sechszehnseitig, unten Nischen, dann zwei Galerien mit geradem Ge- bälk, spitzbogige Lunetten und der Anschluss der Kuppelgurten. -- Von den Baptisterien von Pisa und Florenz, in welchen sich jener toscanische Styl glanzvoll ausspricht, wird unten die Rede sein. -- aDas letzte Baptisterium, welches gebaut (oder doch nur so spät um- gebaut) wurde, ist meines Wissens das Achteck von Pistoja, 1337.
Eine zweite Gattung von kleinern Gebäuden, welche als Central- bauten gestaltet wurden, kommt wenigstens in zwei Beispielen vor: Die Grabkirchen hoher Personen.
b
S. Costanza bei Rom, wahrscheinlich als Grabmal zweier Töchter Constantins d. Gr. erbaut; der innere Cylinder mit der Kuppel auf zwölf Doppelstellungen von Säulen mit besondern Gebälkstücken (roh, ausgebauchte Friese) ruhend; der Umgang ebenfalls rund mit mo- saicirtem Tonnengewölbe. Merkwürdiges Gegenbild zu den ganz als Aussenbau gedachten heidnischen Kaisergräbern. (In Constantinopel scheint die Apostelkirche zur Kaisergruft absichtlich gebaut gewesen zu sein.)
c
Das Grabmal Theodorichs d. Gr. (+ 526), jetzt insgemein la ro- tonda genannt, vor dem Thor von Ravenna; aussen polygon und ehemals mit einer Säulenhalle versehen, innen rund; Erdgeschoss und Hauptgeschoss; die flache Kuppel bekanntlich aus Einem von Dalma- tien hergebrachten Stein, 34 Fuss im Durchmesser. Namentlich am Hauptgesimse selbständige und ausdrucksvolle Detailbildung. Der Por- phyrsarg, beim Sturz der Ostgothen der Gebeine beraubt, ist jetzt in dder Stadt an dem sog. Palazzo del Re Teodorico eingemauert einem echten Rest des alten Königspalastes, von dessen ehemaliger Fassade ein Mosaik in S. Apollinare nuovo (rechts vom Eingang) ein phantastisches Bild giebt.
e
Diesen Denkmälern schliessen wir noch das der Galla Placidia in Ravenna an, jetzt SS. Nazario e Celso genannt (um 440); zwar ein lateinisches Kreuz, aber durch die Erhöhung und Überkuppelung der Mitte (mit einem sog. böhmischen Gewölbe) den Centralbauten ge- nähert. Die Mosaikornamente zumal am Tonnengewölbe des vordern Kreuzarms an Werth und Alter denen des orthodoxen Baptisteriums
Christliche Architektur. Grabkirchen.
sechszehnseitig, unten Nischen, dann zwei Galerien mit geradem Ge- bälk, spitzbogige Lunetten und der Anschluss der Kuppelgurten. — Von den Baptisterien von Pisa und Florenz, in welchen sich jener toscanische Styl glanzvoll ausspricht, wird unten die Rede sein. — aDas letzte Baptisterium, welches gebaut (oder doch nur so spät um- gebaut) wurde, ist meines Wissens das Achteck von Pistoja, 1337.
Eine zweite Gattung von kleinern Gebäuden, welche als Central- bauten gestaltet wurden, kommt wenigstens in zwei Beispielen vor: Die Grabkirchen hoher Personen.
b
S. Costanza bei Rom, wahrscheinlich als Grabmal zweier Töchter Constantins d. Gr. erbaut; der innere Cylinder mit der Kuppel auf zwölf Doppelstellungen von Säulen mit besondern Gebälkstücken (roh, ausgebauchte Friese) ruhend; der Umgang ebenfalls rund mit mo- saicirtem Tonnengewölbe. Merkwürdiges Gegenbild zu den ganz als Aussenbau gedachten heidnischen Kaisergräbern. (In Constantinopel scheint die Apostelkirche zur Kaisergruft absichtlich gebaut gewesen zu sein.)
