tagen / oder auch zuo abend / zuosamen kommen / die heilig Biblisch gschrifft zuo handlen vnd zuo erklären. Der grund dises brauchs laßt sich ansehen in der kirchen zuo Corintho gelegt seyn / von deren der Apostel in der ersten zuon Corinth. am 14. cap. überflüssig bezeüget. Eusebius gedenckt in Eccl. hist. lib. 5. cap. 9 der kirchenschuol zuo Alexandria / vnd spricht: Es was die leer vnd übung der heiligen gschrifft von altem härkommen / hatt bey jnen jr wäsen: welche gewonheit auch biß auff vns bestanden ist / die wir läsend angerichtet seyn von männeren die an wolberedte vnd übung der heiligen gschrifft gar mächtig gewesen / etc. verstand namlich nach dem exempel der kirchen zuo Corintho. Dises heilsamen brauchs sach man vor zeyten in der kirchen gegen Nidergang noch etwas überigs / wie man erlernen mag auß den gschrifften deß heiligen Ambrosij / vnd deß heiligen Augustini. Aber gleych zuon selben vnd bald nachuolgenden zeyten / do gar nach alle völcker mit stäten kriegen an einandern putschtend / vnd das Römisch reych zuo raach deß bluots Christi / der heiligen apostlen vnd martyrer / nach der weyssagung Daniels / vnd deß heiligen Apostels vnd Euangelisten Joannis / zerrissen vnd allen völckeren zum raub ward / in dem das deßnahin der Gothen oder Teütschen / dörtnahin aber die Hunnen vnd andere frömbde kriegsuoelcker Rom auff den halß sassend / da sind die besten schuolen zerstört / die herrlichen vnd verrümpten Librareyen verbrennt worden / vnd sind alle erbaren vnd guoten künst zgrund gangen. Dahär dann auch den kirchen leerer sind gegeben worden / die den alten gar vngleych / vnd die nit dermassen gefasset warend / dz sy die heilig gschrifft mit sölicher gschickligkeit möchtind handlen wie die vorgenden. Da ist nun offenbar dz in diser zerstörung / damit nit gar nichts überblibe von der tractation der heiligen gschrifft / männer aufgestanden sind / die der Biblischen leer nit gar kein acht gehebt / die die gantz Biblisch gschrifft also in stuck vnd durch das gantz jar abgeteilt habend / das man deß jars ein mal die gantze Bibel / den Psalter aber öffter / ja alle wuchen möchte vollenden. Die Psalmen warend an statt deß gebätts: welchen man in volgender zeyt vil anderer gebätten mer zuogethon hat. Damit aber das verläsen der gschrifft nit geachtet wurde on alle außlegung seyn / so hat man die lätzgen vnd die predginen der vätteren hinzuo thon / nit dz die priester jnen selbs das allein läsind (wie es vast auff den heüttigen tag geschicht) oder daß sy dasselbig an statt deß gebätts mit geeyltem läsen brummletind / sonder dz sy es offentlich im tempel vor dem volck / vnd zuo erbauwung der kirchen übtind vnd verhandletind. Jch gschwyg aber yetz hie / daß diser brauch nit von yederman angenommen / so verr ists daß er gestracks gebotten vnd befolhen seye: desse man

Predig.
