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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Fünff vnd viertzig
auch aller anderer menschen heil angelägen seye. Dann wir sind all glider eines leybs: darumb bättet nit ein yedes besonders für sich selbs / sonder ein yedes für den wolstand aller glideren / vnd des gantzen leybs. Daruon ich daoben geredt hab / als ich anzeigt wie man zuo Gott bätten sölle.

3375 Darauf stadt gleych / Der du bist in himmlen / nit daß Gott in himmlen als in gwüssen zilen eyngeschlossen sye. Disem irrthumb hat der glücksäligist vnd weysest aller künigen / Solomon vorlangest widerlegt / vnd gesprochen:3376 So dich aller himmlen himmel nit begreyffend / wie vil minder dises hauß? Zuo welchem auch ghört / als ich achten / das Stephanus auß dem propheten Jsaia in den Geschichten der Apostlen3377 von disem handel anzeücht. Darumb so wirt er in himmlen deß halb seyn genennt / daß sein göttliche Maiestat / maacht vnd herrligkeit besonders in himmlen erschynt. Dann nüt ist in aller natur herrlichers vnd schöners dann der himmel. Darzuo so gibt sich vns der vatter in himmlen zuo niessen. Der himmel ist vnser gmein vatterland / da wir glaubend vnseren Gott vnd vatter wonen / vnd da wir vnseren Gott vnd vatter anbättend / ob wir gleych glaubend daß er allenthalben vnd einem yeden allwäg zuo gägen seye. Dann wie der himmel alle ding vmbgibt vnd bedeckt / vnd allenthalben gleych weyt ist von der erden / also verlaßt vns die gägenwirtigkeit der Gottheit an keinem ort. Wir habend den himmel allenthalben vor augen. Wir sind auch allenthalben vor den ougen Gottes. Vber das werdend wir auch durch die gedächtnuß der himmlen vnsers ampts / deßgleychenn vnserer arbeitsäligkeit erinneret. Vnser ampt ist / daß wir im gebätt vnsere gmüter aufhebind gen himmel / der irrdischen dingen vergässind / vnd vns mer im himmlischen vatter vnd vatterland / dann in disem ellend vnnd in diser irrdischen gefengknuß belustigind. Vnser arbeitsäligkeit aber ist / daß wir von vnserer sünden wägen auß dem vatterland verstossen / auff diser erden vmbhär kriechend / vnd mancherley vnfälen vnd trübsalen vnderworffen sind / vnnd deßhalb auß tringender not nimmer aufhörend zum vatter zuo schreyen. Besonders aber wenn wir sprächend / Der du bist in himmlen / so vnderscheidend wir disen vnseren vatter den wir anrüffend / von dem irrdischen vatter / vnnd gäbend jm die allmächtigkeit zuo. Dann wär angrüfft wirt vnd erhören sol / der muoß ye alle ding wüssen / sähen / hören / ja auch wellen vnd vermögen. Darumb nach dem wir den guoten willen Gottes gägen vns in den wörtlinen Vatter vnser / außgetruckt habend / so setzend wir yetz auch das allwüssen / vnd die allmächtigkeit hinzuo / daß wir darzuo sagend / Der du bist in himmlen. Damit wirt der glaub der bättenden erweckt vnd befestnet.