c
Das Grabmal Theodorichs d. Gr. († 526), jetzt insgemein la ro- tonda genannt, vor dem Thor von Ravenna; aussen polygon und ehemals mit einer Säulenhalle versehen, innen rund; Erdgeschoss und Hauptgeschoss; die flache Kuppel bekanntlich aus Einem von Dalma- tien hergebrachten Stein, 34 Fuss im Durchmesser. Namentlich am Hauptgesimse selbständige und ausdrucksvolle Detailbildung. Der Por- phyrsarg, beim Sturz der Ostgothen der Gebeine beraubt, ist jetzt in dder Stadt an dem sog. Palazzo del Re Teodorico eingemauert einem echten Rest des alten Königspalastes, von dessen ehemaliger Fassade ein Mosaik in S. Apollinare nuovo (rechts vom Eingang) ein phantastisches Bild giebt.
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Diesen Denkmälern schliessen wir noch das der Galla Placidia in Ravenna an, jetzt SS. Nazario e Celso genannt (um 440); zwar ein lateinisches Kreuz, aber durch die Erhöhung und Überkuppelung der Mitte (mit einem sog. böhmischen Gewölbe) den Centralbauten ge- nähert. Die Mosaikornamente zumal am Tonnengewölbe des vordern Kreuzarms an Werth und Alter denen des orthodoxen Baptisteriums
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[92/0114]
Christliche Architektur. Grabkirchen.
sechszehnseitig, unten Nischen, dann zwei Galerien mit geradem Ge-
bälk, spitzbogige Lunetten und der Anschluss der Kuppelgurten. —
Von den Baptisterien von Pisa und Florenz, in welchen sich jener
toscanische Styl glanzvoll ausspricht, wird unten die Rede sein. —
Das letzte Baptisterium, welches gebaut (oder doch nur so spät um-
gebaut) wurde, ist meines Wissens das Achteck von Pistoja, 1337.
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Eine zweite Gattung von kleinern Gebäuden, welche als Central-
bauten gestaltet wurden, kommt wenigstens in zwei Beispielen vor:
Die Grabkirchen hoher Personen.
S. Costanza bei Rom, wahrscheinlich als Grabmal zweier
Töchter Constantins d. Gr. erbaut; der innere Cylinder mit der Kuppel
auf zwölf Doppelstellungen von Säulen mit besondern Gebälkstücken
(roh, ausgebauchte Friese) ruhend; der Umgang ebenfalls rund mit mo-
saicirtem Tonnengewölbe. Merkwürdiges Gegenbild zu den ganz als
Aussenbau gedachten heidnischen Kaisergräbern. (In Constantinopel
scheint die Apostelkirche zur Kaisergruft absichtlich gebaut gewesen
zu sein.)
Das Grabmal Theodorichs d. Gr. († 526), jetzt insgemein la ro-
tonda genannt, vor dem Thor von Ravenna; aussen polygon und
ehemals mit einer Säulenhalle versehen, innen rund; Erdgeschoss und
Hauptgeschoss; die flache Kuppel bekanntlich aus Einem von Dalma-
tien hergebrachten Stein, 34 Fuss im Durchmesser. Namentlich am
Hauptgesimse selbständige und ausdrucksvolle Detailbildung. Der Por-
phyrsarg, beim Sturz der Ostgothen der Gebeine beraubt, ist jetzt in
der Stadt an dem sog. Palazzo del Re Teodorico eingemauert
einem echten Rest des alten Königspalastes, von dessen ehemaliger
Fassade ein Mosaik in S. Apollinare nuovo (rechts vom Eingang) ein
phantastisches Bild giebt.
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Diesen Denkmälern schliessen wir noch das der Galla Placidia
in Ravenna an, jetzt SS. Nazario e Celso genannt (um 440); zwar
ein lateinisches Kreuz, aber durch die Erhöhung und Überkuppelung
der Mitte (mit einem sog. böhmischen Gewölbe) den Centralbauten ge-
nähert. Die Mosaikornamente zumal am Tonnengewölbe des vordern
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/114>, abgerufen am 04.12.2024.
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