am morgen vnd zuͦ abend zuͦ den versamlungen gebraucht worden. Der heilig Hieronymus in Epitaphio Paulae legt nit der gantzen allgemeinen kirchen brauch auß was sy in den heiligen versamlungen thuͤye / sonder was die gspillschafften der einsam wonenden jungkfrauwen / von jnen selbs zuͦ thuͦn pflaͤgind / vnd spricht: Morgens vmb die dreü / vmb die sechße / vmb die neüne / zuͦ abend / vnd zuͦ mitternacht / sungend sy den Psalter nach der ordnung. Allein am Sonntag giengend sy zur kirchen / an deren seyten sy wonetend / ꝛc. Also dienet auch das allein zuͦ einer besonderen vnderrichtung / daß man derley auch lißt ad Laetam de Instit. filiae, vnd ad Demetriadem de Custodienda uirginitate. Es sind aber auch die groͤsseren vnd nammhaffteren kirchen (die man auff den heüttigen tag Thuͦmbkirchen / oder in Latin Cathedrales nennet / freylich à cathedra / das ein sitz oder ein schuͦl heißt / oder von der ordnung der propheten die da leertend vnnd lasend / wie man sicht das vor zeyten die kirch zuͦ Antiochia / zuͦ Corintho / zuͦ Alexandria / vnd der gleychen gewesen) zuͦ gwüßnen stunden / namlich am morgen vnd vnder tagen / oder auch zuͦ abend / zuͦsamen kommen / die heilig Biblisch gschrifft zuͦ handlen vnd zuͦ erklaͤren. Der grund dises brauchs laßt sich ansehen in der kirchen zuͦ Corintho gelegt seyn / von deren der Apostel in der ersten zuͦn Corinth. am 14. cap. überflüssig bezeüget. Eusebius gedenckt in Eccl. hist. lib. 5. cap. 9 der kirchenschuͦl zuͦ Alexandria / vnd spricht: Es was die leer vnd uͤbung der heiligen gschrifft von altem haͤrkommen / hatt bey jnen jr waͤsen: welche gewonheit auch biß auff vns bestanden ist / die wir laͤsend angerichtet seyn von maͤnneren die an wolberedte vnd uͤbung der heiligen gschrifft gar maͤchtig gewesen / ꝛc. verstand namlich nach dem exempel der kirchen zuͦ Corintho. Dises heilsamen brauchs sach man vor zeyten in der kirchen gegen Nidergang noch etwas überigs / wie man erlernen mag auß den gschrifften deß heiligen Ambrosij / vnd deß heiligen Augustini. Aber gleych zuͦn selben vnd bald nachuͦlgenden zeyten / do gar nach alle voͤlcker mit staͤten kriegen an einandern putschtend / vnd das Roͤmisch reych zuͦ raach deß bluͦts Christi / der heiligen apostlen vnd martyrer / nach der weyssagung Daniels / vnd deß heiligen Apostels vnd Euangelisten Joannis / zerrissen vnd allen voͤlckeren zum raub ward / in dem das deßnahin der Gothen oder Teütschen / doͤrtnahin aber die Hunnen vnd andere froͤmbde kriegsuͦͤlcker Rom auff den halß sassend / da sind die besten schuͦlen zerstoͤrt / die herrlichen vnd verruͤmpten Librareyen verbrennt worden / vnd sind alle erbaren vnd guͦten künst zgrund gangen. Dahaͤr dann auch den kirchen leerer sind gegeben worden / die den alten gar vngleych / vnd die nit dermassen gefasset warend / dz sy die heilig gschrifft mit soͤlicher gschickligkeit moͤchtind handlen wie die vorgenden. Da ist nun offenbar dz in diser zerstoͤrung / damit nit gar nichts überblibe von der tractation der heiligen gschrifft / maͤnner aufgestanden sind / die der Biblischen leer nit gar kein acht gehebt / die die gantz Biblisch gschrifft also in stuck vnd durch das gantz jar abgeteilt habend / das man deß jars ein mal die gantze Bibel / den Psalter aber oͤffter / ja alle wuchen moͤchte vollenden. Die Psalmen warend an statt deß gebaͤtts: welchen man in volgender zeyt vil anderer gebaͤtten mer zuͦgethon hat. Damit aber das verlaͤsen der gschrifft nit geachtet wurde on alle außlegung seyn / so hat man die laͤtzgen vnd die predginen der vaͤtteren hinzuͦ thon / nit dz die priester jnen selbs das allein laͤsind (wie es vast auff den heüttigen tag geschicht) oder daß sy dasselbig an statt deß gebaͤtts mit geeyltem laͤsen brummletind / sonder dz sy es offentlich im tempel vor dem volck / vnd zuͦ erbauwung der kirchen uͤbtind vnd verhandletind. Jch gschwyg aber yetz hie / daß diser brauch nit von yederman angenommen / so verr ists daß er gestracks gebotten vnd befolhen seye: desse man

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                   brauchs sach man vor zeyten in der kirchen gegen Nidergang noch etwas überigs /
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                   Augustini. Aber gleych zu&#x0366;n selben vnd bald nachu&#x0366;lgenden zeyten / do gar nach
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                   leerer sind gegeben worden / die den alten gar vngleych / vnd die nit dermassen