3378 Auff sömlichs volgend yetz sächß bitten oder begärungen ein ander nach. Die erst ist / Geheilget werde dein namm. Wir habend Gott vnseren vatter / vns aber seine kinder genennt. Der kinderen ampt aber ist / den vatter eeren vnd preysen. Darumb bittend wir gleych von anfang / daß der namm vnsers Herren Gottes vnd vatters geheiliget werde. Der ist aber allwäg heilig vnd vnbefleckt in jm selbs / vnd gadt jm vnserthalb weder auf noch ab. Darumb so begärend wir / daß wie er in jm selbs heilig ist vnd bleybt / daß er also auch von vns darfür erkennt / vnd alle zeyt von vns geheiliget werde. 3379 Ein Namm aber / ist eines yetlichen dings beschreybung / vnnd sind die nammen erfunden zuo vnderscheid aller dingen. Gott aber ist vnentlich vnd vnermäßlich / darzuo auch einig: darumb so hat er keinen nammen mit dem er beschriben werde / bedarff auch keines nammens mit dem er von anderen Götteren werde vnderscheiden. Darumb was nammen jm in der heiligen gschrifft zuogäben werdend / die werdend jm von vnserer schwachheit wägen zuogäben / damit wir etlicher maaß also durch gleychnussen verstandind / daß von dem vnendtlichen

3375 Der du bist in himmlen.
3376 1.Reg.8.
3377 Acto.7.
3378 Geheiliget werde dein namm.
3379 Vom nammen Gottes.

Die Fünff vnd viertzig
auch aller anderer menschen heil angelaͤgen seye. Dann wir sind all glider eines leybs: darumb baͤttet nit ein yedes besonders für sich selbs / sonder ein yedes für den wolstand aller glideren / vnd des gantzen leybs. Daruͦn ich daoben geredt hab / als ich anzeigt wie man zuͦ Gott baͤtten soͤlle.

3375 Darauf stadt gleych / Der du bist in himmlen / nit daß Gott in himmlen als in gwüssen zilen eyngeschlossen sye. Disem irrthumb hat der glücksaͤligist vnd weysest aller künigen / Solomon vorlangest widerlegt / vnd gesprochen:3376 So dich aller himmlen himmel nit begreyffend / wie vil minder dises hauß? Zuͦ welchem auch ghoͤrt / als ich achten / das Stephanus auß dem propheten Jsaia in den Geschichten der Apostlen3377 von disem handel anzeücht. Darumb so wirt er in himmlen deß halb seyn genennt / daß sein goͤttliche Maiestat / maacht vnd herrligkeit besonders in himmlen erschynt. Dann nüt ist in aller natur herrlichers vnd schoͤners dann der himmel. Darzuͦ so gibt sich vns der vatter in himmlen zuͦ niessen. Der himmel ist vnser gmein vatterland / da wir glaubend vnseren Gott vnd vatter wonen / vnd da wir vnseren Gott vnd vatter anbaͤttend / ob wir gleych glaubend daß er allenthalben vnd einem yeden allwaͤg zuͦ gaͤgen seye. Dann wie der himmel alle ding vmbgibt vnd bedeckt / vnd allenthalben gleych weyt ist von der erden / also verlaßt vns die gaͤgenwirtigkeit der Gottheit an keinem ort. Wir habend den himmel allenthalben vor augen. Wir sind auch allenthalben vor den ougen Gottes. Vber das werdend wir auch durch die gedaͤchtnuß der himmlen vnsers ampts / deßgleychenn vnserer arbeitsaͤligkeit erinneret. Vnser ampt ist / daß wir im gebaͤtt vnsere gmuͤter aufhebind gen himmel / der irrdischen dingen vergaͤssind / vnd vns mer im himmlischen vatter vnd vatterland / dann in disem ellend vnnd in diser irrdischen gefengknuß belustigind. Vnser arbeitsaͤligkeit aber ist / daß wir von vnserer sünden waͤgen auß dem vatterland verstossen / auff diser erden vmbhaͤr kriechend / vnd mancherley vnfaͤlen vnd truͤbsalen vnderworffen sind / vnnd deßhalb auß tringender not nimmer aufhoͤrend zum vatter zuͦ schreyen. Besonders aber wenn wir spraͤchend / Der du bist in himmlen / so vnderscheidend wir disen vnseren vatter den wir anruͤffend / von dem irrdischen vatter / vnnd gaͤbend jm die allmaͤchtigkeit zuͦ. Dann waͤr angruͤfft wirt vnd erhoͤren sol / der muͦß ye alle ding wüssen / saͤhen / hoͤren / ja auch wellen vnd vermoͤgen. Darumb nach dem wir den guͦten willen Gottes gaͤgen vns in den woͤrtlinen Vatter vnser / außgetruckt habend / so setzend wir yetz auch das allwüssen / vnd die allmaͤchtigkeit hinzuͦ / daß wir darzuͦ sagend / Der du bist in himmlen. Damit wirt der glaub der baͤttenden erweckt vnd befestnet.

3378 Auff soͤmlichs volgend yetz saͤchß bitten oder begaͤrungen ein ander nach. Die erst ist / Geheilget werde dein namm. Wir habend Gott vnseren vatter / vns aber seine kinder genennt. Der kinderen ampt aber ist / den vatter eeren vnd preysen. Darumb bittend wir gleych von anfang / daß der namm vnsers Herren Gottes vnd vatters geheiliget werde. Der ist aber allwaͤg heilig vnd vnbefleckt in jm selbs / vnd gadt jm vnserthalb weder auf noch ab. Darumb so begaͤrend wir / daß wie er in jm selbs heilig ist vnd bleybt / daß er also auch von vns darfür erkennt / vnd alle zeyt von vns geheiliget werde. 3379 Ein Namm aber / ist eines yetlichen dings beschreybung / vnnd sind die nammen erfunden zuͦ vnderscheid aller dingen. Gott aber ist vnentlich vnd vnermaͤßlich / darzuͦ auch einig: darumb so hat er keinen nammen mit dem er beschriben werde / bedarff auch keines nammens mit dem er von anderen Goͤtteren werde vnderscheiden. Darumb was nammen jm in der heiligen gschrifft zuͦgaͤben werdend / die werdend jm von vnserer schwachheit waͤgen zuͦgaͤben / damit wir etlicher maaß also durch gleychnussen verstandind / daß von dem vnendtlichen