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                   handlen wie die vorgenden. Da ist nun offenbar dz in diser zersto&#x0364;rung / damit nit
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                   aufgestanden sind / die der Biblischen leer nit gar kein acht gehebt / die die
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[CCCLXXXVII./0865] Predig. am morgen vnd zuͦ abend zuͦ den versamlungen gebraucht worden. Der heilig Hieronymus in Epitaphio Paulae legt nit der gantzen allgemeinen kirchen brauch auß was sy in den heiligen versamlungen thuͤye / sonder was die gspillschafften der einsam wonenden jungkfrauwen / von jnen selbs zuͦ thuͦn pflaͤgind / vnd spricht: Morgens vmb die dreü / vmb die sechße / vmb die neüne / zuͦ abend / vnd zuͦ mitternacht / sungend sy den Psalter nach der ordnung. Allein am Sonntag giengend sy zur kirchen / an deren seyten sy wonetend / ꝛc. Also dienet auch das allein zuͦ einer besonderen vnderrichtung / daß man derley auch lißt ad Laetam de Instit. filiae, vnd ad Demetriadem de Custodienda uirginitate. Es sind aber auch die groͤsseren vnd nammhaffteren kirchen (die man auff den heüttigen tag Thuͦmbkirchen / oder in Latin Cathedrales nennet / freylich à cathedra / das ein sitz oder ein schuͦl heißt / oder von der ordnung der propheten die da leertend vnnd lasend / wie man sicht das vor zeyten die kirch zuͦ Antiochia / zuͦ Corintho / zuͦ Alexandria / vnd der gleychen gewesen) zuͦ gwüßnen stunden / namlich am morgen vnd vnder tagen / oder auch zuͦ abend / zuͦsamen kommen / die heilig Biblisch gschrifft zuͦ handlen vnd zuͦ erklaͤren. Der grund dises brauchs laßt sich ansehen in der kirchen zuͦ Corintho gelegt seyn / von deren der Apostel in der ersten zuͦn Corinth. am 14. cap. überflüssig bezeüget. Eusebius gedenckt in Eccl. hist. lib. 5. cap. 9 der kirchenschuͦl zuͦ Alexandria / vnd spricht: Es was die leer vnd uͤbung der heiligen gschrifft von altem haͤrkommen / hatt bey jnen jr waͤsen: welche gewonheit auch biß auff vns bestanden ist / die wir laͤsend angerichtet seyn von maͤnneren die an wolberedte vnd uͤbung der heiligen gschrifft gar maͤchtig gewesen / ꝛc. verstand namlich nach dem exempel der kirchen zuͦ Corintho. Dises heilsamen brauchs sach man vor zeyten in der kirchen gegen Nidergang noch etwas überigs / wie man erlernen mag auß den gschrifften deß heiligen Ambrosij / vnd deß heiligen Augustini. Aber gleych zuͦn selben vnd bald nachuͦlgenden zeyten / do gar nach alle voͤlcker mit staͤten kriegen an einandern putschtend / vnd das Roͤmisch reych zuͦ raach deß bluͦts Christi / der heiligen apostlen vnd martyrer / nach der weyssagung Daniels / vnd deß heiligen Apostels vnd Euangelisten Joannis / zerrissen vnd allen voͤlckeren zum raub ward / in dem das deßnahin der Gothen oder Teütschen / doͤrtnahin aber die Hunnen vnd andere froͤmbde kriegsuͦͤlcker Rom auff den halß sassend / da sind die besten schuͦlen zerstoͤrt / die herrlichen vnd verruͤmpten Librareyen verbrennt worden / vnd sind alle erbaren vnd guͦten künst zgrund gangen. Dahaͤr dann auch den kirchen leerer sind gegeben worden / die den alten gar vngleych / vnd die nit dermassen gefasset warend / dz sy die heilig gschrifft mit soͤlicher gschickligkeit moͤchtind handlen wie die vorgenden. Da ist nun offenbar dz in diser zerstoͤrung / damit nit gar nichts überblibe von der tractation der heiligen gschrifft / maͤnner aufgestanden sind / die der Biblischen leer nit gar kein acht gehebt / die die gantz Biblisch gschrifft also in stuck vnd durch das gantz jar abgeteilt habend / das man deß jars ein mal die gantze Bibel / den Psalter aber oͤffter / ja alle wuchen moͤchte vollenden. Die Psalmen warend an statt deß gebaͤtts: welchen man in volgender zeyt vil anderer gebaͤtten mer zuͦgethon hat. Damit aber das verlaͤsen der gschrifft nit geachtet wurde on alle außlegung seyn / so hat man die laͤtzgen vnd die predginen der vaͤtteren hinzuͦ thon / nit dz die priester jnen selbs das allein laͤsind (wie es vast auff den heüttigen tag geschicht) oder daß sy dasselbig an statt deß gebaͤtts mit geeyltem laͤsen brummletind / sonder dz sy es offentlich im tempel vor dem volck / vnd zuͦ erbauwung der kirchen uͤbtind vnd verhandletind. Jch gschwyg aber yetz hie / daß diser brauch nit von yederman angenommen / so verr ists daß er gestracks gebotten vnd befolhen seye: desse man

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCCLXXXVII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/865>, abgerufen am 24.11.2024.