3375 Der du bist in himmlen.
3376 1.Reg.8.
3377 Acto.7.
3378 Geheiliget werde dein namm.
3379 Vom nammen Gottes.
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                   ist / Geheilget werde dein namm. Wir habend Gott vnseren vatter / vns aber seine
                   kinder genennt. Der kinderen ampt aber ist / den vatter eeren vnd preysen. Darumb
                   bittend wir gleych von anfang / daß der namm vnsers Herren Gottes vnd vatters
                   geheiliget werde. Der ist aber allwa&#x0364;g heilig vnd vnbefleckt in jm selbs / vnd gadt
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                   beschreybung / vnnd sind die nammen erfunden zu&#x0366; vnderscheid aller dingen. Gott
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[[389]/0870] Die Fünff vnd viertzig auch aller anderer menschen heil angelaͤgen seye. Dann wir sind all glider eines leybs: darumb baͤttet nit ein yedes besonders für sich selbs / sonder ein yedes für den wolstand aller glideren / vnd des gantzen leybs. Daruͦn ich daoben geredt hab / als ich anzeigt wie man zuͦ Gott baͤtten soͤlle. 3375 Darauf stadt gleych / Der du bist in himmlen / nit daß Gott in himmlen als in gwüssen zilen eyngeschlossen sye. Disem irrthumb hat der glücksaͤligist vnd weysest aller künigen / Solomon vorlangest widerlegt / vnd gesprochen: 3376 So dich aller himmlen himmel nit begreyffend / wie vil minder dises hauß? Zuͦ welchem auch ghoͤrt / als ich achten / das Stephanus auß dem propheten Jsaia in den Geschichten der Apostlen 3377 von disem handel anzeücht. Darumb so wirt er in himmlen deß halb seyn genennt / daß sein goͤttliche Maiestat / maacht vnd herrligkeit besonders in himmlen erschynt. Dann nüt ist in aller natur herrlichers vnd schoͤners dann der himmel. Darzuͦ so gibt sich vns der vatter in himmlen zuͦ niessen. Der himmel ist vnser gmein vatterland / da wir glaubend vnseren Gott vnd vatter wonen / vnd da wir vnseren Gott vnd vatter anbaͤttend / ob wir gleych glaubend daß er allenthalben vnd einem yeden allwaͤg zuͦ gaͤgen seye. Dann wie der himmel alle ding vmbgibt vnd bedeckt / vnd allenthalben gleych weyt ist von der erden / also verlaßt vns die gaͤgenwirtigkeit der Gottheit an keinem ort. Wir habend den himmel allenthalben vor augen. Wir sind auch allenthalben vor den ougen Gottes. Vber das werdend wir auch durch die gedaͤchtnuß der himmlen vnsers ampts / deßgleychenn vnserer arbeitsaͤligkeit erinneret. Vnser ampt ist / daß wir im gebaͤtt vnsere gmuͤter aufhebind gen himmel / der irrdischen dingen vergaͤssind / vnd vns mer im himmlischen vatter vnd vatterland / dann in disem ellend vnnd in diser irrdischen gefengknuß belustigind. Vnser arbeitsaͤligkeit aber ist / daß wir von vnserer sünden waͤgen auß dem vatterland verstossen / auff diser erden vmbhaͤr kriechend / vnd mancherley vnfaͤlen vnd truͤbsalen vnderworffen sind / vnnd deßhalb auß tringender not nimmer aufhoͤrend zum vatter zuͦ schreyen. Besonders aber wenn wir spraͤchend / Der du bist in himmlen / so vnderscheidend wir disen vnseren vatter den wir anruͤffend / von dem irrdischen vatter / vnnd gaͤbend jm die allmaͤchtigkeit zuͦ. Dann waͤr angruͤfft wirt vnd erhoͤren sol / der muͦß ye alle ding wüssen / saͤhen / hoͤren / ja auch wellen vnd vermoͤgen. Darumb nach dem wir den guͦten willen Gottes gaͤgen vns in den woͤrtlinen Vatter vnser / außgetruckt habend / so setzend wir yetz auch das allwüssen / vnd die allmaͤchtigkeit hinzuͦ / daß wir darzuͦ sagend / Der du bist in himmlen. Damit wirt der glaub der baͤttenden erweckt vnd befestnet. 3378 Auff soͤmlichs volgend yetz saͤchß bitten oder begaͤrungen ein ander nach. Die erst ist / Geheilget werde dein namm. Wir habend Gott vnseren vatter / vns aber seine kinder genennt. Der kinderen ampt aber ist / den vatter eeren vnd preysen. Darumb bittend wir gleych von anfang / daß der namm vnsers Herren Gottes vnd vatters geheiliget werde. Der ist aber allwaͤg heilig vnd vnbefleckt in jm selbs / vnd gadt jm vnserthalb weder auf noch ab. Darumb so begaͤrend wir / daß wie er in jm selbs heilig ist vnd bleybt / daß er also auch von vns darfür erkennt / vnd alle zeyt von vns geheiliget werde. 3379 Ein Namm aber / ist eines yetlichen dings beschreybung / vnnd sind die nammen erfunden zuͦ vnderscheid aller dingen. Gott aber ist vnentlich vnd vnermaͤßlich / darzuͦ auch einig: darumb so hat er keinen nammen mit dem er beschriben werde / bedarff auch keines nammens mit dem er von anderen Goͤtteren werde vnderscheiden. Darumb was nammen jm in der heiligen gschrifft zuͦgaͤben werdend / die werdend jm von vnserer schwachheit waͤgen zuͦgaͤben / damit wir etlicher maaß also durch gleychnussen verstandind / daß von dem vnendtlichen 3375 Der du bist in himmlen. 3376 1.Reg.8. 3377 Acto.7. 3378 Geheiliget werde dein namm. 3379 Vom nammen Gottes.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [389]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/870>, abgerufen am 24.11.2024.